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Jahr B (2023-2024)  
21. Dezember 2023

Weil in der Herberge kein Platz für sie war …

Kommentar zu Heiligabend von Jean-Jacques Flammang (24.12.2023)

Ja, so war es damals in Bethlehem - der Ortsnamen bedeutet übersetzt: Haus des Brotes. Viele waren gekommen, um sich in die Steuerlisten eintragen zu lassen. Auch Joseph und Maria, die ihr Kind erwartete. Und in der Herberge war kein Platz für sie.

Nach dem Vorbild des Heiligen Franziskus, der vor 800 Jahren ein erstes Mal das Weihnachtsgeschehen lebendig nachstellte, um den Menschen das einmalige Ereignis näher zu bringen, gibt es heute immer noch zahlreiche sogenannte Krippenspiele. Auch bei uns... Und die Suche nach einer Herberge spielt dabei stets eine wichtige Rolle. An wieviele Türen Joseph anklopfen muss, hängt davon ab, wieviele Kinder man bewegen konnte, das Krippenspiel mitzugestalten. Aber eines wird klar hervorgehoben: die Menschen wollen die beiden Fremden gar nicht bei sich haben, die Tür bleibt verschlossen, sie sollen anderswo Unterkunft suchen, nicht bei uns.

Diese Szene, meistens sehr dramatisch von den Kindern gespielt, wirft die Frage auf, was sich denn in Wirklichkeit bei uns abspielt: Ist Platz in unserer Herberge für Gott, der zu uns kommen will?

Mehr Weinachten, aber ohne Christus, hieß es vor kurzem in den Medien. Menschen wollen feiern, aber unter sich, Platz für einen fremden Gott gebe es da keinen.

Das moderne Weltbild hatte sich im Laufe der letzten Jahrhunderte immer mehr in sich verschlossen, ohne noch auf Gott hinzuweisen. Als Laplace von Napoleon gefragt wurde, wo denn in seinem neuen kosmologischen System Gott vorkäme, antwortete der große Wissenschaftler ihm prompt: Sire, ich brauche diese Hypothese nicht. Der moderne Mensch konnte leben und Welt gestalten ohne Gott. In seiner irdischen Herberge war für Gott kein Platz, und mit Gott hat der moderne Mensch auch zahlreiche ihm fremde Menschen ausgeschlossen, all jene, die sich heute als Opfer der modernen Weltansicht empfinden. Mit Wokismus und Cancel Culture soll nun Altes ausgelöscht und Neues geschaffen werden. Aber auch in diesen postmodernen Welten ist für Gott kaum ein Platz vorgesehen.

Zum Familienfest ist Weihnachten geworden, oder auch zum Fest der Liebe, das man mit Menschen feiert, die einem nahe stehen. Daran ist nichts auszusetzen. Im Gegenteil, wo diese Familientreffen nicht mehr stattfinden, fehlt manchen etwas, das ihr Leben prägt. Sicher werden zahlreiche Alternativen zum Feiern angeboten, und auch daran ist nichts zu beanstanden. Im Gegenteil, schön ist es, wenn an den Feiertagen auch an jene gedacht wird, die kein Zuhause mehr haben. Wenn ihnen wenigstens in der Weihnachtszeit durch ein Festessen ein bisschen menschliche Wärme zukommt, haben wir somit einen Hinweis auf die Herberge, in der damals kein Platz war für Joseph und Maria, die ihren Erstgeborenen in die Futterkrippe im Stall legen musste.

Großes wurde damals erahnt, und der Engel wusste es den Hirten zu deuten: Heute ist euch der Retter geboren, Christus der Herr. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.

Von einer Herberge ist nun keine Rede mehr, bis später im Evangelium, wenn Jesus dann selbst eine Herberge suchen und einrichten lässt, um dort mit seinen Freunden das Osterlamm zu essen. Er, der als Kind in einer Futterkrippe lag, gibt vor seinem Tod in der Herberge den Menschen Brot des Lebens für eine neue, gerechtere und friedfertigere Welt. Und in dieser Herberge ist - Papst Franziskus erinnert uns stets daran - Platz für alle.

Jean-Jacques FLAMMANG SCJ
 
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