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Jahr C (2018-2019)  
9. Februar 2019

Menschenfischer

Der Kommentar zum 5. Sonntag im Jahreskreis von Mathias Schiltz (10.02.2019)

Lk 5, 1-11

Jesus war nicht am See Genezareth aufgewachsen, sondern in Nazareth, mehr als sechs Stunden Fußweg vom See entfernt. Auch das Fischerhandwerk hatte er nicht erlernt, er war Zimmermann gewesen. Umso mehr erstaunt es, dass die meisten der Apostel, die er berief, Fischer waren. Hat er etwa in diesem Beruf eine besondere Eignung für den Aposteldienst gesehen? Auch seine erste Tätigkeit als Verkünder und Zeuge der Frohbotschaft vom Hereinbrechen des Gottesreiches hat Jesus an den Ufern dieses Gewässers ausgeübt, das auch See von Tiberias oder gar Meer von Galiläa genannt wird.

Im Fischerberuf sollte der Zimmermann, der landein groß geworden war, sich eigentlich nicht auskennen. Das gibt ihm Simon Petrus auch unmissverständlich zu verstehen: Die Netze auswerfen, was soll das, nachdem die ganze Nacht erfolglos gewesen war? Aber dann, wie so oft bei Petrus, die spontane, vielleicht unerwartete Reaktion: „Aber auf dein Wort hin …“. Die aufkeimende Ahnung, dass dieser des Fischens Unkundige mehr weiß und weiter sieht. Ein Vorschuss von Vertrauen … Hatte Jesus doch gerade kurz zuvor in Simons Haus dessen Schwiegermutter und zahlreiche Kranke geheilt (Lk 4, 38-41).

Das Vertrauen hat sich gelohnt. Der reiche Fischfang hat alle Erwartungen übertroffen. Petrus ist erschüttert und wird inne, dass er hier dem Heiligen, ja dem Göttlichen begegnet. Von einem Schauder ergriffen, wird er sich seiner sündigen Unzulänglichkeit bewusst und weiß zugleich, dass alles gut geworden ist. Es ist Bekehrung von Grund auf, einschließlich der überwältigenden Erfahrung von restloser und vorbehaltloser Vergebung aus unverdienter Gnade. Diese Erfahrung ist unerlässliche Voraussetzung für die Berufung zu heiligem Dienst.

Die Berufung folgt denn auch gleich mit den Worten: „Fürchte dich nicht, von jetzt an wirst 
du Menschen fangen – von nun 
an wirst du Menschenfischer sein.“ Eine Rede indes, die für moderne Ohren fraglich, wenn nicht suspekt klingt. Soll das der 
Auftrag der Apostel sein, Menschen in einem Netz einzufangen, sie zu drängeln oder wie Fische mit List zu angeln oder zu überreden? Das kann doch nicht die Absicht von Jesus sein. Um den Sinn seines Bildwortes richtig zu verstehen, müssen wir bedenken, dass der Herr die Tücken und Gefahren des Sees von Tiberias kennt. Dieser kann sich zu einem stürmischen und wütenden Meer auswachsen, wie es die Evangelien in den Berichten von der Stillung des Seesturms bezeugen (Mt 8, 18.23-27; Mk 4, 35-41; Lk 8, 22-25).

Für Jesus ist dieses aufgewühlte, gefährliche Meer ein Gleichnis für die bedrohliche, unheilschwangere Welt. Menschen fangen oder fischen heißt, die Todgeweihten aus dem Meer dieser Welt retten, sie hinüberretten in das bergende Netz des Gottesreiches, das – aus Liebe geknüpft – Heil und Leben verheißt und verbürgt.

Das ist der recht verstandene Auftrag der Menschenfischer. So sah es auch der französische Schriftsteller Maxence Van der Meersch in seinem 1940 veröffentlichten Roman „Pêcheurs d’hommes“, den er der von Joseph Cardijn gegründeten Christlichen Arbeiterjugend (JOC) gewidmet hat. Gemäß der Idee des Gründers sollten die jungen Arbeiter selber Menschenfischer unter ihren Weggenossen sein.

Gerade in der chaotischen Welt von heute bleibt die Rettungsmission der Menschenfischer höchst aktuell.

Quelle: Luxemburger Wort

Mathias SCHILTZ
mathias.schiltz@cathol.lu
 
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