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Lourdes 2020 heiheem: Lichtvoll
Spiritueller Impuls von Weihbischof Leo Wagener: Donnerstag, 23. Juli 2020
Es beginnt zu dunkeln. Lange Menschenreihen stellen sich hinter Fahnenträgern entlang des Gave auf. Dünne Kerzen mit bedrucktem Papierhelm werden gereicht und angezündet. Die Lichterprozession setzt sich in Bewegung. Aus dem Lautsprecher erklingt: Je vous salue…Rollstühle und rollende Tragbahren geben ein leises Quietschen von sich… Orgelklang begleitet das Gloria Patri…Das Lichtermeer schlängelt sich in Richtung Rosenkranzbasilika…Ave, Ave, Ave Maria!
Lourdes vertreibt nicht das Dunkel, es erhellt es. Die Pilger stellen sich der Nacht und entzünden darin ein Licht. Nacht bleibt Nacht. Krankheit bleibt Krankheit, Alter bleibt Alter, Sorgen lösen sich nicht in Nichts auf. Aber in das Dunkel, in die Krankheit, in das Alter, in die Sorgen leuchtet das Licht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Der Glaube ist der Glaube an den Auferstandenen, der das Dunkel des Todes aufgebrochen hat. Die Hoffnung ist das Vertrauen auf die Wahrhaftigkeit der Worte Jesu: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben (Joh 8,12)“. Die Liebe ist die Liebe des Vaters, der seine Kinder nie verlässt.
An Maria lesen wir ab, was Glaube, Hoffnung und Liebe bewirken. Sie sagt Ja zu Plänen Gottes, die sie nicht durchschaut. Sie hofft gegen alle Hoffnung, deshalb bleibt sie beim Kreuz ihres Sohnes. Sie liebt so sehr, dass sie in der Gemeinschaft jener Jünger bleibt, die ihren Sohn verraten und verlassen haben.
Liebe ist stärker als menschliches Versagen und gekränkte Ehre. Gottes Liebe ist stärker als die zermürbende Kraft der Krankheit. Das lassen sich Kranke bei der Krankensalbung sagen. Die Härte der Krankheit wird aufgebrochen auf die zärtliche Zuwendung Gottes.
Er gießt sein Öl des Heils auf die Wunden der Einsamkeit und der Verzweiflung. Ich gebe mich in seine Hände.
Weihbischof in Luxemburg