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25. April 2024

Ökumenisches Friedensgebet im Rahmen der Oktavwallfahrt

Wie Munitionskisten zum Hoffnungsträger werden

Für das schon traditionelle Friedensgebet während der Oktav hatte in diesem Jahr die federführende Kommission Justitia et Pax vor die Kathedrale eingeladen. Der Generalsekretär der Kommission, Jean Louis Zeien, begrüßte die zahlreichen Beter und erinnerte an die vielen gleichzeitig stattfindenden Kriege weltweit, von denen einige, wie der in der Ukraine in Europa, oder andere wie in Gaza oder im Kaukasus vor den Toren Europas stattfinden. „Unsere Welt befindet sich in teils dramatischen Situationen am Abgrund von aktuellen und möglichen neuen Kriegen. Die seit Jahrzehnten sicher geglaubte Friedensordnung in Europa ist zerbrochen.“, sagte Jean Louis Zeien. Religionen dürfen sich jedoch nicht der Hoffnungslosigkeit hingeben, sondern müssen Zeichen der Hoffnung geben. Gebet für den Frieden ist ein Teil dieser Hoffnung, vor allem, wenn Menschen unverschuldet in einen Krieg hineingezogen werden, wenn Kriegsverbrechen und massive Menschenrechtsverletzungen geschehen, so Zeien weiter. „Laut der Hamburger Arbeitsgemeinschaft für Konfliktursachenforschung fanden 2022 weltweit 28 Kriege und bewaffnete Konflikte statt. Aber auch Frieden muss mehr sein, als ein negativer Frieden, dem Schweigen der Waffengewalt. Es geht um einen positiven Frieden, wo Frieden und Gerechtigkeit verbunden sind wie im Psalm 85,11. Religionen dürfen sich nicht instrumentalisieren lassen und als Kriegstreiber und Brandbeschleuniger wirken“, fuhr Jean Louis Zeien fort. Als Zeichen, dass die Welt ein gemeinsames Haus geworden ist, waren auch viele der Kirche nahestehende Organisationen wie die Caritas oder die Hilfswerke CSI, ACAT, „Oppen Hand fir Malawi“, OTM Haiti, Ordre de Malte, „Partage.lu“ oder Reech eng Hand, die weltweit Hilfe leisten, eingeladen ihren Beitrag zum Friedensgebet zu leisten.

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© I. Scart / SCP

In der Mitte der Beter, die einen Kreis bildeten, lag eine alte deutsche Munitionskiste aus dem 2. Weltkrieg, die jemand aus dem Ösling aufbewahrt hatte, daneben Scherben als Zeichen von Zerstörungen, die die einst in der Munitionskiste befindlichen Kriegswaffen hinterlassen haben. „Im Zentrum der Kriegslogik steht die Waffengewalt die Menschenleben kostet. Diese Munitionskiste steht symbolisch für alles, was zerstört wird durch diese Kriegslogik“. Die Munitionskiste aus dem Norden Luxemburgs sollte auch daran erinnern, dass Luxemburg in diesem Jahr noch den 80. Jahrestag der Offensive in den Ardennen begehen wird, als der 2. Weltkrieg auch nach Luxemburg kam und gewaltige Zerstörungen, Tod und Leid anrichtete, so wie er es jetzt in vielen anderen Teilen der Welt noch tut. Mit diesen Menschen weltweit, die unter Kriegen und ihren Folgen leiden, von denen einige als Flüchtlinge auch nach Luxemburg kommen, kann das Gebet eine gemeinsame Basis der Solidarität herstellen, so wie es die zum großen Teil ehrenamtlichen Mitarbeiter von „Reech eng Hand“ unter der Leitung von Marie-Christine Ries oft in ihrer Arbeit erfahren.

Aus zerstörten Munitionskisten werden Ikonen

„Die Welt steht in Flammen! An unzähligen Orten herrscht Krieg: Ukraine, Gaza, Sudan … Unzählige Menschen sind auf der Flucht. Für sie und mit ihnen wollen wir die Stimme des Gebetes erheben: Es ist die Stimme der Wehrlosen und dennoch Hoffenden, die Stimme der Verängstigten, Bedrängten, Vertriebenen und Geschundenen und dennoch Kämpfenden. Es ist die Stimme der Toten“, fuhr Renée Schmit, die Diözesanbeauftragt für die Oktav, fort.

© I. Scart / SCP

In der Ukraine hatten Christen die Idee Ikonen, die in der ostkirchlichen Tradition und Liturgie einen besonderen Platz einnehmen, auf zerstörte Holzreste von Munitionskisten zu schreiben, als Zeichen dafür dass Christus Krieg und Tod besiegt hat, dass aus Schwertern auch Flugscharen werden können. So konnten selbst noch Munitionskisten, die den Tod bringen sollten, zum Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod werden. Deshalb nahmen die zum Frieden versammelten Christen in Luxemburg auch eine große neu geschriebene Muttergottesikone in die Mitte ihres Gebetskreises vor der Kathedrale und brachten sie unter dem Gesang von „Dona la pace“ aus Taizé, zusammen mit der leeren Munitionskiste und den Scherben in die Kathedrale. Getragen wurde die Ikone von Weihbischof Leo Wagener, Generalvikar Patrick Muller, dem Pfarrer der armenischen Gemeinde Armen Melkonian und Caritas Präsidentin Marie-Josée Jacobs. In der Kathedrale wurde die große Marienikone vor den Hauptaltar gestellt und die leere Munitionskiste aus dem 2. Weltkrieg davor. Die Ikone stellt die Mutter der Zärtlichkeit, die Tröstende dar. „Sie kennt die Wunden des Lebens und bleibt nicht teilnahmslos stehen. Sie geht mit uns als die Hoffende, die Königin des Friedens“, sagte Renée Schmit.

Neben der Muttergottesikone mit dem Jesuskind sprachen dann die Vertreter der ONG`s, die anwesenden Priester und ein Diakon die Fürbitten. „Erschüttert von Krieg und Leid so vieler Menschen in allen Regionen der Welt, rufen wir zu Gott, unserem Vater im Himmel, der uns versprochen hat: Ich bin da", eröffnete Gerard Kieffer vom diözesanen Pressedienst das Fürbittgebet. Oft waren die Fürbitten Anliegen aus ihrer jeweiligen Arbeit mit Menschen in Kriegs- und Notgebieten. Jede/r Fürbittsprecher/in legte vorher eine Rose vor der Ikone nieder. Die Taizé Gesänge wurden in der Kathedrale begleitet und animiert von Rosamaria Camposeo von der Pastorale des Jeunes. Angesichts der Tatsache, dass der 24. April in Armenien auch der jährliche Gedenktag an den Beginn des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich von 1915 ist, lud die Oktavbeauftragte Renée Schmit auch Pfarrer Melkonian ein, im Namen seiner Gemeinde zu diesem Anlass ein Fürbittgebet zu sprechen.

© I. Scart / SCP

Zum Abschluss wurden alle Teilnehmer eingeladen gemeinsamen das „Vater Unser“ und ein Gebet aus der Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“ zu beten. Vor dem Segen, erinnerte Weihbischof Wagener in einer kurzen Ansprache daran, dass Krieg im Herzen beginnt, und dass er dann beginnt, wenn Menschen in anderen Menschen keinen Mitmenschen mehr sehen, sondern ihm die Menschenwürde absprechen und ihn zum Feind erklären. Er erinnerte auch an die erst am Tag zuvor vorgestellte Studie über die Jugend in Deutschland, die angesichts der unsicheren Weltlage, den Kriegen, dem Klimawandel physisch und psychisch/mental immer mehr leiden. Zukunftsangstangst hat oft zu Radikalisierungen und Kriegen geführt. All diese Not, Gefahrenlagen und Ängste nahmen die im Friedensgebet versammelten fünf Priester aus drei Konfessionen in ihren gemeinsamen Segen mit hinein, mit dem das ökumenische Friedensgebet einen hoffnungsvollen Abschluss fand.

 
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