lb fr pt en de
 
14. März 2024

Weltsynode: Wie geht es bis Oktober 2024 weiter?

Interview mit Christine Bußhardt, Vize-Präsidentin des Diözesanen Pastoralrates

Im Oktober 2023 kamen rund 350 Mitglieder der Weltsynode im Vatikan zusammen, um über neue Umgangsformen und Entscheidungswege in der katholischen Kirche zu diskutieren. Zum ersten Mal nahmen auch Frauen und Laien teil.

Ein weiteres Treffen findet im Oktober dieses Jahres statt. Bis dahin sollen die Beratungen in den Bistümern und an der Kirchenbasis weiterlaufen. Im Kern geht es darum, Vorschläge zu machen, wie die Kirche ihren missionarischen Auftrag besser und in synodaler Weise erfüllen kann. Der Prozess soll von den jeweiligen Bischofskonferenzen begleitet und gebündelt werden.

Parallel dazu soll es einen gesonderten Beratungsprozess zu bestimmten Fragen geben. Dazu gehören Reformen des Kirchenrechts, der Priesterausbildung, der Stellung der Ordensleute sowie ein möglicher Zugang von Frauen zum Diakonat.

Für das zweite Synodentreffen im Oktober 2024 in Rom sind die Diözesen eingeladen, eine achtseitige Zusammenfassung ihrer Konsultationen an das Synodensekretariat in Rom zu schicken.
In Luxemburg hat Kardinal-Erzbischof Hollerich den diözesanen Pastoralrat damit beauftragt, die Konsultationen mit der Basis zu begleiten.

Wie es bis Oktober 2024 in Luxemburg weitergeht, haben wir die Vize-Präsidentin des diözesanen Pastoralrates Christine Bußhardt gefragt.

Wird von den Lokal-Kirchen, sprich: unserer Diözese, wieder ein Beitrag erwartet und wenn ja, wie soll der aussehen?

Jede Bischofskonferenz weltweit ist eingeladen einen achtseitigen Bericht zu erstellen, der die Frage, die Sie oben genannt haben, behandelt: Wie können wir als Kirche unserem Auftrag in der Welt auf synodale Weise (noch besser) gerecht werden? Auch die Erzdiözese Luxemburg, die keiner Bischofskonferenz angehört, darf in dieser Form einen Beitrag einreichen. Neben den acht Seiten können sogar noch zwei Seiten mit Beispielen aus der bereits gemachten „guten Erfahrung“, der sogenannten Best Practice, angefügt werden. Dies finde ich für den Diözesanen Pastoralrat besonders interessant, da die Best practice ja am ehesten von den Leuten der vielzitierten Basis unserer Kirche beurteilt werden kann.

Rom hat es ja den Ortskirchen überlassen, wie die Konsultationen aussehen sollen. Welche Akzente werden in Luxemburg gesetzt?

In Luxemburg wurde ein zweigleisiger Weg gewählt, um die Beratungen fortzusetzen. Einerseits werden sich nach und nach alle diözesanen Räte, also der Bischofsrat, der Priesterrat, der Diözesane Pastoralrat und der Rat der Dechanten mit der Frage eingehend beschäftigen und einen Beitrag zum Bericht für Rom beisteuern. Andererseits können Beispiele von Best practice in der Schatzkiste des Diözesanen Pastoralrates gefunden werden. Im Herbst 2023 hat dieser es sich zur Aufgabe gemacht hat, die lokalen Pastoralräte in den Dekanaten zu besuchen und sich mit ihnen über all das auszutauschen, was ihrer Meinung nach gut und zukunftsweisend verläuft und auch nach dem zu forschen, wo Unterstützung oder neue Ideen gebraucht werden. Diese Vorgehensweise ist an sich schon synodal und sicherlich ein Beispiel von Best practice, wenn die Ergebnisse der Treffen dann auch entsprechend Gehör finden.

In unserer Diözese ist der diözesane Pastoralrat für die Gestaltung und die Begleitung des Prozesses zuständig. Wie sieht das in der Praxis aus?

Mit großem Elan hat der Diözesane Pastoralrat die Aufgabe der Begleitung des Synodalen Prozesses hier in Luxemburg aus den Händen des Erzbischofs entgegengenommen. Die erste große Initiative, die ich oben beschrieben habe, ist aus den internen Konsultationen entstanden, die die Mitglieder des neu gegründeten Diözesanen Pastoralrats führten, um sich gegenseitig kennenzulernen und um die unterschiedlichen Positionen, Expertisen und Blickwinkel offen zu legen. Dann wurde schnell klar, dass der Diözesane Pastoralrat sich vernetzen muss mit den anderen Räten, den Sprachengemeinschaften und mit den lokalen Pastoralteams und den Pastoralräten in den Dekanaten, um der Idee von Synodalität näher zu kommen. Ziel ist es, einen lebendigen Austausch der „Forces vives“ in unserer kleinen Diözese zu ermöglichen, damit gute Ideen und Lösungswege bei gleichen Fragen und Herausforderungen untereinander ausgetauscht und fruchtbar gemacht werden können. Bis Ende März plant der Diözesane Pastoralrat alle 6 Dekanate besucht zu haben. Das könnte gelingen. Die Dekanate Süden-Ost, Süden-West, Osten, Zentrum und Norden haben den Diözesanen Pastoralrat bereits empfangen und es konnte dort jeweils ein engagierter Austausch mit den lokalen Pastoralräten geführt werden.

Wer schreibt in unserer Diözese letztendlich die Zusammenfassung, die ans Synodensekretariat geschickt wird?

Die Beiträge der oben genannten Räte, werden von einer kleinen Redaktionsequipe zusammengefasst. Das ist ein zirkulärer Prozess, da die Zusammenfassungen nochmals den verschiedenen Räten zur Durchsicht vorgelegt und gegebenenfalls nachgebessert werden sollen. Durchaus ein sportliches Unterfangen angesichts der Kürze der Zeit. Am Ende dieses Prozesses schickt das Sekretariat des Bistums einen Bericht nach Rom.

Was erwarten Sie sich von der Weltsynode für Luxemburg?

Die Weltsynode über Synodalität in der Katholischen Kirche ist für mich ein starkes Zeichen aus Rom. Zuvor haben ganz von selbst einige Länder der Welt einen synodalen Prozess mit unterschiedlichem Namen in die Wege geleitet. Der Papst hat schließlich seiner eigenen Kirche in Italien einen solchen im Jahr 2021 auferlegt, kurz bevor er sich zur Ausrufung eines weltweiten Prozesses entschloss.
Ich habe das alles aufmerksam in den Medien verfolgt und war hocherfreut. Diese Entwicklung ist für mich nur logisch und notwendig im wahrsten Sinn des Wortes.
Eigentlich haben sich alle meine Erwartungen bereits erfüllt. Unsere Kirche hat sich geöffnet. Die Vielfalt in der Kirche ist offenkundig geworden vor allem durch die kontinentale Phase. Zunehmend werden die verschiedenen Perspektiven und Wirklichkeiten kirchlichen Lebens eher als Bereicherung denn als Makel angesehen.
Die Freiheit zu denken und zu diskutieren wird mittlerweile breit eingefordert und vehement verteidigt. Die Beteiligung aller Getauften ist als zukunftsweisende Umgangsform nicht mehr in Frage gestellt. Mit den Schwerpunkten „Gemeinschaft, Mission und Partizipation“ hat Papst Franziskus der Kirche einen Prozess der Gewissenserforschung auferlegt.
Inklusives Denken und induktive Kommunikation, ist nicht mehr wegzudenken und wird zunehmend praktiziert.
Glaube, Hoffnung und Liebe kommen so wieder bei den Menschen an und die Kirche wird ihrer Mission gerecht werden.

Meinen Optimismus nehme ich aus meiner Überzeugung: „Selbst, wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieses Zitat, das Martin Luther zugeschrieben wird, drückt für mich die Zuversicht aus, die wir als Christinnen und Christen gegenüber allen Problemen dieser Welt entwickeln müssen. Meiner Erfahrung nach gibt es immer mehr Lösungen als Probleme und wo ein Wille ist, da tun sich Wege auf. Wo aber kein Wille nach einer Lösung vorhanden ist, sucht man Gründe dafür, es so zu belassen, wie es ist. Dies gilt für mich im Besonderen bei der Frage nach der Weihe für Frauen.
So bleibt also noch viel zu tun. Die synodale Kirche ist eine pilgernde Kirche, eine, die sich ständig bewegt und unterwegs ist durch die Zeit und mit den Menschen, da wo diese leben und lieben. Und sie sollte insbesondere da sein, wo Menschen leiden und konkrete Hilfe benötigen.
Der Diözesane Pastoralrat möchte dazu beitragen, dass eine konstruktive Vernetzung innerhalb der luxemburgischen Kirche mit ihren Räten und Gremien gefördert wird. Ob der synodale Prozess die Kirche hier in Luxemburg nachhaltig verändert, wird sich in der Praxis zeigen, wenn es gelingt mit allen Menschen guten Willens eine lebendige Kirche aufzubauen ganz nach dem Motto: Tous disciples tous missionnaires (vgl. Synthesebericht aus Rom 2023)

Das Interview führte Gérard Kieffer/SCP

Gérard KIEFFER
gerard.kieffer@cathol.lu
 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu