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Auf den ersten Schritt kommt es an
Wegweiser zum 4. Fastensonntag “Laetare” von Georg Rubel (31.3.2019)
Das Evangelium vom vierten Fastensonntag gehört zu den schönsten und bekanntesten Erzählungen des Neuen Testaments. Mit viel Liebe zum Detail erzählt Lukas die Geschichte vom Vater und den beiden Söhnen. Der jüngere Sohn verlangt den ihm zustehenden Erbteil, zieht weg in die Fremde und verprasst dort sein gesamtes Vermögen. Als er sich seiner existentiellen Notlage bewusst wird und merkt, dass er dem Tode nahe ist, kehrt er zurück zu seinem Vater. Dann geschieht das Überraschende, das Unerwartete, das Unfassbare. Bevor er seine Sünden bekennen und um Vergebung bitten kann, läuft ihm der Vater entgegen, empfängt ihn mit offenen Armen und liebkost ihn. Keine Moralpredigt, keine Verurteilung, nicht einmal eine Zurechtweisung. Stattdessen nimmt der Vater den Sohn bedingungslos an und freut sich über seine Rückkehr, sehr zum Ärger vom älteren Sohn.
Das Verhalten des Vaters in Lk 15, 20 bildet den Höhepunkt der Erzählung. In äußerster Dichte werden fünf Handlungen des Vaters beschrieben, von denen die wichtigste in der Mitte genannt wird: Der Vater läuft dem Sohn entgegen. Er wartet nicht ab, bis der Sohn heimkommt, sondern ergreift die Initiative und geht auf den Sohn zu. Nach alttestamentlich-jüdischem Verständnis steht der Vater für Gott. Wie der Vater dem verlorenen Sohn entgegenläuft, so geht Gott dem Sünder entgegen. Darin liegt für uns die frohe Botschaft des Textes. Gott kommt uns sündigen Menschen zuvor und macht den ersten Schritt: Er wendet sich uns vorbehaltlos zu und schenkt uns seine Güte und Barmherzigkeit. Auch wenn wir Sünder sind und in unserem Leben immer wieder Fehler begehen, so dürfen wir uns stets von Gott angenommen und geliebt wissen. Wenn das kein Grund zur Freude und zum Feiern ist!
Quelle: wort.lu