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Den Bettler sehen, wie geht das?

Sonntagskommentar zum 26. Sonntag im Lesejahr C - Fränk Strock, Diacre-éducateur (28.09.2025)

Liebe Freunde, das Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Mann kennen sie sicher gut. Wenn nicht lade ich zu Lesen ein bei Lukas 16,19-31, sie finden bestimmt eine Bibel zu Hause, oder Online geht auch.

Was hat der reiche Mann sich zu Schulden kommen lassen? Zuerst einmal, er hat Lazarus einfach übersehen. Er war ein kleiner unübersichtlicher Schandfleck im Stadtbild. (Kommt ihnen das bekannt vor?) Den armen Menschen oder den Bettler sehen, ihn zur Kenntnis nehmen, und ihn grüßen, wie wir auch andere grüßen. Da ist einer, der hat eine Nase wie, 2 Augen, einen Mund, Arme und Hände, genauso wie ich. Es muss sich also um einen Menschen handeln. Als Mensch hat er eine Würde, wie du und ich. Wenn mein Blick seinem begegnet, grüße ich, auch wenn ich ihm kein Geld gebe. Ein freundliches Lächeln und ein ehrlicher Gruß können den Tag des Empfängers verändern.

Ein zweiter Schritt ist, die Not des Andern erkennen. Während meiner Ausbildungszeit zum Erzieher habe ich alles gelesen, was ich von Guy Gilbert in die Hand bekommen habe. Eines seiner ersten Erlebnisse war, dass er einem jungen Mann Geld gab, und dieser ihm kurz danach das Geld hinterhergeschmissen hat. Darauf angesprochen, antwortete der junge Mann, Geld wäre ihm nicht wichtig, aber er wüsste nicht wie er sonst ins Gespräch mit jemanden kommen könnte.

Aufgrund dieser Erzählung gebe ich selten Menschen in Not Geld. So wie ich Zeit habe, spreche ich mit ihm, und versuche herauszufinden was er braucht. Und dann gehen wir zusammen einkaufen. Es kostet mich dann zwar vielleicht etwas mehr, aber dafür ist die investierte Zeit um so wertvoller. Im Gespräch erfahre ich dann wie es diesem Menschen ergeht.

Beim Einkaufen bin ich kulanter geworden: wenn wir beim Auffüllen des Kühlschranks sind, sage ich ihm, er könne sich auch ein Sixpack mitnehmen, für einen gemütlichen Abend. Ein Päckchen Zigaretten ist auch drin. Verwundert werde ich dann schon mal angestarrt, jedoch kommt danach viel Dankbarkeit zum Ausdruck. Jemand, den wir auf dem Weihnachtsmarkt zu einem Hamburger eigeladen hatten, sagte nach einer halben Stunde dann und nach dem Verzehr des Hamburgers und einem Getränk, er müsse jetzt aber wirklich wieder arbeiten gehen (d.h. seinen Bettelplatz wieder einnehmen).

Sie werden mich jetzt fragen, ob ich denn sicher bin, dass das was ich finanziert habe, auch so gebraucht wird, und nicht in Alkohol oder Drogen umgewandelt wird. Woher weiß ich, dass das was erzählt wurde, auch stimmt?

Ich weiß es natürlich nicht, und kontrolliere es auch nicht. Ich muss mich mit dem zufrieden geben, was der andere von sich preisgibt. Aber das gilt ja auch für andere Menschen. In den USA bettelte mal jemand mit einem Schild auf dem stand: „Außerirdische haben meine Familie entführt und mich arbeitsunfähig gemacht!“ Jemand, der in Not ist, erfindet gerne eine Geschichte, um Hilfe zu erbetteln. Und doch verdient er es, wie alle andern, gewürdigt zu werden, nach dem Motto: „Dieu ne fait pas de camelote, je suis digne d’être aimé!“

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