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Undank ist der Welten Lohn - wo göttliches und menschliches Schicksal sich auf Augenhöhe begegnen

Sonntagskommentar zum 28. Sonntag im Lesejahr C - Christine Bußhardt, Pastoralreferentin (12.10.2025)

Als vor rund 25 Jahren Marie-Thérèse Gantenbein-Koullen das Amt als Bürgermeisterin der Gemeinde Hesperingen antrat, führte sie in den frühen Morgenstunden eine Sprechstunde ein. Ohne Termin konnten Bürgerinnen und Bürger bei ihr vorstellig werden und ihre Anliegen vorbringen.

Der unmittelbare Kontakt mit den Menschen war ihr immer sehr wichtig. Nach einer gewissen Zeit zog sie Bilanz ihrer Initiative. Was sie damals sagte, habe ich nie mehr vergessen und regelrecht zu Herzen genommen. Als es darum ging, wie sie die Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern empfand, bemerkte sie unter anderem, dass leider nur wenige Menschen auch einmal etwas Positives sagten, ehe sie ihre ganzen Sorgen und Probleme und Reklamationen vorbrächten. Drei positive Rückmeldungen wünschte sie sich pro 10 Reklamationen - so habe ich es in Erinnerung und musste beim Lesen des Evangeliums direkt an die mittlerweile verstorbene, jedoch zu Lebzeiten sehr engagierte ehemalige Bürgermeisterin denken.

Braucht Jesus Dankbarkeit?

Im Evangelium hören wir von zehn Aussätzigen, die von ihrer Krankheit geheilt werden. Jesus ermutigt, die aus der Gesellschaft verbannten, sich bei den zuständigen Priestern vorzustellen und sich wieder eingliedern zu lassen, ganz wie es der damaligen Vorschrift unter frommen Juden entsprach.

Alles geschieht, wie Jesus es sagt und dann muss er feststellen, dass nur einer der zehn, die geheilt wurden, umkehrt und Gott mit lauter Stimme lobt und sich bei Jesus bedankt. Es war ein Mann aus Samarien, also kein rechtgläubiger Jude in den Augen der religiösen Autoritäten zur Zeit Jesu, in der Sadduzäer, Pharisäer und Hohepriester aus Jerusalem den Ton angaben.

Braucht Jesus Dankbarkeit? Kommt in diesem Evangelium Jesu allzu menschliche Seite zum Vorschein, mit der wir uns alle identifizieren können? Allerdings passt dies nicht zu Jesus, so wie wir ihn aus anderen Situationen kennen, oder?

Jesus heilt und hilft ohne Gegenleistung zu erwarten. Allein der Glaube seines Gegenübers reicht aus, damit er Menschen das Augenlicht schenkt, ihre Gelähmtheit heilt und sie ins Leben zurückführt.

Dankbarkeit ist Gottes- und Nächstenliebe

Was hat es also mit der Rückfrage Jesu auf sich? Dankbarkeit ist mehr als nur Politesse oder Menschenfreundlichkeit. Wer dankbar durchs Leben geht, hat eine positivere Sicht auf die Dinge, die geschehen, anerkennt eigene Grenzen und die der anderen und ist offen für kleine und große Wunder des Alltags.

Dankbarkeit gegenüber Gott ist eine urchristliche Haltung, die Jesus einfordert und voraussetzt, wenn Menschen von ihm Hilfe erwarten.

Eucharistie - Danksagung feiern wir Christen öffentlich und in Gemeinschaft in jeder Messe. Noch immer begleiten viele Familien ihre Kinder bei der Vorbereitung auf den Empfang der Kommunion und somit auf das aktive Mitfeiern der Eucharistie. In der Vorbereitung geht es darum, christliche Haltungen zu erlernen. Die Hinführung zu einer persönlichen Beziehung zu Gott, der sich den Menschen zuwendet, steht im Vordergrund dieser Vorbereitung. Über Gebet und Fürbitte, über das altersgerechte Lesen und Verstehen der Bibel sowie das gemeinschaftliche Feiern der Eucharistie kann diese Beziehung zu Gott erlebt, genährt und vertieft werden.

Aus Dankbarkeit wächst Solidarität

Schließlich ist Dankbarkeit der Nährboden, auf dem Solidarität und Hilfsbereitschaft entstehen und reiche Frucht hervorbringen. Gott, der unserer Hilfe selbst nicht bedarf, verweist auf den Bedürftigen neben uns. So lesen wir an anderer Stelle bei Matthäus: wer die Hungrigen speist, die Traurigen tröstet, den Ratlosen zur Seite steht, den Obdachlosen Wohnung zur Verfügung stellt, den Kranken medizinische Hilfe zukommen lässt, die Einsamen besucht, sich der Gefangenen und aus der Gesellschaft ausgeschlossenen, annimmt, wer sich also den Menschen, in allen seinen Bedrängnissen solidarisch zuwendet, lebt Dankbarkeit und vollzieht Danksagung im Sinne Jesu gleichermaßen.

Auch in diesem Sinn treffen sich der Wunsch Jesu und der Wunsch der sozial engagierten Bürgermeisterin nach gelebter Dankbarkeit ganz auf Augenhöhe.

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