lb fr pt en de
Jahr C (2018-2019)  
9. März 2019

Versuchungen

Der Kommentar zum 1. Fastensonntag von Claude Bache (10.3.3019)

Das sind schon drei besondere Orte! Die Wüste, ein Berg und – Jerusalem. Das sind Orte mit (nicht nur) großer Geschichte. Viele kleine Geschichten gibt es: von der Einsamkeit, die kaputt macht. Von der Vergangenheit, die verklärt wird. Und vom Glauben, der in Angst und Größenwahn untergeht und keine Rolle mehr spielt. Da helfen dann auch keine Tempel mit ihren hohen Zinnen. Und die Paläste der Großbanken helfen auch nicht. Das Evangelium erzählt: Jesus wird an diese Orte geführt und auf die Probe gestellt, versucht. In der Wüste. Auf einem Berg. Und in Jerusalem. Aller guten Dinge sind drei!

Ich versuche, mir Jesus in der Wüste vorzustellen. Ausgehungert. Leer. Müde. Der Versucher, der sich an ihn heranmacht, er bietet ihm Steine für Brot. Nein, nicht einfach so – Jesus soll seine eigene Macht einsetzen. Sehr schmeichelhaft: aus Steinen Brot zu machen. Aber was wäre gewesen, wenn Jesus sich dazu hätte verleiten lassen? Wenn aus wenigen Steinen das Brot für den Augenblick geworden wäre? Jesus hätte sich das Brot schmecken lassen. Aber: Das wär’s dann auch gewesen. Endgültig und für immer. Die Antwort, die Jesus dem Versucher gibt, führt in eine andere Welt: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein“. – Dieses göttliche Wort erschließt ein Leben, in dem Menschen Vertrauen miteinander teilen, Ängste überwinden und Solidarität schenken.

Ich versuche, mir Jesus auf dem Berg vorzustellen. Eine weite Sicht. Die ganze Welt liegt unter ihm, liegt ihm zu Füßen. Eine gute Gelegenheit für Allmachtsfantasien: Alle Reiche dieser Welt gehören dir – sagt der Versucher. Sagt er das wirklich? Nein, so sagt er es nicht. Ich gebe sie dir, sagt er. Als ob sie ihm gehören würden. Jesus müsste nur niederfallen und ihn anbeten. Aber er fällt nicht drauf rein. Nicht nur, weil der Versucher ihm nicht geben kann, was ihm nicht gehört – Jesus betet diese Macht nicht an und er vertraut ihr auch nicht. Er selbst kommt von oben nach unten. Von dem Berg, der so hoch erhaben ist über alles, was Menschen treiben, was sie leiden und anrichten. Er leidet mit, er liebt die Menschen. Das kann der Teufel nicht ertragen!

Ich versuche, mir Jesus auf der Zinne des Tempels vorzustellen. Nach unten fällt die Mauer steil ab, unten tut sich ein Abgrund auf. Jesus soll sich doch in die Tiefe stürzen – und von den Engeln tragen lassen, so flüstert ihm der Teufel ein. Eine wahre Krönung der Allmachtsfantasie. Einfach drauf los, ohne Rücksicht, einfach fallen, von allem unberührt sein oder einfach über allem stehen. Das Bild einer ungeheuren Leichtigkeit stellt sich ein. Ein Mensch, dem Flügel wachsen – im Sprichwort gibt es ihn, aus der Werbung kennen wir das und die Sehnsucht kennt das auch.

Ja, was nützte es uns, wenn wir uns auf all das einließen? Was nützte es uns, die ganze Welt zu gewinnen, wenn wir dafür mit dem Teufel im Bunde sein müssten? Was nützte es uns, wenn wir dafür am Ende die Seele – uns selbst – verlieren? Jesus hat recht: „Ein Mensch kann nur Gott anbeten und ihm allein dienen“ (und das bei klarem Verstand!).

Quelle: Luxemburger Wort

Claude BACHE
 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu