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Jahr A (2022-2023)  
3. August 2023

Man sieht nur mit dem Herzen gut

Kommentar zum Sonntag der Verklärung des Herrn von Henri Hamus (6.8.2023)

Vor 80 Jahren, im Sommer 1943, schrieb Antoine de Saint-Exupéry in Amerika seinen berühmten „Le Petit Prince“. Die zenrale Botschaft ist weltbekannt: „Adieu“, sagte der Fuchs „hier ist mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Das mit dem „Herzen sehen“ will gelernt sein. Petrus hat es erfahren - er hat es ein Leben lang lernen müssen.

Die Verklärung Jesu am Berg Tabor ist eine der wichtigen Lernetappen des Petrus. Er sieht seinen Freund und Herrn in übernatürlichem Licht und bei ihm Mose und Elija. Seine Reaktion: „Es ist gut, dass wir hier sind“ - jetzt habe ich verstanden! „Wenn du willst, werde ich drei Hütten bauen: eine für dich, eine für Mose und eine für Elija“.

Erst vor kurzem hat Petrus Jesus „Christus, Sohn des lebendigen Gottes“ genannt; jetzt stellt er ihn in eine Reihe mit den Grössen des Ersten Testamentes!

Die Stimme aus der Höhe belehrt ihn eines Besseren: „Dieser ist mein geliebter Sohn. Auf IHN sollt ihr hören!“ Petrus muss lernen, dass ein Bekenntnis mit Worten Konsequenzen hat. Wenn er Jesus als Gottes Sohn bekennt, dann muss er in seinem Wort Gottes Wort hören! Dann ist Jesus unendlich mehr als die Propheten, einschliesslich der grössten. Dann kann er Jesus unmöglich auf die gleiche Stufe stellen, in eine von drei gleichen Hütten unterbringen!

Petrus muss sich auf den Weg eines „long life learning“ machen. Er muss lernen, Jesus mit anderen als nur menschlichen Augen zu sehen. Sein Blick auf Jesus wird auf harte Proben gestellt: der Anblick des gefangenen Jesus stürtzt ihn in existenzielle Ängste und macht aus ihm den Verleugner: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ Angesichts der Verurteilung Jesu ergreift er wie die anderen die Flucht. Er sieht das leere Grab und geht nach Hause. „Ich gehe fischen“, sagt er zu seinen Freunden und gemeinsam kehren sie zu ihrem Handwerk aus der Zeit vor ihrer Begegnung mit Jesus zurück. Erst die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus öffnet Petrus und den anderen Jüngern die Augen. Und diesmal wird das Sehen mit dem Herzen zur bleibenden und immer weiter wachsenden Bestimmung ihres Lebens.

Die Legende erzählt, dass Petrus den letzten Schritt wagt, als er Jesus vor den Toren Roms fragt: „Quo vadis? - Wo gehst du hin?“ Er lässt Jesus nicht an seine Stelle nach Rom gehen, um noch einmal gekreuzigt zu werden; er geht selbst, er folgt seinem Herrn und Gott bis in den Tod.

Jetzt erst, im Sterben, wird Petrus definitiv sehen, was er im Leben geglaubt hat: er sieht Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen im göttlichen Licht - er begreift, dass die Verklärung auf dem Berg eine Art Vorschau war, eine Einladung, nicht nur mit den Augen des Körpers zu sehen, sondern Jesus immer schon mit den Augen des Herzens, mit den Augen des Glaubens zu sehen.

Petrus lädt uns ein, neue, andere Menschen zu werden: „Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter./ Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer./ Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.“ (Lothar Zenetti +2019)

Henri HAMUS
henri.hamus@cathol.lu
 
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