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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
1. September 2022

Heinrich Bedford-Strohm: Frömmigkeit und Glück

Religiöses Buch des Monats September 2022

Das Streben nach Glück ist wohl allen Menschen gemeinsam. Mehr denn je sind die Menschen aber heute auf der Suche nach den richtigen Wegen zum Glück – die Orientierungen, aus denen heraus wir leben, sind nicht mehr so selbstverständlich, wie sie es lange Zeit waren. Darum versucht seit einigen Jahrzehnten eine empirische Glücksforschung herauszufinden, auf welchen Wegen Menschen, die sich als glücklich bezeichnen, zu diesem Lebensglück gefunden haben. Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit dieser Glücksforschung und hat festgestellt, dass die Inhalte, auf die Glücksforscher kommen, auch in der Bibel im Zentrum stehen. Sein neues Buch „Frömmigkeit und Glück“ betrachtet deshalb den Zusammenhang von Glück und Religion, wobei sich Bedford-Strohm bewusst für das etwas altmodisch klingende Wort Frömmigkeit entschieden hat, denn dieser traditionelle Begriff drückt seiner Ansicht nach am besten jene „Lebenshaltung aus, die das eigene Leben in den Horizont der Beziehung zu Gott stellt und diese Beziehung auch pflegt“.

Bevor danach gefragt wird, was denn nun den Menschen glücklich machen kann, weist Bedford-Strohm jedoch auf eine Besonderheit der christlichen Perspektive hin: Erfahrungen des Leidens werden nicht als unvereinbarerer Gegensatz zum Glücklichsein verstanden, sondern als etwas, das in eine tiefere Glücksperspektive zu integrieren ist. Glück ist einerseits natürlich ein Hochgefühl, andererseits muss man aber auch feststellen: „Glück im umfassenden Sinne heißt eben in guten wie in schweren Tagen sich getragen und geborgen fühlen zu dürfen“. Aus dieser Perspektive heraus ist es zu verstehen, wenn Jesus in der Bergpredigt, die Armen, Benachteiligten, Beladenen, „die da Leid tragen“ seligpreist. „Wir Christen leben aus der Überzeugung, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Wir wissen um das Licht der Auferstehung, selbst dann, wenn unsere Gefühle nur noch Passionsgefühle sind.

Vor diesem Hintergrund vergleicht Bedford-Strohm nun die einzelnen konkreten Ratschläge der Glücksforschung mit den biblischen Aussagen, und hier ist wirklich eine erstaunliche Deckungsgleichheit zu beobachten. Dankbarkeit, Zuversicht, Liebe, Leben in der Gegenwart, Vergebungsbereitschaft – das sind wirklich alles Kernthemen der biblischen Botschaft, und Gebet und Gottesdienst helfen dem Menschen, diese Lebenshaltung immer mehr einzuüben. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem Thema Geld und Glück. Während in unserer Gesellschaft Geld als ein sehr wichtiger Faktor zum Glücklichsein betrachtet wird, gibt es in der Bibel viele Passagen, vor allem in der Verkündigung Jesu, die materiellen Reichtum äußerst kritisch sehen. Doch hier möchte der Landesbischof differenzieren – bei genauer Betrachtung geht es in der Bibel an den relevanten Stellen eigentlich meist um soziale Gerechtigkeit, eine Romantisierung der Armut ist der Bibel dagegen fremd.

Zum Schluss nimmt Bedford-Strohm noch zwei wichtige Aspekte in den Blick. Zum einen, dass Frömmigkeit nicht als der Königsweg zum Glück verzweckt werden darf. „Wer sich auf Frömmigkeit als Mittel zum Zweck eines glücklichen Lebens einlässt, wird scheitern.“ Zum anderen müssen sich alle an Christus Glaubenden fragen, ob Glück in seiner ganzen Tiefe nicht dem ewigen Leben vorbehalten ist. Im Grunde ist es natürlich so, und doch empfiehlt Bedford-Strohm in diesem Zusammenhang einen Perspektivenwechsel: Nicht so sehr das „Noch-nicht“, sondern eher das „Jetzt-schon“ in den Blick zu nehmen, denn auch im jetzigen irdischen Leben scheint immer wieder schon die Fülle des ewigen Lebens auf, gibt es Momente, in denen sich der Himmel für uns bereits öffnet.

Insgesamt darf man dieses Buch wirklich als eine ganz große Ermutigung verstehen, das Leben vertrauensvoll und zuversichtlich als Geschenk Gottes dankbar anzunehmen und im Bewusstsein seiner Liebe und seines Segens zwar nicht frei von jeglichem Leid, aber dennoch durchaus glücklich zu leben.

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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