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Jahr C (2018-2019)  
24. Dezember 2018

Es ist die Wahrheit

Der Kommentar zu Weihnachten von Pater Théo Klein SCJ

Maria und Josef, die Hirten und die Magier, die dem Kind in der Krippe begegnet sind, können freudig bezeugen: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen“. Aber wir? Wenn jemand von uns behaupten würde, er hätte die Herrlichkeit Gottes gesehen, würde er dann nicht eher wegen religiösen Wahns verdächtigt?

Wahn ist eine krankhaft entstandene Fehlbeurteilung der Realität. Wie sieht denn diese Herrlichkeit aus? Wenn in der Bibel von Herrlichkeit die Rede ist, dann versteht man nicht einen oberflächlichen Glanz mit Verfallsdatum. Herrlichkeit bedeutet vielmehr, dass die Gegenwart Gottes das Menschenleben bis in die äußere Erscheinung hinein herrlich macht.

Jesus ist der Abglanz des Lichtglanzes Gottes (Hebr 1, 3). Was gibt es eigentlich an Weihnachten zu sehen? „Die Herrlichkeit Gottes, des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“. Das alles klingt nach großen Worten, zumal der Atheismus in unseren Breitengraden stark in der Offensive ist und durch das Buch „Der Gotteswahn“ von Richard Dawkins rund um den Erdball aufhorchen lässt, ist es für Christen wichtig, den Glauben auf die richtige Grundlage zu setzen, weil Gott kein Wahn ist.

Wenn der Johannesprolog von „der Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit“ spricht, richtet sich unser Blick auf das große Geheimnis des Kindes, das wahrer Gott und wahrer Mensch ist.

Was steckt hinter dem Prolog und der Weihnachtsgeschichte? Johannes hat dieses „Dahinter“ in den unglaublich dichten Worten auf den Punkt gebracht: „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Dieses Kind in der Futterkrippe ist Herrlichkeit, Wahrheit, Gnade und Licht. Das Evangelium spricht vom Logos, nicht nur vom Wort, sondern vom Sinn und Inhalt. Die Sinnfülle des ganzen Kosmos, alles, was ist, lässt sich auf dieses Kind zurückführen. Der Prolog offenbart den Sinn unseres Lebens, den der Kirchenvater Johannes Chrysostomos so skizziert hat, dass wir Wanderer, Reisende sind, wo die Stadt oben ist und die Gegenwart der Weg ist. Es gilt, sich dem anzuschließen, der auch den Weg gegangen ist, von der Herbergssuche über die Flucht nach Ägypten bis hin auf dem Weg zum Kreuz, bis hin den Weg voran nach Galiläa, diesen österlichen Weg. Immer ist es ein Weg, ein einzig großer Weg, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Es ist der Weg nach Hause. Es ist der Weg, wo der ruht, der uns Kunde gebracht hat. Es ist der Weg, der uns die Heimat aufzeigt, wenn dann die Zeit kommt, endlich am Herzen des Vaters zu ruhen.

Wir alle tragen die Suche nach Wahrheit in uns. Im Johannesevangelium spielt die Wahrheit eine große Rolle. Das klingt vor dem Tode Jesu noch einmal an, als Pilatus die Frage nach der Wahrheit ins Lächerliche zieht. Das Johannesevangelium hält unbeirrbar daran fest, dass es diese Wahrheit gibt.

Wahrheit ist nicht relativ in dem Sinne: Du hast deine Wahrheit und ich habe meine. Wenn Gesellschaften auseinanderbrechen, Christen sich gegenseitig bekämpfen und streiten, die Ökumene gelähmt ist, dann hat das damit zu tun, dass jeder sein exklusives Süppchen Wahrheit für sich selber kocht. Die Wahrheit des Menschen kann nur von Gott kommen. Es ist das große Geschenk der Weihnacht, dass wir hineingezogen werden in die Erkenntnis Gottes. Dazu geschieht Weihnachten, damals und immer wieder neu. Gott verlangt von jedem Menschen ein Zeugnis der Wahrheit.

Im Johannesprolog entdecken wir eine traurige und realistische Feststellung: „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Gott ist im Stall von Bethlehem zur Welt gekommen, weil Maria und Josef keinen Platz in der Herberge fanden. Er wird sozusagen aus der Welt gedrängt nach dem Motto: Verschwinde, du hast hier nichts zu suchen! Heute würden wir von Mobbing sprechen. In seinem eigenen Eigentum nicht aufgenommen zu werden, ist wirklich krass und unverschämt. Vielleicht übersehen wir, dass die Rede ist von seinem Eigentum. Unsere Lebenseinstellung fängt schon damit an, ob wir das Leben als unser oder Gottes Eigentum betrachten.

Unser eigenes Leben und das der anderen sowie unsere Welt ist nicht unser Eigentum. Versuchen wir treue Verwalter zu sein. Entdecken wir in Gottes Eigentum die Stimme Jesu, die er in die Windeln seines WORTES gelegt hat und in konsekriertem Brot und Wein sowie in den anderen Sakramenten. Nehmen wir uns die Weltgerichtsrede im Matthäusevangelium zu Herzen, wo Jesus eindeutig sagt, dass wir Gott in unseren Mitmenschen aufnehmen oder abweisen.

Weihnachten möchte unser Herz und Augen aufschließen für Gottes Herrlichkeit. Entdecken wir die Wahrheit, die uns den Sinn des Lebens offenbart, dass die Menschwerdung Gottes zur Menschwerdung des Menschen führt.

Die Wahrheit ist schön. In der Tat: Die Worte, die Dostojewski einer seiner Lieblingsfiguren, dem Idiot, in den Mund gelegt hat, drücken die unverwelkte Realität aus, die die Menschwerdung Christi zum Ausdruck bringt: „Die Welt wird durch die Schönheit erlöst werden“. Die Botschaft der Weihnacht ist kein religiöser Wahn, keine Halluzination, sondern die schönste Wahrheit, die es gibt.

Quelle: Luxemburger Wort

Théo KLEIN s.c.j.
 
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