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Jahr B (2020-2021)  
5. November 2021

Von dem Wenigen alles gegeben

Kommentar zum 32. Sonntag von Marie-Christine Ries (7.11.2021)

Von „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist im ersten Teil des Evangeliums nichts zu lesen. Jesus spricht Klartext. So oft hat er sich bemüht, die religiösen Verantwortlichen zum Nachdenken und zum Umdenken zu bewegen. Einzelne Personen haben auf sein Wort gehört, doch die Mehrheit hat sich Jesus immer konsequenter entgegengestellt und Pläne für seinen Tod geschmiedet.

Frömmigkeit ohne gerechtes Handeln gegenüber den Ärmsten geht nicht! Gottesliebe und Nächstenliebe gehören zusammen. Das hat Jesus im Evangelium von vergangenem Sonntag deutlich hervorgehoben: Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele lieben, mit ganzem Denken und mit ganzer Kraft und den Nächsten lieben wie sich selbst.

Die unscheinbare arme Witwe

Wie dieses Handeln konkret aussehen kann, macht Jesus dann bei der ersten Gelegenheit deutlich. Er macht seine Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine arme Witwe aufmerksam, die ein paar Cent in den Opferstock gelegt hat. Die Frau und geschweige denn ihre Spende sind den meisten wohl nicht mal aufgefallen. Doch Jesus stellt die arme Frau und ihre Spende in den Mittelpunkt, da sie von dem Wenigen, das sie zum Leben hat, alles gegeben hat.

Sie hat nicht aus dem Überfluss heraus gegeben. Sie gibt von dem Wenigen, das sie besitzt, und muss sich in den kommenden Tagen noch mehr einschränken.

Mut und Gottvertrauen

Wieso handelt die Frau so? Woher hat sie die Kraft, die Freiheit so zu handeln? Sie hat wohl verstanden, was es für sie bedeutet, „Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit ganzem Denken und mit ganzer Kraft zu lieben“.

Ich bewundere diese Frau: Ich weiß nicht, ob ich ihren Mut und ihr Gottvertrauen in dieser Situation hätte. Und um von mir abzulenken, bin ich dann manchmal versucht, die Schriftgelehrten von heute zu „identifizieren“ und innerlich an den Pranger zu stellen.

Aber dann sage ich mir: „Stopp; auch ich bin gemeint.

Die Versuchung, mehr Schein als Sein zu leben, ist auch in mir und manchmal tappe ich voll in die Falle hinein. Dann hilft nur eins: sich Gottes Liebe aussetzen und diese Liebe in konkreten Gesten weiter zu schenken.

Gottes- und Nächstenliebe gehören zusammen! Ich wünsche unserer Kirche von Herzen, dass der synodale Prozess, der im Oktober begonnen hat, auch eine Erfahrung von respektvollem Zuhören und gelebter Geschwisterlichkeit wird.

Marie-Christine RIES
marie-christine.ries@cathol.lu
 
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