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Priedegten 2022  
19. Mai 2022

„Das Herz spricht zum Herzen – Cor ad cor loquitur“ (Kardinal John Henry Newman)

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (19. Mee 2022)

Aus dem Johannesevangelium (Joh 19,31–37)

Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten, baten die Juden Pilatus, man möge den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und ihre Leichen dann abnehmen; denn dieser Sabbat war ein großer Feiertag.

Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus.

Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, dass er Wahres berichtet, damit auch ihr glaubt. Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen. Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.

Herzlichkeit Gottes und Herzlichkeit des Menschen: Das Herz spricht zum Herzen

Im Chor der Kapelle unseres Klosters der Herz-Jesu-Priester in Clairefontaine befindet sich eine große Freske des luxemburgischen Malers Nico Brücher, dem es meisterhaft gelungen ist, die Kreuzigung Jesu beeindruckend darzustellen. Dieses Bild lädt uns ein einen Blick auf den zu werfen, den die Soldaten mit der Lanze durchbohrt haben. Jesus gibt sein Leben für uns hin, schenkt uns seinen Geist und der Soldat sticht mit einer Lanze in die Seite Jesu, wo Blut und Wasser austreten, die Zeichen der unendlichen Liebe Gottes sind. Dieses Bild steht im Mittelpunkt der Kongregation der Herz-Jesu-Priester, die von Pater Jean Léon Dehon gegründet wurde.

In dieser Szene kommen eigentlich die zwei Aspekte zum Vorschein, die auch wir immer wieder als Christen in unserem Leben begegnen: nämlich die Grausamkeit, die Brutalität des Menschen. Wie kann der Mensch dem anderen alles an Böses antun!? Dabei sehen wir, wie krank das menschliche Herz ist. Es wäre allerdings fatal zu all dem Bösen stehen zu bleiben, nach dem Motto: „Die Welt ist schlecht, jeder denkt an sich, nur ich denke an mich.“ Bei allem Leid, das wir tagtäglich begegnen, stellen wir unweigerlich die Frage. „Wo ist Gott?“ Ja, gerade dann, wenn wir am Boden zerstört sind, kommt diese Frage immer wieder in uns hoch. Daher ist es wichtig, dass wir inmitten der Szene, wo Jesus am Kreuz umgebracht wird, den zweiten Aspekt unter keinen Umständen vergessen dürfen: das Geheimnis der herzlichen Barmherzigkeit Gottes für uns Menschen. Aus dem durchbohrten Herzen Jesu strömen Blut und Wasser, daraus entspringen die Sakramente der Kirche. Das Herz des Erlösers steht offen für alle, damit sie freudig schöpfen aus den Quellen des Heiles. „Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jes 52,13). Dies ist die große Heilswahrheit par excellence, die wir niemals vergessen dürfen. Oder wie sagt der heilige Benedikt. „Und niemals an der Barmherzigkeit Gottes verzweifeln“ (RB. 4,74).

Entdecken wir das Herz Gottes. So wie das Wort „Herz“ im Wort „Barmherzigkeit“ steckt, so ist Barmherzigkeit im Herzen Jesu beheimatet. Das Herz ist das Symbol der Liebe und der Barmherzigkeit. Gott will immer wieder das Herz des Menschen berühren und ansprechen. Das Herz meint die Personenmitte des Menschen. Das Herz ist der Ort und das Symbol der Barmherzigkeit. Wenn man von einem Menschen sagt, dass er ein Herz für einen anderen Menschen hat, dann drückt man damit eine sehr persönliche und intime Beziehung aus. Diese wird noch gesteigert, wenn Eltern ihr Kind ans Herz drücken. Inspirieren wir uns an Gott. Der Prophet Hosea führt uns vor Augen, dass Gott ein Herz für sein Volk hat und es gleichsam an sein Herz nimmt: „Ich war es, der Efraim gehen lernte, ich nahm ihn in die Arme“ (11,3). Das Herz ist das Symbol der grenzenlosen Liebe Jesu Christi, der alle Menschen, „die sich plagen und schwere Lasten dieser Welt zu tragen haben“ einlädt, zu ihm zu kommen, und denen er verheißt, dass er ihnen „Ruhe verschaffen will“ (Mt 11,28). Diese Worte sind von Jesus gesprochen worden, der die schwere Last dieser Welt getragen hat, nämlich die Schwerkraft der Sünde.

Am Kreuz erweist sich nicht Gott als grausam, wie heute selbst wenige Christen meinen. Die Grausamkeit der Menschen, die sich am Kreuz austobt, bildet vielmehr den Anlass, die erbarmungsvolle Zuwendung Gottes zu uns Menschen zu entdecken. Es ist nicht Gott der Jesus getötet hat, sondern die Menschen. Im Kreuz offenbart sich die radikale Feindesliebe. Das Kreuz ist Ausdruck und Summe menschlicher Grausamkeit und zugleich Ausdruck und Summe der Versöhnung und Barmherzigkeit Gottes.

Für uns Christen ist dies die Botschaft par excellence, die ins Herz trifft – und diese Botschaft kann nur mit dem Herzen erwidert werden. Der Botschaft von der herzlichen Barmherzigkeit Gottes kann nur ein wirklich herzlicher Glaube aufseiten der Menschen entsprechen, genau ein Gottvertrauen, das von Herzen kommt und zu Herzen geht, das „von Herz zu Herz spricht“ wie es im Wahlspruch des Kardinal John Henry Newman heißt, den man als die wohl schönste Zusammenfassung jene Herzensfrömmigkeit bezeichnen darf, die sich auf das Herz Jesu richtet: „Cor ad cor loquitur“.

Nirgendwo sonst als in der Eucharistie erhält der Wahlspruch des John Henry Newman seine wahre Tiefe. Eucharistie schenkt uns die Sympathie mit Christus, der Gleichklang unseres Herzens mit dem Herzen Jesu, das für uns Menschen geschlagen hat, bis es an Liebe für uns Menschen verblutet ist. Die Herztöne der Barmherzigkeit Jesu sind deshalb nirgendwo spürbarer zu vernehmen als in der eucharistischen Feier.

Gott möchte nach einem Zitat nach Psalm 119,32 „mein Herz weit machen“. Diese Weite des Herzens brauchen wir, um uns in schwierigen Situationen bewähren zu können. Das weite Herz ist geprägt von Frieden, Ruhe und Geduld. Ein weites Herz soll unsere Handlungen leiten, nicht unsere Gefühle. Wir alle haben Sehnsucht nach einem Herz, das Trost und Zuversicht spendet.

Im 13. Jahrhundert hat der heilige Thomas von Aquin in seiner Summe der Theologie von 7 Tröstungen gesprochen, die auch uns helfen, dass das Leben gelingen kann:

1. Lust macht das Leben lebendig

Wir gebrauchen das Wort Lust auf verschiedene Weise: „Ich habe Lust auf Schokolade“. Lust bedeutet: Verlangen haben nach etwas in der Hoffnung, dass das, wonach ich verlange, mir eine angenehme Empfindung, Freude und Vergnügen bereitet. Auch der heilige Benedikt stellt die Frage: „Wer hat Lust am Leben?“ und antwortet mit einem Psalmzitat, wie der Weg zum erfüllten Leben geht: „Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deiner Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse, tue das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!“ (Prolog 17, Ps 34,14f). Lust auf Leben wird nur der empfinden, der das Böse meidet und das Gute tut.

2. Tränen verwandeln Trauer

Das Weinen kann die Traurigkeit lösen. Tränen verbinden uns zudem mit anderen Menschen. Dostojewski hat diese Erfahrung aufgegriffen, wenn er von der Begegnung Gottes im Tod schreibt: „Wir werden weinen… und alles verstehen“. Im Weinen blicken wir durch. Da geht uns das Geheimnis aller Dinge auf. Und wir begegnen der eigenen Wirklichkeit.

3. Das Mitleid der Freunde erleichtert unsere Last

Der Freund, der Mitleid mit mir hat, trägt meine Last mit. Jesus hat sich dem Leid der anderen geöffnet, ohne in seinem Leid zu versinken. Er war in Gott gegründet.

4. Die Schau der Wahrheit macht uns frei

Thomas stellt die Behauptung auf: „Die größte Lust besteht in der Schau der Wahrheit“. Wenn wir im Geist die Wahrheit schauen, wenn wir Gott selber erahnen, dann hat das Auswirkungen auf den Körper und die Emotionen. Die geistige Erkenntnis beeinflusst meine Stimmung und meinen Leib.

5. Schlafen erfrischt Körper und Geist

Der heilige Augustinus sagt: „Ich schlief ein und bin aufgewacht, und ich fand meinen Schmerz gar sehr gemildert.“ Ein guter Schlaf ist Trost mitten in den Problemen, die uns belasten. Der Schlaf ist Ausdruck des Vertrauens, dass Gott für uns sorgt.

6. Bäder reinigen und beleben

Thomas zitiert den heiligen Augustinus: „ Ich hatte gehört, der Namen Bad käme daher, dass es die Ängstlichkeit Ein Bad reinigt, weckt neue Energie, erfrischt und belebt. aus der Seele vertreibt“.

7. Das Gebet vereint unsere Herzen mit Gottvertrauen

Gotteserfahrung ist immer Trosterfahrung. Die Erfahrung, mit Gott eins zu werden, ohne Worte, ist der eigentliche Trost, den das Gebet uns schenkt.

Im Anschluss an diese sieben Tröstungen will ich Ihnen aber auch eine Tröstung mit auf den Weg geben, die mein Immunsystem immer wieder stärkt: Humor. Es gibt kaum eine Kraft in uns, die unser Leben so verändern kann wie Humor. Humor ist Aussöhnen mit der Wirklichkeit. Wer Humor hat, muss nicht seine Energie darauf verwenden, seine Fassade aufzubauen, damit alle nur seine schönen Seiten sehen. Der humorvolle Mensch söhnt sich mit allem aus, was in ihm ist. Er kann über sich selbst lachen. Der Humor weiß, dass die kleinen Fehler das Große der göttlichen Ordnung nicht stören können. Humor wächst aus der Grundlage des Glaubens, dass er von Gott bedingungslos angenommen ist.

Ja der Glaube ist schön. Maria. Du hast ein gutes, weites und mütterliches Herz.

 
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