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Jahr B (2020-2021)  
26. Februar 2021

Gipfelerlebnisse und Alltag

Kommentar zum 2. Fastensonntag von abbé Claude Bache (28.2.2021)

„Hier lasst uns eine Hütte bauen!“

Wer hat diese Redewendung, die im Evangelium des kommenden 2. Sonntags der österlichen Bußzeit ihren biblischen Ursprung hat, nicht schon einmal selbst verwendet oder zumindest gehört.

Es gibt Momente und Situationen in unserem Leben, die wir in vollen Zügen genießen. Sie sind so schön und stimmig, dass wir sie am liebsten auf Dauer festhalten wollen. Gerade der durch die Corona-Pandemie bedingte Verzicht auf diese Momente glücklichen Zusammenseins in den letzten Wochen und Monaten hat uns dies eindringlich vor Augen geführt.

Wenn auch die Situationen individuell sicher sehr unterschiedlich aussehen, wir kennen das Grundgefühl und deshalb können wir Petrus nur zu gut verstehen. Gemeinsam mit Johannes und Jakobus gehört er zu dem kleinen auserwählten Kreis der Jünger, zu denen Jesus wohl eine besonders enge Beziehung hatte, und die Zeugen eines außerordentlichen Gipfelerlebnisses werden.

Auf einem hohen Berg, nach alter biblischer Tradition ein bevorzugter Ort der Gottesbegegnung, weil er eben die Menschen aus den Niederungen des Alltags emporhebt, erleben sie die Verwandlung Jesu: Seine Kleider erscheinen plötzlich strahlend weiß. Aus der himmlischen Sphäre erscheinen Elija und Mose.
Petrus ist so überwältigt, dass er die beglückende Schau festhalten möchte. Doch es folgt nur noch der Höhepunkt: Aus einer Wolke, Sinnbild für die verhüllte Gegenwart Gottes, ist, wie bei der Taufe im Jordan, die Stimme zu hören: „Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!“ Und dann ist die Besonderheit des Augenblicks auch schon wieder vorbei.

Vom Berg der Seligkeit müssen die drei Jünger wieder hinabsteigen in den Alltag mit seinen Fragen und ungelösten Problemen. Noch können sie sich den bevorstehenden Leidensweg Jesu nicht vorstellen, aber die kommende Zeit wird sie zu der Erkenntnis führen: Gott ist nicht nur glanzvoll da, sondern auch im Dunkel. Gott zeigt sich nicht nur strahlend und mächtig, sondern auch in der Ohnmacht seiner Liebe. Doch dies müssen die Jünger erst erfahren, sie müssen den Weg mit Jesus weitergehen mit all seinen Stolpersteinen und Tiefen. Das bleibt ihnen nicht erspart. Gerade im Weitergehen erweisen sie sich schließlich als solche, die auf Jesus hören.

Schöne und tiefe Momente im Zusammensein mit lieben Menschen, verbunden mit dem Gefühl des Wahrgenommen-Seins, des selber Ganz-Seins – wie gut, wenn es sie gibt! Sie sind kostbar, darum sollten wir sie wirklich genießen. Doch wir dürfen uns nicht dem naiven Trug hingeben, wir könnten sie festhalten. Nein, es sind nur Momente letztlich auch des Gott-nahe-Seins, die uns stärken für das, was das Leben uns sonst noch bereithält. Der Weg in die Niederungen des Alltags, in die Probleme des Heute und Morgen kann auch uns niemand abnehmen, wir müssen ihn selber gehen. Doch wie Petrus und seine Begleiter können auch wir im Gehen spüren, dass Gott mitgeht. Dies gilt auch – und ganz besonders – für diese Corona-Zeit!

Claude BACHE
 
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