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28. April 2019

Glauben braucht Erfahrung

Kommentar zum zweiten Sonntag der Osterzeit von Martine Regenwetter (28.04.2019)

Joh 20, 19-31

Das Evangelium dieses Sonntags reiht sich ein in die österlichen Texte, die die Auferstehung bekunden. Dieses Konzept ist heute für uns bekannt. Anders war das bei den Jüngern.

Die heutige Erzählung des Johannes findet laut Text am Tag der Auferstehung statt. Der Tag, an dem Maria von Magdala am Grab war, festgestellt hatte, dass es leer ist und daraufhin Petrus holte und den Jünger, den Jesus liebte. Sie sahen das leere Grab, und Letzterer glaubte. Maria Magdalena selbst hat den Auferstandenen gesehen und schlussendlich erkannt. Sie wurde mit einer Botschaft zu den Jüngern geschickt.

Doch an diesem Osterabend ist es düster um die Jünger. Trotz all dieser Ereignisse, keine Spur von Freude und Zuversicht. Im Gegenteil, sie haben sich eingeschlossen hinter fest verriegelten Türen. Auch innerlich sind sie wohl in Angst und Trauer eingeschlossen, sind starr und unbeweglich geworden und verstecken sich vor den Blicken der Öffentlichkeit. Doch Jesus gelangt trotzdem zu ihnen. Nicht nur durch die verschlossenen Türen, sondern auch durch die Festung aus Trauer und Angst, die sie umgibt. Und sagt: „Friede sei mit euch!“

Jesus kann dort zu uns durchdringen, wo wir uns eingeschlossen haben. Wo wir niemanden an uns heranlassen wollen. Wo es zu sehr schmerzt. Wo wir uns nicht zeigen wollen. Denn er kennt die Angst, die Verletztheit, den Schmerz und die Verlassenheit. Er kann uns umfangen und heilen, uns Frieden von innen heraus geben. Denn er war selbst dort und er weiß, was wir brauchen.

Aus solchen Begegnungen wächst Glauben. Doch diese tiefen persönlichen Erfahrungen sind schwer mit Worten zu beschreiben. Das zeigt sich auch im Text. Die Jünger können ihre Erfahrung nicht an Thomas weitergeben. Die Erfahrung ist nicht ersetzbar durch Worte, Glaube fußt immer auf einer persönlichen Begegnung mit Gott, Glauben ist nicht das Übernehmen des Wissens eines anderen. Auch Thomas braucht seine eigene Erfahrung mit dem Auferstandenen.

Die bekommt er denn auch. Allerdings merken wir, was die Jünger angeht, dass ihre Erfahrung mit Jesus nicht zu Gewissheit geführt hat, denn zu dem Zeitpunkt, an dem Jesus zu Thomas kommt, sind sie wieder in Angst und Trauer gefangen. Trotzdem ist die Präsenz Jesu so stark, dass Thomas, der lautstark gefordert hatte, seine Hände in die Wundmahle Jesu zu legen, nichts dergleichen mehr tut. Jesus bietet es ihm zwar an, doch Thomas stammelt nur: „Mein Herr und mein Gott“ – körperliches Anfassen ist nicht mehr nötig. Sein Herz hat verstanden und er glaubt.

Dieser Text zeigt, dass wir uns Zweifel leisten dürfen und dass wir geduldig mit uns sein dürfen, denn auch die Jünger, die mit Jesus gelebt haben, haben Zeit gebraucht, um wirklich zu glauben. Glaubenserfahrungen lassen sich nicht herbeireden, doch wir können in unseren Gemeinschaften den Boden bereiten, damit Menschen Erfahrungen machen können und nach und nach im Glauben wachsen.

Das Wichtigste ist dabei sicher, dass wir selbst nicht nur reden, sondern aus dem Glauben heraus leben.

Quelle: Luxemburger Wort

Martine REGENWETTER
martine.regenwetter@cathol.lu
 
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