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Jahr C (2018-2019)  
2. Februar 2019

Das Hohelied der Liebe

Der Kommentar zum 4. Sonntag im Jahreskreis von Mathias Schiltz (3.2.2019)

1 Kor 12, 31–13, 13

Mit diesem Titel wird der Hymnus auf die Liebe ausgezeichnet, den der Apostel Paulus uns in seinem ersten Brief an die Korinther hinterlassen hat (1 Kor 12, 31–13, 13; zweite Lesung dieses Sonntags). Aber auch ein Buch des Ersten Testaments trägt diesen Ehrentitel: das „Hohelied Salomos“, „das Lied der Lieder“, d. h. das Lied schlechthin.

Beide Texte besingen die Liebe. Doch wir wissen, dass „Liebe“ ein schillernder Begriff ist. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch die beiden Lieder in ihrem Ansatz und in ihrem Gehalt unterscheiden. Das Hohelied Salomos spricht in überschwänglichen Worten und Bildern von
der gegenseitigen Anziehung zweier Verliebter, von ihrer schwärmerisch-leidenschaftlichen Liebe, die bezirzt und bezau-
bert und des Menschen Herz bestrickt. „Stark wie der Tod ist die Liebe, die Leidenschaft ist hart wie die Unterwelt. Ihre Gluten sind Feuergluten, gewaltige Flammen“ – ein göttliches Feuer (Hld 8, 6). So schätzt die Schrift des Ersten Testaments den Eros als eine Grundgegebenheit und Urkraft des Lebens. Damit befreit sie die Liebe zwischen Mann und Frau ebenso von den Zwängen puritanischer Enge wie von der Hemmungslosigkeit des Triebs. Im ersten Korintherbrief aber empfiehlt Paulus den „anderen Weg, der alles übersteigt“. Es ist der Weg der Agapè, der hingebenden, selbstlosen Liebe, die frei ist von jedem Egoismus und Eigennutz, die einzig und allein das Wohl und den Vorteil der andern im Sinn hat und deshalb bereit ist, alles zu ertragen, alles zu glauben, alles zu hoffen und allem standzuhalten. Die Liebe, die niemals aufhört, niemals kapituliert. Es ist schließlich die Nachfolge Christi bis zur Entäußerung und zur Liebeshingabe am Kreuz (vgl. Phil 2, 6-11). In dieser altruistischen Liebe ereignet sich die volle Verwirklichung der menschlichen Person und ihrer Berufung. In biblischer Sprache: Verherrlichung und Glückseligkeit.

Stehen also zwei Ausprägungen der Liebe gegeneinander? Durchaus nicht! Eros und Agapè sind eng miteinander verwandt, denn im Letzten gibt es nur eine Liebe, deren Ursprung der Gott der Liebe ist. Das Hohelied des Ersten Bundes schreibt dem Eros zwischen Mann und Frau eine gewaltige Kraft zu, die imstande ist, die Herzen zu weiten, ihre Ichbezogenheit zu durchbrechen, die Mauern der Monaden niederzureißen, die Partner aus sich selbst herauszulocken, den Schwerpunkt ihrer Existenzen auszulagern, sie aufeinander hin zu öffnen zu einer Gemeinschaft von Personen (Gaudium et Spes 12,4), die sich nie auf ein bloßes Begehren oder auf einen Augenblick der Lust reduzieren lässt, sondern nach einer totalen und definitiven Hingabe verlangt.

So ist auch die eheliche Liebe auf die Agapè verpflichtet und auf sie hin angelegt und ausgerichtet. Gerade im höchsten Vollzug der Gattenliebe, wenn Mann und Frau ein Fleisch werden (vgl. Gen 2, 24), findet diese Orientierung ihren deutlichsten Ausdruck. Ist doch die innigste Vereinigung der Liebenden zugleich der Rahmen, in dem sich Zeugung neuen Lebens ereignen kann, sodass die Gatten fortan ihre gegenseitige Liebe mit ihrer Hingabe an das Kind teilen müssen.

Für die schenkende Liebe der Hingabe und des Dienstes wollte Papst Franziskus die Jugendlichen in seiner Eröffnungsansprache zum Weltjugendtag in Panama begeistern und gewinnen. Abschließend fragte er sie: „Glaubst du an diese Liebe? Ist sie der Mühe wert?“ Begeistert und einstimmig riefen die Jugendlichen: „Ja! Ja!“ – Und deine, meine Antwort?

Quelle: Luxemburger Wort

Mathias SCHILTZ
mathias.schiltz@cathol.lu
 
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