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Jahr A (2016-2017)  
23. September 2017

Die Logik der Liebe

24.09.2017

Mt 20,1-16a

Haben Sie jemals gehört, dass ein Winzer Arbeiter in seinen Weinberg schickt, von denen die ersten 12 Stunden arbeiten, die folgenden neuen, oder sechs, die letzten nur noch eine Stunde. Alle verdienen das Gleiche.

Das kann doch nicht sein! Und dennoch ist es in Kurzfassung das, was Jesus an diesem Sonntag im Evangelium erzählt.

Allerdings ist dieser Text keine Aussage zur Lohnpolitik der Unternehmer oder zur Sozialpolitik der Staaten, es handelt sich auch nicht um ein Traktat über die distributive Gerechtigkeit. Schließlich steht schon im ersten Satz des Textes: „Denn mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer ...“ Wir sind also nicht in der Logik eines Betriebes, sondern in der Logik des Himmels.

Das Gleichnis muss man in einem bestimmten Kontext lesen. Ein junger Mann kommt zu Jesus und fragt: Was muss ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortet ihm mit fünf Imperativen: Geh, verkauf alles, gib das Geld den Armen, dann komm und folge mir nach. Der junge Mann geht traurig weg. Petrus aber hat das Gespräch gehört; er sagt zu Jesus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind Dir nachgefolgt. Was werden wir bekommen? Mt 19, 16-30

Armer Petrus, wie so oft bekommt er mit diesem Gleichnis eine weitere Lektion: Im Himmelreich wird nicht gerechnet und nicht nach den Verdiensten bezahlt, im Himmelreich gilt die Logik der Liebe. Auch in diesem Text stellt uns also Jesus wieder sein ganz persönliches Gottesbild dar. Gott ist nicht wie wir Menschen uns ihn manchmal vorstellen, wir brauchen ihn nicht mit Opfern zu begütigen, wir brauchen ihn nicht mi Gebeten zu überhäufen, wir brauchen seine Liebe nicht durch unser Tun zu verdienen.

Die Liebe Gottes ist jedem angeboten, und sie bleibt immer unverdient. In unserer Freiheit haben wir zu entscheiden, ob und wie weit wir uns darauf einlassen wollen.

Ich erinnere mich, dass ich diese himmlische Logik vor vielen Jahren im Religionsunterricht zu erklären versucht habe. Ich weiß noch genau, welche Schülerin damals prompt eine Antwort parat hatte: „Dann braucht man sich wahrlich nicht zu bemühen, ein Gutmensch zu sein, dann ist es ja egal wie man lebt, wenn Gott im letzten Moment auch alle retten wird, die sich im Leben nicht bemüht haben“. Diese Reaktion ist natürlich sehr einleuchtend, sehr menschlich, aber sie gehört nicht in die Logik der Liebe.

Denn, wer um Gottes Liebe weiß, wer erfahren hat, was es heißt, immer neu anfangen zu dürfen, wer die Freude verspürt hat, die mit dem Dienst im Weinberg des Herrn verbunden ist, der möchte auf die Liebe Gottes mit seiner ganzen Hingabe antworten, nicht aus Berechnung, nicht um die Bilanz auszugleichen, sondern einfach aus dankbarer Liebe.
Wer sich angenommen und geliebt weiß, braucht sich nicht mit andern zu vergleichen. Er braucht nicht eifersüchtig auszurechnen, wer mehr verdient, wer bessere Bedingungen genießt oder wem mehr Ehre zukommt. In den Augen Gottes sind wir alle einzigartig, ob wir zu den Arbeitern der ersten Stunde oder zu denen der elften Stunde zählen. Wenn wir das begreifen, verstehen wir auch, dass es niemals zu spät ist sich einzubringen. Auch die Arbeiter der elften Stunde wurden gebraucht und ihnen wurde die Gelegenheit geboten sich ganz einzubringen, wenn auch nur für eine Stunde.

Wenn Gott sich verschenkt, verschenkt er sich ganz, im selben Maß den Ersten und den Letzten. Die Liebe kann nicht geteilt werden. Das wissen die Eltern am besten, sie lieben ja jedes ihrer Kinder ganz und auf einzigartige Weise. So wie Gott.

Vielleicht wären unsere zwischenmenschlichen Beziehungen einfacher und friedlicher, wenn wir uns öfters an der Liebe Gottes orientieren würden. Vielleicht würde das uns sogar helfen, in den sozialen Angelegenheiten gerechter zu sein. Dann wäre diese Parabel vielleicht doch eine wertvolle Anregung in gesellschaftlichen Fragen.

Quelle: Luxemburger Wort

Danièle FALTZ r.d.c.
daniele.faltz@cathol.lu
 
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