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Jahr B (2023-2024)  
25. Januar 2024

„Zwar Wissen haben, aber keine Liebe“ (Augustinus)

Kommentar zum 4. Sonntag im Jahreskreis von Theo Klein SCJ (28.01.2024)

Die Verkündigung des Evangeliums hat noch nicht richtig angefangen und schon wird Jesus im 1. Kapitel des Markusevangeliums als der „Heilige Gottes“ bezeichnet. Es ist erstaunlich, dass dieses Bekenntnis aus dem Mund eines Mannes, der von einem unreinen Geist besessen war, proklamiert wird!
Wenn im Neuen Testament die Rede von unreinen Geistern und Dämonen ist, so können wir diese Tatsache im 21. Jahrhundert nicht einfach vom Tisch wegwischen. Die Vorstellung von Dämonen feiern oft fröhliche Auferstehung – man denke an Halloween … So werden Dämonen immer wieder missbraucht, um Menschen Angst zu machen, die meistens wenig christlich, aber sehr magisch sind. Wir werden daran erinnert, dass wir in einen großen Kontext gestellt werden. Das bedeutet, dass wir nicht Herren all dieser Kontexte sind, in den wir gestellt sind. Ein böser Geist ist eine Kraft, die über einen kommt, etwas Unpersonales, etwas, das uns beherrscht. Aus mir wird plötzlich ein ES, der ich doch ein ICH sein könnte und wollte.

Wir brauchen keine Furcht davor zu haben, denn als Christen glauben wir, dass Christus solche Mächte besiegt hat, aber dennoch sind sie da.
Das ist eigentlich das Erste was wir aus dem Evangelium lernen können, „furchtlos durch die Angst gehen“ (David Steindl-Rast). Klaus Berger schreibt in seinem Kommentar zum Neuen Testament: „Nicht der Mensch mit seiner Psyche ist der Mittelpunkt aller Dinge, sondern er ist eingebettet in Beziehungen zu Personen und Mächten außerhalb seiner selbst … Man kann von diesen Mächten getrennt werden. Das Fremde ’sitzt‘ in den Betroffenen, aber kann, weil es das Fremde ist, endgültig hinausgeworfen werden – vergleichbar dem Krebs, der im Menschen und von ihm lebt, aber doch nicht hingehört und beseitigt werden kann.“ (S.139).
Das Zweite, was wir im Evangelium entdecken, ist die Tatsache, dass das Bekenntnis offenbar nicht reicht. Aus der Versuchungsgeschichte wissen wir, dass der Teufel auch die Heilige Schrift kennt und zitiert. Der Teufel ist ein richtiger Schriftgelehrter, er weiß wo was steht. Allerdings reicht dieses Bekenntnis nicht.
Der heilige Augustinus hilft uns da auf die Sprünge um dieses Defizit zu klären, indem er sagt, dass die Dämonen ein Wissen haben, aber es fehlt ihnen etwas, es fehlt ihnen die Liebe.

Wissen ohne Liebe kann destruktiv sein! Aus diesem Bekenntnis, dass Jesus der Heilige Gottes, der Sohn Gottes ist, folgt noch keine Konsequenz. Nur dieses Bekenntnis reicht nicht aus. Jesus wollte nicht einfach ein Lippenbekenntnis. Der Mann mit unreinem Geist, der unter der Herrschaft von dunklen Mächten stand, war versklavt.

Das Tagesgebet kann uns helfen das Evangelium besser zu verstehen: „Gib, dass wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten und die Menschen lieben, wie du sie liebst.“ Der wahre gelebte Glaube, der sich nicht mit Lippenbekenntnissen begnügt, hilft uns aus der Schizophrenie herauszutreten, in der wir überall sein möchten und nirgends sind. Letztendlich geht es um die Ganzheit des Herzens, die Ungeteiltheit des Seins. Entdecken wir dazu die verwandelnde Kraft Jesu neu. Sie ist nicht einfach verschwunden. Wir können Jesus Christus anrufen, wenn wir unser eigenes Christsein, unseren Glauben, die Sakramente wieder ernstnehmen. Dann haben wir einen direkten Zugang zu dieser Kraft, die uns hilft, auch in dieser konfliktreichen Zeit zu leben und dieser neuen Lehre Jesu ein Gesicht zu geben, nämlich unseres.

Théo KLEIN s.c.j.
 
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