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Anders Arborelius: Mit heiliger Ungeduld. Nichts ist unmöglich für Gottes Geist
Religiöses Buch des Monats Juli 2018
Als Papst Franziskus im letzten Jahr den Erzbischof von Stockholm, Anders Arborelius, zum Kardinal ernannte, war die Überraschung weltweit groß – und noch größer die Begeisterung in Schweden. Nie zuvor gab es einen schwedischen Kardinal. Allerdings ist die Situation der katholischen Kirche in Schweden auch außergewöhnlich: es gibt dort nur 1,5 % Katholiken, zudem ist Schweden eines der säkularisiertesten Länder überhaupt. So steht Kardinal Arborelius immer wieder vor der Situation, erklären zu müssen, worum es im christlichen Glauben ganz grundsätzlich geht. Man merkt dies seinem ersten in Deutschland erschienenen Buch „Mit heiliger Ungeduld“ auch an – in einer sehr positiven Weise. Es geht hier einmal nicht um die bei uns so sattsam bekannten Streitpunkte innerhalb der Kirche, nicht um irgendwelche Macht- oder Strukturfragen, es geht vor allem darum, was es für jeden Einzelnen in seinem Leben bedeutet, an Jesus Christus zu glauben. Diese Frage wird jedoch keineswegs lebensfremd oder abstrakt gestellt. Oft sind die einzelnen Beiträge des Buches sogar aus direkten lebenspraktischen Fragen oder im Zusammenhang mit ethischen Diskussionen entstanden, zusammengenommen beleuchten sie wie ein Kaleidoskop die Grundgeheimnisse des christlichen Glaubens immer wieder aus einer etwas anderen Perspektive.
Zunächst ist es Kardinal Arborelius ganz wichtig, immer wieder zu betonen: Gott will uns begegnen, und er begegnet jedem von uns in unserem Leben – eigentlich immer und überall. Wir müssen Gott nicht irgendwo ganz anders suchen, da er uns ständig unmittelbar nahe ist – wir müssen nur aufmerksamer werden für seine Gegenwart. Allerdings kann der Mensch, auch wenn er sich im tiefsten Herzen nach Gott sehnt, sich der Begegnung mit Gott auch entziehen. In wirklichkeitsnaher Menschenkenntnis schreibt Arborelius: „Der Mensch ist frei. Er kann nein sagen. Womöglich sagt er öfter: ‚Jetzt gerade nicht.‘ … Wir lieben unser Halbdunkel, unsere Mittelmäßigkeit und Lauheit.“ Die wenigsten Menschen sind direkt böse. Aber unsere Gleichgültigkeit gegenüber Gott und den anderen Menschen lässt leider so viel Böses in der Welt zu, dass Gott, um uns zu erlösen, selbst in diese Welt kommen und sich für uns kreuzigen lassen musste. Gottes Liebe zu uns ist wirklich so groß, dass er am Kreuz alles Leid und alle Schuld auf sich nimmt, um uns zu retten.
Der Sinn unseres Lebens kann dann eigentlich nur darin bestehen, diese Liebe Gottes anzunehmen und sie zu erwidern. Wer darin dem Vorbild Jesu folgen will, wird für sein Leben Sinn und Erfüllung, Freude und Frieden finden. Allerdings kann dieser Weg der Nachfolge auch nicht ganz ohne Schmerz und Leid bleiben. In ebenso knapper wie nachvollziehbarer Weise formuliert der schwedische Kardinal: „Wir folgen einem gekreuzigten Herrn. Da wäre es höchst erstaunlich, wenn wir ihm nicht helfen sollten, sein heiliges Kreuz zu tragen, sei es auch nur einen kleinen Splitter. Gerade darin erweist er uns seine Gnade und sein Vertrauen.“ Natürlich kann es auf dem Weg der Nachfolge immer wieder auch Rückschläge, Scheitern und Versagen geben. Aber Gott lässt uns immer wieder ganz neu beginnen, wir dürfen uns von ihm in jedem Augenblick heilen und erneuern lassen. „Jedes Mal, wenn wir Gottes liebevollen Blick in unser Inneres eindringen lassen, werden wir befreit und geheilt.“ Nichts anderes geschieht im Sakrament der Versöhnung, aber auch in jedem Gebet, weshalb Kardinal Arborelius nicht müde wird, uns zu ermuntern: Lass Gott auf dich schauen! Lass dich von ihm beschenken!
Es gelingt Anders Arborelius wirklich immer wieder zu zeigen, dass für Gottes Geist nichts unmöglich ist, wie es der Untertitel formuliert. So kann sein Buch eine ebenso ermutigende wie erfreuliche Lektüre für viele Menschen sein. (Sankt Michaelsbund)
Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.
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