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Jahr C (2021-2022)  
30. Juni 2022

An die Arbeit!

Kommentar zum 14. Sonntag von Roger Nilles (3.7.2022)

Der Weg Jesu nach Jerusalem ist lang. Er erstreckt sich bei Lukas über etliche Kapitel. Letzten Sonntag sind wir eingestiegen in diesen Weg mit seinen Höhen und Tiefen, seinen Gleichnissen, Heilungen, Mahnungen und Reden Jesu – eingeleitet mit dem Appell „Folge mir nach!“ an die Adresse eines nicht näher beschriebenen Mannes. Dieser aber will zuerst seinen Vater begraben, auch ein anderer möchte sich zunächst von jenen verabschieden, die unter seinem Dach leben. Doch die Nachfolge duldet keinen Aufschub, denn „das Reich Gottes ist (euch) nahe“, wie es zweimal in der Perikope an diesem Sonntag (Lk 10) heißt. Jesus mahnt zur Eile. Seine eingangs erfolglosen Boten ersetzt er durch 72 andere und schickt sie zu zweit vor sich her, in die Orte, in die er selbst gehen will.

Aus der Nach-folge wird ein Voran-gehen. Jesus sagt nicht: „Folgt mir unauffällig“ oder „Reiht euch (hinten) ein“. Und er sagt auch nicht: „Begleitet mich“ oder „Lasst uns zusammen gehen“. Das alles wäre weit leichter, denn stets könnte man sich am Herrn orientieren, auf ihn schauen, Verantwortung abgeben, abwarten und den Herrn „mal machen lassen“, getreu dem Motto „Der Herr wird’s schon richten.“… Nein, der Herr braucht Arbeiter für seine Ernte. Erntehelfer, keine Zuschauer. Wegbereiter, keine Mitläufer. Entschlossene, keine Zauderer. Jesus sendet aus, obwohl er um die Schwere der Mission weiß. Und er mahnt, sich nicht mit Vorbereitungen aufzuhalten oder Vorräte mitzunehmen. Der Fokus ist klar, der Auftrag ebenso: Geht zu den Menschen und bleibt bei denen, die euch aufnehmen! Schenkt ihnen Frieden und Gemeinschaft und den Kranken Heilung! Verkündet das Reich Gottes!

Sein Auftrag an die Jünger damals war auf seine Weise (erschreckend) radikal, doch zugleich schenkte er ihnen Vertrauen, gab ihnen Verantwortung und Hoffnung sowie die nötige Kraft, um auch bei Misserfolgen nicht einzuknicken. Dieses mutige Voran-gehen im Glauben, ohne genau zu wissen, was passiert, ohne alles im Vorfeld zu planen und ohne das Für und Wider einer solchen Unternehmung sorgsam abzuwägen, fordert uns Christen und die Kirche insgesamt heraus, auch heute, denn das Reich Gottes ist immer noch nahe. Vielleicht weniger akzentuiert auf die (end)zeitliche Dimension als zur Zeit Jesu und unmittelbar danach, aber trotzdem weiterhin existenziell für unseren Glauben – das „Wann“ ist zum „Wie“ geworden. Die Parusie hat sich verzögert, der Kern der Botschaft aber gilt unverändert: Das Reich Gottes im Spannungsfeld zwischen dem „Hier und jetzt“ und dem „Noch nicht“ ist auch heute zum Greifen nah, in unserer Welt mit all ihren Nöten und Hoffnungen und in unserem Leben, wenn wir uns darauf einlassen und danach ausrichten. Im Vaterunser beten wir hintereinander: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe.“ Diese beiden Bitten scheinen mir untrennbar miteinander verbunden.

Gerade im synodalen Prozess in unserer Erzdiözese, der Mitte Juli mit der synodalen Versammlung seinen Höhepunkt, nicht aber seinen Abschluss findet, kann der programmatische Auftrag Jesu „mutig voranzugehen“ mit Blick auf die Kirche der Zukunft ein wichtiger Impuls sein. Jeder von uns kann ein Erntehelfer sein und Gottes Botschaft und Liebe in der Welt sichtbar werden lassen. Machen wir uns also an die Arbeit, denn das Reich Gottes ist nicht „nur“ nahe, sondern - wenn wir vorausschauen auf das Ende des Weges Jesu nach Jerusalem - „mitten unter euch“ (Lk 17,21).

Roger Nilles

Bistumskanzler

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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