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Priedegten 2022  
20. Mai 2022

Von der Schönheit des christlichen Auferstehungsglaubens

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (20. Mee 2022)

Lesung aus der Offenbarung des Johannes (Offb 21,1-7)

Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.

Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr.

Er sagte zu mir: Sie sind in Erfüllung gegangen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt. Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten: Ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.

Einem geschätzten Mitbruder, der kurz vor seinem Tode stand, stelle ich die promovierende Frage: „Was machst Du, wenn du im Himmel bist und Leute sitzen neben Dir, mit denen Du während Deinem Leben Schwierigkeiten hattest?“ Mein Mitbruder schmunzelte und erwiderte: „Im Himmel sind all die Menschen, die mir das Leben erschwerten, geläutert – und ich auch!“ Mein jetzt verstorbener Mitbruder, der Esprit und Humor hatte, wies auf das Fegefeuer hin, das heute oft belächelt oder totgeschwiegenen wird.

Szenenwechsel: Meinem wertgeschätzten Dogmatikprofessor aus Luzern, Kurt Koch, habe ich viel zu verdanken. Er wurde Bischof von Basel und ist jetzt Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Sein Name steht für eine Kirche mit Weitsicht. Er gehört zu einem der weitherzigsten und geistreichsten Theologen und Persönlichkeiten der Gegenwart. In einem Interview zum Thema „Lebensfragen“ äußerte er, dass er sich aufs Fegefeuer freue. Auf diese überraschende Aussage war die Reporterin so erstaunt, dass sie die Frage noch einmal pointiert, wiederholte: „Sie freuen sich auf das Fegefeuer?“ Kurt Koch verwies darauf, dass in seinem Leben noch vieles sei, was nicht dem Willen Gottes übereinstimme und er würde sich freuen, von allem befreit zu werden, was seinem Wesen nach Gottes Plan nicht entsprechen würde. Dabei sagte, dass er durch das Fegefeuer nicht verbogen werde, sondern wirklich echt und authentisch würde, so wie Gott ihn gedacht hätte.

Mein Mitbruder und der jetzige Kardinal Kurt Koch weisen – jeder auf seine Art – auf die ungemein tröstende Lehre des Fegefeuers. Sieht nicht jeder sich in der Beschreibung wieder? Auch das Zweite Vatikanische Konzil spricht vom Fegefeuer im Kontext der Kirche (Lumen Gentium 49). Wenn wir im Credo beten „Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen“, dann heißt das, dass die Verstorbenen immer noch Sitz und Stimme der Kirche haben. Die Toten fallen nicht aus der Gemeinschaft der Kirche. Die Verstorbenen gehören zu uns. Sie bilden mit uns eine Gebetsgemeinschaft. Leider wird das Fegefeuer durch problematische Darstellungen als jenseitige Folterkammer dargestellt. Solche angstmachenden Phantasien müssen selber durch das Fegefeuer geläutert werden.

Die Bibel – und auch wir – gebrauchen oft Bilder, die uns ein Fenster öffnen, durch das wir das Geheimnis Gottes schauen dürfen. Gibt es ein Leben nach dem Tode, gibt es eine Auferstehung?

Erlauben Sie mir hierzu eine Geschichte zu erzählen: Zwillinge, Bruder und Schwester, die sich vor ihrer Geburt im Schoß der Mutter unterhalten. Die Schwester sagte zu ihrem Bruder: „Ich glaube an ein Leben nach der Geburt!“ Der Bruder erhob Einspruch: „Nein, nein, das hier ist alles. Hier ist es schön dunkel und warm, und wir brauchen uns lediglich an der Nabelschnur zu halten, die uns ernährt. So ist das Leben nun mal. Im Fruchtwasser herumpaddelen, Geräusche von außen hören, Bewegungen erleben“. Aber das Mädchen gab nicht nach: „Es muss doch mehr als diesen dunklen Ort geben; es muss anderswo etwas geben, wo Licht ist und wo man sich frei bewegen kann.“ Aber sie konnte ihren Bruder immer noch nicht überzeugen. Sie sagt: „Ich glaube, nämlich, dass wir eine Mutter haben“. Diese Geschichte kann uns vielleicht helfen, unseren eigenen Tod mit neuen Augen zu sehen.

Die Kirche hat die Aufgabe, das Fenster zum Himmel immer offen zu halten. Wir haben hier auf Erden kein Paradies, aber wir sollten uns orientieren wie es im Himmel ist: „Wie im Himmel so auf Erden“. Was kommt nach dem Tod? Was steht hinter der Tür unseres irdischen Lebens? Darauf geben die Menschen unterschiedliche Meinungen. Viele sagen: Es ist noch keiner von drüben wiedergekommen. Wir Christen bekennen, dass jemand rübergekommen ist: JESUS CHRISTUS. Er sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“

Was erwartet uns nach dem Tod? Ich gebrauche ein Bild: Ich sitze in einem Kinosaal, aber da steht nur ein Sessel, worin ich Platz nehme. Das Licht geht aus und dann wird ein Film gezeigt: Mein Leben, Ma Vie, It’s my Life – von der Geburt bis zum Sterben sehe ich in der Rückschau nochmal mein ganzes Leben. Alles, was ich längst vergessen habe, aber auch alles was ich verdrängt habe, ich sehe, was mein Verhalten bei anderen Menschen bewirkt hat. Und manche Szenen sind mir furchtbar unangenehm. Die Momente, wo ich falsch gehandelt habe oder bewusst bösartig war, wo andere Menschen unter mir gelitten haben, Und genau dann bleibt der Film stehen. Ich beginne in meinem Sessel zu schwitzen und denke: Hätte ich doch damals anders gehandelt? Warum war ich so gemein? Und wenn mir mein falsches Verhalten leidtut, dann läuft der Film weiter. Übrigens: Alle Schuld, die schon gebeichtet wurde, ist aus dem Film rausgeschnitten. Diese Szenen tauchen gar nicht mehr auf. Am Ende des Films geht dann ein Licht auf und auf einmal steht Gott vor mir. Er stellt mir eine einzige Frage, die entscheidende Frage: „Liebst du mich? Möchtest du für immer bei mir sein?“ Dann sage ich. „Herrgott, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“

Durch die Auferstehung Jesu Christi sind wir schon vom Tod hinübergegangen in das Leben, in die neue Wirklichkeit Gottes, wo „Gott alles in allem ist“. Das ist das Schöne. Das ist das Gute. Wir brauchen nicht zu warten mit der Auferstehung bis zum biologischen Tod. Ja, Du kannst jetzt schon auferstehen in Deinem Alltag, jetzt kannst Du schon anders leben. Du kannst jetzt schon mit mehr Freude, mit mehr Liebe mit Christus zusammenleben, der uns verheißen hat, „alle Tage bei uns zu sein“. Das ist das Geheimnis der Auferstehung, das ist das Geheimnis unserer Taufe, dass wir jetzt schon im Alltag hinübergehen können in ein neues Leben. Jeden Tag entdecken die Möglichkeiten Gottes und als Christen glauben wir, dass wir mehr Leben vor und haben als hinter uns.

Freuen wir uns mit Maria, der Himmelskönigin, Leid und Trauer haben nicht das letzte Wort. Ja, der Glaube ist schön.

 
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