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Priedegten 2022  
13. Mai 2022

Zurück zur Quelle

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (13. Mee 2022)

Psalm 1

Selig der Mann, der nicht nach dem Rat der Frevler geht, nicht auf dem Weg der Sünder steht, nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern sein Gefallen hat an der Weisung des HERRN, bei Tag und bei Nacht über seine Weisung nachsinnt.
Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, es wird ihm gelingen.
Nicht so die Frevler: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.
Darum werden die Frevler im Gericht nicht bestehen noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber verliert sich.

Psalm 2

Warum toben die Völker, warum ersinnen die Nationen nichtige Pläne?
Die Könige der Erde stehen auf, die Großen tun sich zusammen gegen den HERRN und seinen Gesalbten:
Lasst uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihre Stricke!
Er, der im Himmel thront, lacht, der HERR verspottet sie.
Dann spricht er in seinem Zorn zu ihnen, in seinem Grimm wird er sie erschrecken:
Ich selber habe meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berg.
Den Beschluss des HERRN will ich kundtun. Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du. Ich selber habe dich heute gezeugt.
Fordere von mir und ich gebe dir die Völker zum Erbe und zum Eigentum die Enden der Erde.
Du wirst sie zerschlagen mit eisernem Stab, wie Krüge aus Ton wirst du sie zertrümmern.
Nun denn, ihr Könige, kommt zur Einsicht, lasst euch warnen, ihr Richter der Erde!
Mit Furcht dient dem HERRN, jubelt ihm zu mit Beben, küsst den Sohn, damit er nicht zürnt und euer Weg sich nicht verliert, denn wenig nur und sein Zorn ist entbrannt. Selig alle, die bei ihm sich bergen!

Eine Freundschaftsgeschichte zwischen dem heiligen Franz von Assisi und der heiligen Klara soll in unsere Situation Licht hineinbringen: Als sich der heilige Franziskus und die heilige Klara wieder einmal sehen wollten, trafen sie sich an einem Bach, freilich an verschiedenen Ufern. Da der Bach zu breit war, um ihn überqueren zu können, kamen sie zu der Überzeugung, dass sie auf beiden Seiten zurückkehren sollten bis zur Quelle des Baches, auf die hin der Bach immer kleiner und enger wurde. An der Quelle des Baches konnten sie sich problemlos treffen und ihre geistliche Freundschaft feiern.

Diese Situation ist eigentlich ein treffendes und auch ein hilfreiches Bild für die Situation in unserer Kirche heute. Auch hier kann man immer wieder den Eindruck haben, dass sich die verschiedenen Mitglieder der Kirche und die verschiedenen Bewegungen und Räte innerhalb der Kirche gleichsam an verschiedenen Ufern eines relativ breit gewordenen Baches verteilt aufhalten. Weil der Bach nicht überschritten werden kann, finden sie nicht mehr zueinander und müssen notgedrungen auch in relativer Lautstärke miteinander reden. In dieser Situation ist der Kirche zu wünschen, dass sie die Weisheit von Klara und Franz beherzigt und auf beiden Ufern des Baches zurückkehrt bis zur Quelle des Baches. Wenn wir die gemeinsame Quelle finden, werden wir zueinander finden. Das ist nicht nur das schöne Geheimnis der Liebe, die der französische Pilot und Dichter Antoine de Saint Exupéry so gedeutet hat, dass Liebe zwischen zwei Menschen nicht nur darin besteht, dass sie sich permanent in die Augen schauen, sondern auch darin, dass sie gemeinsam in dieselbe Richtung schauen. Es zeigt sich vielmehr auch das tiefste Geheimnis der Kirche: Sie ist Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott und eben dadurch auch Gemeinschaft untereinander. Nur die Kommunion mit dem dreieinigen Gott führt zur Kommunion der Getauften untereinander und damit gewiss auch zu einer besseren Kommunikation.

Den Weg zurück zur Quelle gehen. Den Weg zur Quelle des Glaubens der Kirche zurückkehren, den Weg zurück zur ersten Liebe: „Gott hat uns zuerst geliebt“. Diese Liebe ist schön, wahr und gut. Diese Kernbotschaft des christlichen Glaubens an einen persönlichen, der Liebe ist, ermöglicht in uns Menschen drei Grundhaltungen der Liebe, die wir stets entfalten sollten.

1. Dankbarkeit für die empfangene Liebe

Liebe kann man nicht machen, nicht herstellen. Liebe kann man nicht kaufen. Liebe kann man aber empfangen und verdanken. Es fällt immer mehr Menschen schwer zu danken, und zwar nicht nur für dies oder jenes zu danken, sondern grundsätzlich dankbar für das Leben zu sein. Der Wurzelgrund der Undankbarkeit liegt darin, alles Gute, das einem entgegenkommt und das einem entgegengebracht wird, für selbstverständlich zu nehmen. Die Unfähigkeit zur Dankbarkeit dürfte denn auch der Wurzelgrund vieler seelischer Krankheiten und vielleicht auch der Dauerfrustration nicht weniger Menschen in der Kirche heute sein. In dieser Unfähigkeit wurzelt auch die Unfähigkeit zum Beten. Das Gebet lebt nun einmal davon, dass unser Leben eigentlich nicht selbstverständlich ist, dass sich vielmehr auch und gerade die sogenannten Selbstverständlichkeiten unseres Lebens gar nicht von selbst verstehen. Vergessen wir etwas nicht: Bei allem Engagement, das wir Menschen für die Kirche investieren, das Entscheidende wird von Gott gewirkt. Diesen Dank bringt die Kirche vor Gott vor allem in der Eucharistie.

2. Nicht um sich selbst kreisen

Wenn Joseph Ratzinger vom Glauben spricht, dann bezeichnet er die Hinwendung zu Gott als „kopernikanische Wende des Lebens“, nämlich dass wir uns selbst nicht mehr als den Weltmittelpunkt betrachten. Wir sind nicht der Mittelpunkt. Kopernikanische Wende bedeutet weg von unserem Egoismus, unserer Selbstzufriedenheit. Warum wegschauen von unserem Egoismus? Weil der Egoismus der eigentliche Gegenpol und der Gegenspieler der Liebe ist.

3. Freude an der Liebe Gottes

Evangelium bedeutet Frohe Botschaft, Freude, die von Gott kommt und Freude wecken will. Freude ist so selber das Erkennungszeichen des christlichen Glaubens, dass man als Kriterium für die Unterscheidung der Geister formulieren kann: Überall, wo auch und gerade in der Kirche – Freudlosigkeit herrscht und deprimierende Aufgebrachtheit sogar den Humor tötet, ist gewiss der Geist Jesus Christi nicht am Werk. Dort wirkt vielmehr der manchmal so freudlos gewordenen Zeitgeist.

Ein großes Hindernis, nicht an die Quelle zu gelangen ist der Missbrauch von Macht, in all seinen destruktiven Facetten. Der Generalprior des Kartäuserordens, Dismas de Lassus, schreibt in seinem Buch Risques et dérives de la vie religieuse gegen den Machtmissbrauch im Ordensleben (aber auch in Pfarreien, kirchlichen Gremien, Instituten und Verbänden). Missbrauch von Autorität ist nicht so sichtbar wie sexueller Missbrauch, von dem er aber nicht völlig zu trennen ist. Machtmissbrauch ist in kleinen Dosen giftig. Machtmissbrauch führt nie zur geistlichen Gesundheit (S. 270). Es gibt allerdingst ein heilsames Medikament dagegen, ohne Nebenwirkungen. Der Zisterzienserabt Maximilian Heim aus dem bekannten Stift Heiligenkreuz aus Österreich bringt es auf den Punkt: „Wer demütig ist, sündigt nicht“. Gewinnen wir die Freiheit aus Gottes Geist wieder! Freude ist wohl das deutlichste Anzeichen für geistliche Gesundheit.

Ich plädiere für Humor. Warum? Gott selbst hat Humor. Das ist uns vielleicht nicht so vertraut. Im Psalm 2,4 heißt es. „Gott, der im Himmel thront, er lacht“ Die Heidenvölker und ihre Könige sind gegen Gott und seinen Gesalbte. Gott schaut ihnen zu und lacht. Es geht darum, dass wir uns nicht zu ernst nehmen. Evagrius Ponticus, ein Wüstenvater aus dem 4. Jahrhundert, empfiehlt diesen Psalmvers zu dauernder Wiederholung und Meditation für Menschen, die von Angst gequält werden und sich vor Angriffen dämonischer Einflüsterungen fürchten. Sie sollen sich an den Gott erinnern, der über solche Attacken mit gutem Recht lachen und sie davor befreien kann.

Wir sehen: Die Bibel vermittelt kein einseitiges Gottesbild. Dieses Lachen von Gott klingt schon gleich im 2. Psalm an. Eigentlich ist es die erste Stelle an der ausdrücklich von Gott die Rede ist – und da nun gleich von seinem Lachen. Humor kann ein wichtiges Werkzeug des geistlichen Lebens sein, besonders wenn uns Probleme und Widrigkeiten um die Ohren schlagen. Humor schafft hilfreiche Distanz zum Problem. Papst Johannes XXIII sagte: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig.“ Ich sage auch bei diesen Oktavpredigten und darüber hinaus. „Theo, nimm dich nicht so wichtig!“ Humor erlaubt mir Distanz zu mir selbst und den Lebenshorizont auf Gott auszurichten.

Glauben ist schön. Maria ist uns Vorbild, weil sie nicht in ihre eigenen Pläne einwilligte, sondern in das Projekt Gottes.

 
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