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Jahr A (2022-2023)  
21. September 2023

Gottes Gerechtigkeit

Kommentar zum 25. Sonndeg am Joreskrees vun der Sr Danièle Faltz (24.9.2023)

Wenn Jesus Gleichnisse erzählt, alltägliche Geschichten aus der Erfahrung der Menschen seiner Zeit, ist sein Hauptthema immer Gott, und das sollte auch unser Blickwinkel sein, wenn wir die Gleichnisse heute verstehen wollen.

Im Gleichnis der Tagelöhner geht es um Gott, nicht um Tarifverhandlungen, nicht um soziale Gerechtigkeit. Jeder bekommt am Ende des Tages denselben Lohn, und zwar so viel er braucht, um sich und seine Familie zu ernähren. Das war damals ungefähr ein Denar. Natürlich ist es in unseren Augen nicht gerecht, wenn der Arbeitgeber für eine Stunde genau so viel zahlt wie für elf Arbeitsstunden.

Darum geht es nicht. Jesus sagt uns, dass Gott jedem gibt, was er braucht; ob er es nun verdient oder nicht. In meinen Augen ist dies die zentrale Botschaft dieses Gleichnisses: Gott, der Gott den Jesus und die Evangelien verkünden, ist der ganz Andere. Er entspricht nicht den gängigen Vorstellungen, er verlangt weder Opfer noch Vollkommenheit, „er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“, Matthäus 5,45. Letztlich musste Jesus sterben, weil er an diesem Gottesbild festhielt.

Gottes Liebe ist Geschenk und nicht Entlohnung, wir müssen sie nicht verdienen, wir müssen nur offen dafür sein und sie dankbar annehmen. Genau in dieser Haltung liegt auch die Herausforderung. Viele von uns haben weniger Schwierigkeiten, einen Dienst zu leisten, als einen Dienst anzunehmen, zu schenken, als beschenkt zu werden. Denken wir an Petrus in der Abendmahlszene. Er hätte sicher keine Schwierigkeiten gemacht, seinem Herrn und Meister die Füße zu waschen. Doch wie wir wissen, hat er sich sehr gesträubt, diesen Dienst an sich geschehen zu lassen. Das ist eine durchaus menschliche Reaktion.

Photo: Luca J sur unsplash.com

Sich gratis von Gott beschenken zu lassen, fällt uns schwer. Wir glauben meistens, wir müssten uns beweisen, etwas leisten, womöglich andere übertreffen: mehr beten, mehr verzichten, mehr Gutes tun. Damit nehmen wir uns selbst in den Fokus und setzen der Liebe Gottes Grenzen, denn nur ein freies, offenes, vertauensvolles Herz ist aufnahmefähig. Dass wir so denken, ist nicht verwunderlich, denn die christliche Erziehung hat über Jahrhunderte diese „aufopfernde“ Haltung immer wieder bestärkt.

Sich unentgeltlich beschenken zu lassen, setzt voraus, dass wir uns selbst als bedürftige Menschen erfahren, angewiesen auf Gottes Liebe, sicher, dass wir alles von Ihm erwarten dürfen. Auf diesem Vertrauen gründet unser Verhältnis zu Gott, in diesem Vertrauen möchte Jesus uns bestärken. Das entspricht auch der Bitte im Vater Unser: gib uns heute unser tägliches Brot. Wir vertrauen darauf, dass Gott uns heute das gibt, was wir heute brauchen, und morgen werden wir das erhalten, was wir morgen brauchen, jeden Tag seine Liebe in vollem Maß.

Wenn jeder Christ dieses Maß der Liebe annimmt und genauso unentgeltlich weiterschenkt, dann wird auch soziale Gerechtigkeit möglich.

Dieses Gleichnis spricht also zuerst von Gottes Großmut, es zeigt allerdings auch wie kleinlich wir Menschen manchmal auf Gottes Generosität reagieren. Nicht nur die Arbeiter der ersten Stunde, nicht nur der Bruder des sogenannten „Verlorenen Sohnes“, sondern wir alle. Die meisten von uns haben viel Verständnis für ihren Unmut.

Das Vergleichen und der Neid trennen uns immer wieder, sowohl von Gott als auch von unseren Mitmenschen. Daher ist die persönliche Frage zum Schluss des Gleichnisses uns allen gestellt: „Bist Du neidisch, weil ich gütig bin?“

Danièle FALTZ r.d.c.
daniele.faltz@cathol.lu
 
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