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Jahr A (2016-2017)  
11. Februar 2017

Der Schlüssel zum Glück

12.02.2017

Mt 5,17-37

Die Lesungen des kommenden Sonntags kreisen um die Weisheit und Gerechtigkeit Gottes und die Schwierigkeit für uns Menschen, sie zu deuten oder gar in die Tat umzusetzen.

Damit wir nicht vor der Größe der Aufgabe zurückschrecken, wählt Jesus zwei Beispiele aus dem Leben der Menschen seiner Zeit: „Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, (…); geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.“

Tieropfer, die im Tempel in Jerusalem dargebracht wurden, waren zur Zeit Jesu zu bestimmten Anlässen immer noch üblich. Erst nach und nach wendet Jesus sich ganz gegen diese Praxis frommer Juden.

Was aber in diesem Moment für Jesus wichtig ist, ist seine Überzeugung, dass niemand Gnade bei Gott findet, der nicht die Hand zum Frieden und zur Versöhnung gereicht hat.

Vollkommenes Glück, gleichgesetzt mit der Gnade und der Gerechtigkeit vor Gott oder im Bild gesprochen „ein Platz im Himmelreich“, bekommt nur, wer sich schon im Hier und Jetzt um Gottes Gerechtigkeit bemüht.

Jesus tritt auf wie ein Mediator, der unsere Beziehung zu Gott und untereinander im Blick hat. „Schließe ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist.“, rät Jesus. Schließe Frieden, solange du noch die Freiheit dazu hast und ehe andere über das Maß der Strafe entscheiden.

Ist also die Fähigkeit zur Versöhnung wirklich der Schlüssel zum ewigen Glück?

Bei der Suche nach einer Antwort fallen mir Situationen ein, wo Kinder sich gerade noch gerauft und beschimpft haben, wo heiße Tränen geflossen sind und Sätze gerufen wurden wie „Ich bin nie mehr deine Freundin. Mit dir rede ich nie wieder.“ und kurz darauf haben sie wieder friedlich zusammen gespielt.

Kinder wissen tatsächlich, wie Versöhnung funktioniert. Wo kurz zuvor mit tiefem Ernst die Freundschaft aufgekündigt wurde, kann auf einmal alles vergeben und vergessen sein und die Treueschwüre werden erneuert. Wie machen Kinder das?

Fällt es ihnen so leicht, weil sie glauben, dass sie ewig leben und nicht auf ewig mit einem anderen im Streit leben wollen? Ist ihr Gefühl „heute und in alle Ewigkeit“ noch ungetrübt, ohne bittere Enttäuschungen und erlaubt dies ihnen die Hoffnung, dass zum Schluss doch immer alles gut ausgeht? Sagt Jesus deshalb, Menschen wie ihnen gehöre das Reich Gottes? (Mk10,15)

Und wir Erwachsene, warum sind wir dagegen oft so unversöhnlich? Liegt es daran, dass wir meinen, den Kampf immer jetzt und sofort gewinnen zu müssen, weil es sonst zu spät ist, weil uns die Zeit sonst davon läuft? Haben uns unsere schlechten Erfahrungen so sehr im Griff, dass kein Platz bleibt für die Hoffnung auf einen gelingenden Neuanfang?

Schnell wird klar, dass es bei dieser Sichtweise nicht um eine Versöhnung von Völkern und Nationen geht. Jesus geht es um jeden einzelnen Menschen.

Worin besteht dann aber der Anreiz, dass wir Menschen den Weg der Versöhnung einschlagen, wenn sich nicht, platt gesagt, der Weltfriede daraus ergibt?

Ist Gottes Gerechtigkeit nur Vergebung oder gibt es auch eine strafende Gerechtigkeit Gottes?

Jesus lässt die Möglichkeit einer strafenden Gerechtigkeit nicht ganz außer Acht, aber er bevorzugt es, die Menschen positiv zu motivieren. Einfacher wird es dadurch nicht. Die Aufforderung zur Versöhnung ist anspruchsvoll und umfassend.

Für den aber, dem das gelingt, ist dies eine wunderbare Gabe, die jedem Menschen zu wünschen ist, denn ohne Versöhnung hat das Glück nicht lange Bestand.

„Seid wie die Kinder! Wie schnell vergeben und vergessen sie! Ihre Übergänge sind immer Übersprünge vom Ernst zum Scherz, vom Scherz zur Freude – lauter Sonnenregen.“, rät Jean Paul (1763-1825) deutscher Dichter, Publizist und Pädagoge.

Quelle: Luxemburger Wort

Christine BUßHARDT
christine.busshardt@cathol.lu
 
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