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Jahr A (2022-2023)  
1. Juni 2023

Wer mich sieht, sieht den Vater

Kommentar zum Dreifaltigkeitssonntag von Sr. Danièle Faltz (4.6.2023)

Foto: Henri Werner

Das nebenstehende Bild aus dem Chor der Walferdinger Pfarrkirche hat meine Kindheit geprägt. So also habe ich mir als Kind Gott vorgestellt: ein alter bärtiger Mann, ein Toter, den ich als Jesus identifiziert habe, und eine Taube. Vor diesem Bild habe ich als Jugendliche gebetet, und konnte nichts mit diesem Gott anfangen.

Dann begann das 2. Vatikanische Konzil und ein junger Kaplan kam in unsere Pfarrei: unsere Kirche wurde weiß gestrichen, nur die Dreifaltigkeit wurde nicht übermalt, im Chor hing ein großes rotes Kreuz mit einem auferstandenen Jesus. Das hat mich schon eher angesprochen.

Ich brauchte ein neues Gottesbild, aber das Geheimnis der Dreifaltigkeit blieb für mich immer zentral. Natürlich kann ich nicht erklären, wie eins gleich drei ist, aber ich habe versucht, den Glauben der Kirche für mich so zu formulieren, dass ich damit glauben, beten und leben kann.

Gott ist in seinem Wesen Liebe, er ist nur Liebe, zugleich Einheit und Gemeinschaft, Schenken und Beschenkt- werden. Diese Liebe ist uns Menschen angeboten und wir können sie in unserem Leben erkennen und erfahren.

Je nach unserer Lebenssituation kommt diese göttliche Gemeinschaft uns entgegen eher in der fürsorglichen Liebe eines Vaters oder einer Mutter. In solch starker Bindung fühlen wir uns geborgen, zum Lob und zum respektvollen Anbeten berufen, aber auch herausgefordert, das Beste, was Gott in uns gelegt hat, in seinen unentgeltlichen Dienst zu stellen, damit sein Wille geschehe, damit sein Reich der Liebe komme, für jeden und überall.

In anderen Situationen unseres spirituellen Weges kommt die Liebe Gottes uns nahe in der freundschaftlichen Begleitung eines Weggefährten, der mit uns geht, der uns die Schrift erklärt, der uns den Sinn unseres Daseins offenlegt, der in uns den Wunsch weckt, so zu werden wie er. In dem Menschen Jesus erkennen wir den Weg, die Wahrheit und das Leben. Er ist für uns der unmittelbarste und einfachste Zugang zu Gott, da er wirklich Mensch ist wie wir, und doch in ihm die ganze Liebe Gottes uns geschenkt ist. „Wer mich sieht, sieht den Vater“. In seinem Leben und Sterben überwindet die allmächtige Liebe den Tod, in ihm erkennen wir, dass unsere definitive Bestimmung in der Einheit mit Gott ist. Das ist angedeutet in der berühmten Ikone der Dreifaltigkeit von Andrei Rublev. Drei sitzen um den Tisch, einander zugewandt. Der 4. Platz ist frei für mich, für Dich.

Es gibt auch Momente, wo Gott für uns Kraft und Mut ist oder auch Weisheit und Einsicht, Geduld und Großmütigkeit. Wenn wir den guten Geist Gottes am Werk sehen in anderen Menschen, in uns selbst, dann erfahren wir das geheimnisvolle Wirken Gottes, dann kommt die Liebe uns nahe in diesem guten Geist, der Gerechtigkeit und Frieden schafft, und somit Gemeinschaft unter den Menschen möglich macht.

Der dreifaltige Gott ist und bleibt der eine Gott, der nur Liebe ist. Diese Liebe offenbart sich uns, kommt uns nahe, im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist. Immer dieselbe göttliche Liebe, die für uns ein unvorstellbares Geheimnis ist, uns aber drei Zugänge zu diesem Geheimnis öffnet.

Übrigens wurde in den letzten Jahren die Kirche in Walferdingen ein 2. Mal restauriert, die alten Fresken erstrahlen jetzt wieder in neuem Glanz. Das Ganze ist sehr schön; heute gefällt das mir. Allerdings hoffe und bete ich, dass die christliche Gemeinschaft meiner Heimatpfarrei die richtige Sprache findet, um den Menschen von heute das Geheimnis unseres dreieinigen Gottes zu vermitteln.

Danièle FALTZ r.d.c.
daniele.faltz@cathol.lu
 
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