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Persönliche Kommentare  
6. März 2019

Und, wie fastest Du?

Ein ganz persönlicher Kommentar zur Fasten-, pardon Detox-Zeit

Fasten ist in, Fastenzeit eher nicht. Obwohl, ist Fastenzeit nicht, wenn man so um sich schaut - bis auf einige wenige Schlemmer-Tage (Wochen für nicht ganz so Motivierte) - das ganze Jahr über? Besonders nach den Weihnachtsfeiertagen - erst tischt man uns den Braten, dann die Rechnung auf - muss es dem Winterspeck an den Kragen. Der Bierbauch muss weg, die Bikini-Figur oder der Sixpack müssen her. Aber auch sonst übers Jahr gesehen begleiten uns eher klassischen Angebote - mit oder ohne Gott - wie Heilfasten, Fastenwanderungen oder Fastenkuren - und viele neue Trends auf dem Abnehm-, Körperkult- und Wellnessmarkt. Neben der reinen Gewichtsabnahme geht es um Entschlacken, ein neues Körpergefühl, ein „Well-Being“... ja, es geht um 16 zu 8, 5 zu 2 oder Low-Irgendwas-Diäten. Und die Versprechen sind entsprechend groß: Drei Kilo pro Woche! Eine Kleidergröße weniger in 14 Tagen! Der Mensch, so scheint es, will zwischen Pilates und Light-Shakes Körpermasse reduzieren für wahlweise ein besseres Aussehen, ein besseres Selbstwertgefühl oder ein „leichteres“ Leben. Es zieht ihn ins Fitnessstudio, er zählt jeden Schritt, will „Balast“ abwerfen, vertraut auf Nahrungsergänzungsmittel und High-Energy-Drinks, lässt künstlich nachhelfen oder - wenn ihm das ganze zu stressig ist - versucht es mit „Schlank im Schlaf“. BMI ist sein Maßstab, der Spiegel sein Profil! Der Mensch will detoxen, am besten per App!

Manche, so habe ich den Eindruck, verwechseln inmitten dieser ganzen und sich ständig verändernden Trends allzuleicht Fastenzeit mit einer langen 40 zu 0 Diät, so als müssten wir an Ostern und dem nächsten Viergängemenü deutlich schlanker sein als an Aschermittwoch. Das mag mitunter nicht schaden und unser Konsum ist durchaus zu überdenken, aber nicht erst seit gestern, bereits in der Heiligen Schrift wird vor einem veräußerlichten Fasten gewarnt. Es lohnt sich gerade jetzt, gerade heute den Worten des Propheten Jesaja (Kapitel 58) zu lauschen und sich das wahre Fasten vor Augen zu führen. Wenn an Fastentagen der Mensch sich nicht ändert, nicht eine neue Haltung einnimmt gegenüber seinen Mitmenschen, die Not der anderen nicht sieht und Unrecht Unrecht sein lässt, dann, liebe Freunde, welchen Sinn hat es dann? Wenn der Verzicht sich allein auf Speis, Trank oder Handy beschränkt und das Weniger nicht begleitet wird von einem Mehr an Menschlichkeit, einer Rückbesinnung auf das Wesentliche, einem unverstellten Blick auf, ja einer Sorge für die Hungrigen und das Unrecht in der Welt, dann bleibt unser Fasten im ersten Abschnitt verhaften, in der Ichbezogenheit und der optischen Selbstfindung hin zu Size 0. Dann geht es uns vielleicht gefühlt besser à la ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, der Welt um uns herum aber nicht.

Vor wenigen Tagen hat mir jemand bei Tisch gesagt: Die beste Investition ist die Investition in sich selbst! Der Satz ist mir, wieso auch immer, haften geblieben. Zunächst habe ich gedanklich zugestimmt, dann, etwas später, fand ich das ziemlich egoistisch, ja selbstverliebt (war aber wohl ganz anders gemeint) und dachte, ist die beste Investition nicht jene, die ich für andere tun kann, für die Kinder, für die Familie, die Mitmenschen und die Umwelt, oder die Natur. Vielleicht ist aber etwas Wahres dran. Vielleicht muss ich (zunächst) in mich investieren, vielleicht ist die Fastenzeit genau die Zeit, um in sich zu investieren, um, ja, auf besondere Weise zu „detoxen“, um sich zu lösen von allem, was den Blick auf die Umwelt und das Umfeld versperrt und mich im Ich verhaften lässt.

Fastenzeit, so wie ich es sehe, ist dann aber vor allem Zeit für andere, geschenkte, heilige Zeit. Das jedenfalls sagt mir Jesaja:

...Ist nicht das ein Fasten, wie ich es wünsche: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, Unterdrückte freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen?
Bedeutet es nicht, dem Hungrigen dein Brot zu brechen, obdachlose Arme ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deiner Verwandtschaft nicht zu entziehen?
Dann wird dein Licht hervorbrechen wie das Morgenrot und deine Heilung wird schnell gedeihen. Deine Gerechtigkeit geht dir voran, die Herrlichkeit des HERRN folgt dir nach.
Wenn du dann rufst, wird der HERR dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich. Wenn du Unterjochung aus deiner Mitte entfernst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemandem übel nachredest,
den Hungrigen stärkst und den Gebeugten satt machst, dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag...

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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