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Jahr C (2015-2016)  
27. November 2015

Wachet und betet allezeit!

29.11.2015

„Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, (…) denn eure Erlösung ist nahe.“

Mit dem Advent fängt das neue liturgische Jahr an und wir treten ein in die Zeit der inneren Vorbereitung und des Wartens auf das Weihnachtsfest. Kinder finden Warten langweilig… und auch für uns Erwachsene ist „warten“ kein positives Wort.

Wenn das Evangelium des heutigen Sonntags uns zu einer Haltung des Wartens und Betens aufruft, so geschieht dies in einem Kontext, der alles andere als langweilig ist!

Die ersten Christen, für die Lukas sein Evangelium schrieb, lebten in der Nah-Erwartung, d. h. sie rechneten damit, dass die Welt bald untergehen würde; sie erwarteten die Wiederkehr von Jesus Christus, dem Glorreichen. Und so schildert der Text dieses Szenario: Große Umwälzungen und Krisen werden das Ende anzeigen: die Natur wird verrückt spielen, die Menschen werden vor Angst vergehen, die Völker werden bestürzt und ratlos sein.

Die apokalyptischen Texte der Bibel scheinen uns manchmal fern, wirken auf uns wie unrealistische Visionen aus einem bösen Traum. Doch angesichts der schrecklichen Ereignisse, die unsere Welt aktuell erschüttern, lesen wir diese Texte anders. Wir stellen fest, dass die Bibel immer schon „das Böse“ im Blick hatte: Gewalt und Kriege zwischen den Menschen, Naturkatastrophen und ungeordnetes Chaos sind als Bedrohung da, sie sind ein Teil der Wirklichkeit. Und sie passieren nicht nur am Ende der Zeiten, sondern können uns hier und heute treffen.

Und so mag uns auch die Botschaft des Evangeliums vom 1. Advent neu treffen. Die großen Prüfungen werden nicht das letzte Wort haben: wir sind aufgerufen, sie durchzustehen und in einer Haltung des Vertrauens zu bleiben: „Richtet euch auf, erhebt eure Häupter, eure Erlösung ist nahe, denn der Menschensohn kommt“. Der Menschensohn, der wiederkommende Christus, der den Tod und das Böse überwunden hat, wird auch uns nicht dem Nichts überlassen, Versöhnung und Heil werden am Ende möglich sein gegen alle Kräfte der Zerstörung.

Ein leidfreies Leben verspricht uns das Evangelium nicht. Aber eine Hoffnung!

Persönlich möchte ich die Ermutigung „Wachet und betet allezeit“ mit in meinen Alltag nehmen. Ein uraltes biblisches Psalmwort sagt: „Meine Seele wartet auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen“, Ps 129 (130).

Das Bild vom Nachtwächter, der schon in biblischen Zeiten die Aufgabe hatte, die schlafenden Menschen vor Feuer, Feinden und Dieben zu warnen, ist ein starkes Bild. Der Nachtwächter muss die Nacht aushalten. Er darf sich nicht von Angst leiten lassen, sonst müsste er den Beruf wechseln. Man kann sich ihn vorstellen, wie er auf Stadtmauern und durch dunkle Gassen geht, Wachttürme besteigt um zu horchen und ins Dunkle zu starren. Will er die nahenden Gefahren nicht verschlafen, muss er auf der Hut sein, also hellwach, wenn alle andern schlafen. Und da die nächtlichen Stunden lang und einsam sind, wartet er mit großer Sehnsucht auf die ersten Sonnenstrahlen in der Frühe, die seine Schicht beenden.

Dieses einfache und geniale Bild kann uns sehr inspirieren! Mögen wir in den kommenden Adventswochen unsere inneren Sinne mobilisieren und schärfen, so wie der Nachtwächter! Mögen wir die Sehnsucht nach Gott, der aufgehenden Sonne, in uns vertiefen! Mögen wir „aufrecht stehen“ im Vertrauen, dass wir nicht allein sind, sondern ein Größerer uns in aller Dunkelheit hält.

(Quelle: Luxemburger Wort)

Christiane KREMER-HOFFMANN
christiane.kremer@lsrs.lu
 
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