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5. Mai 2024

Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt

Kommentar zum 6. Sonntag nach Ostern von Renée Schmit (5.5.2024)

Am 9. Juni sind wir als verantwortungsvolle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, an den Wahlen zum Europaparlament teilzunehmen. Zur Zeit bringen sich die einzelnen Kandidaten und Kandidatinnen bereits in Stellung und fiebern dem Wahlkampf entgegen. Jeder, der dann zum gegebenen Zeitpunkt zur Wahlurne schreitet, wird mit seiner Wahl den jeweiligen Kandidaten sein Vertrauen willentlich aussprechen.

Wenn Jesus zum Schluss des Sonntagsevangeliums zu seinen Jüngern sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt”, schwingt hier jedoch noch etwas Anderes mit. Wahl ist nicht gleich Erwählung. Der Herr ruft seinen Vertrauten in Erinnerung, dass die Nachfolge nicht in einem menschlichen Entschluss gründet, sondern im Willen Jesu. Jesus beruft unterschiedliche Menschen aus Liebe. Ihre Erwählung ist die Frucht einer Begegnung, die einen Auftrag mit sich bringt: „Ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr reiche Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.” Jesus möchte, dass die Erwählten Frucht bringen und dass ihre Frucht bleibt. Ein frommer Wunsch?

Kirchlicherseits schwingt beim Begriff “Erwählung” in Luxemburg noch eine andere Komponente mit. Am Schlussoktavsonntag erneuert der Bischof ein altes Versprechen zur Trösterin der Betrübten und erwählt Maria zur Schutzpatronin. Diese Erwählung ist mehr als eine politsche Wahl. Setzt sie doch nicht ein Kennen, ein Lieben und Vertrauen voraus? Dabei hat Erwählung immer etwas Exklusives an sich.

Die Erwählung Mariens zur Schutzpatronin von Stadt und Land geht auf den spirituellen Einfluß der Jesuiten zurück. Diese “electio” ist die Frucht eines geschichtlichen Prozesses, der nicht nur kirchlich-pastorale, sondern auch zeitbedingte Wurzeln hat. Für die Jesuiten war die Erziehung und die Glaubensbildung im 17. Jahrhundert ein zentrales Anliegen. Sie führten den Kult zur Trösterin im Leid ein und nutzten ihn bewusst, um die Menschen im katholischen Glauben zu stärken.

Wenn wir Maria am 6. Ostersonntag so erneut zur Schutzpatronin erwählen, dann wäre es schade, diese Treuebekundung in Zeiten des kirchlichen und gesellschaftlichen Umbruchs zu einem äusseren Akt oder einer liturgischen Floskel verkümmern zu lassen. Erwählung vollzieht sich im Herzen und hat Konsequenzen. Möge sie daher zu einer Herzensangelegenheit werden, um unser Vertrauen in die mächtige Fürbitte unserer Patronin zu erneuern. Denn letztlich geht es auch hier darum, Frucht im Glauben zu bringen. Eine schöne Frucht dieser Wallfahrt wäre sicher die Umsetzung des diesjährigen Oktavthemas „…um zu dienen!“.

Renée Schmit, Präsidentin der diözesanen Oktavkommission

Renée SCHMIT
renee.schmit@cathol.lu

Directrice du Centre de formation diocésain Jean XXIII
Déléguée épiscopale à l’Évangélisation et la Formation diocésaine

 
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