Lourdes 2020 heiheem: Beschwerlich

Wer den steilen Anstieg nicht scheut, gelangt zu den bronzefarbenen Darstellungen der Kreuzwegstationen in dem Hain oberhalb der Basiliken. Zugänglicher sind die weißen Marmorplastiken, die den Leidensweg Jesu abbilden am rechten Flachufer des Gave.

Kreuzwege gibt es viele, nicht nur in Gips gegossen oder aus Marmor gehauen. Kreuzwege sind Wege der Menschen mit ihrem Kreuz.

Jesus ist nicht nur der verherrlichte Gottessohn, er ist auch der leidende Menschensohn. Maria ist nicht nur die thronende Himmelskönigin, sie ist auch die weinende Mutter.

Unser Leben ist nicht nur erholsamer Spaziergang durch die Annehmlichkeiten der Konsumgesellschaft, sondern bisweilen auch Kriechgang unter den Belastungen und Strapazen der Gegenwart.

Die Mühen des Alters, die Plagen der Krankheit, die Sorgen mit Kindern, Daseins- und Zukunftsängste, unverarbeitete Wunden aus der Vergangenheit… so vieles zehrt an unseren Lebenskräften und raubt uns die unbeschwerte Freude am Leben. Gott scheint manchmal unheimlich weit weg zu sein. Sieht er mich wirklich? Nimmt er Anteil an meinem Schicksal? Kommt mir von Ihm Hilfe?

Die Betrachtung der Leiden Jesu kann zu einem zweifachen Perspektivwechsel werden. Zum einen finde ich in Ihm meine eigenen Leiden wieder. Zum anderen nehme ich wahr, wie Er Teil meiner Wunden ist. Ich bin in Ihm und er in mir. Wenn ich in Ihm bin, bin ich nicht verloren, wenn Er in mir ist, erfahre ich Halt, Tröstung, Stärke, Heil.

Ich stelle mich heute bewusst meiner Leiden und übergebe sie dem Herrn. Ich bitte Maria um Trost und Beistand.