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Jahr A (2022-2023)  
2. Februar 2023

Christliches Zeugnis – nicht durch Überredung, sondern durch Geist und Kraft

Kommentar zum 5. Sonntag im Jahreskreis von P. Théo Klein (5.2.2023)

Der Jesuitenpater Alfred Delp hat in seiner Todeszelle 1945 folgende Sätze in prophetischer Weitsicht und mit heute überraschendem Aktualitätsbezug hinterlassen: „Das Schicksal der Kirchen wird in der kommenden Zeit nicht von dem abhängen, was ihre Prälaten (und Bischöfe) und führenden Instanzen an Klugheit, Gescheitheit, politischen Fähigkeiten usw. aufbringen…das alles ist überholt. Von zwei Sachverhalten wird es abhängen, ob die Kirche noch einmal einen Weg zu diesen Menschen finden wird. Erstens, wenn die Kirche der Menschheit noch einmal das Bild einer zankenden Christenheit zumutet, dann ist sie abgeschrieben… Der zweite Sachverhalt meint die Rückkehr der Kirchen in die Diakonie, in den Dienst der Menschheit, und zwar in einen Dienst, den die Not der Menschheit bestimmt... Damit meine ich das Nachgehen und Nachwandern auch in den äußersten Verlorenheiten und Verstiegenheiten des Menschen, um bei ihm zu sein… Geht hinaus hat der Meister gesagt, und nicht Setzt euch hin und wartet, bis einer kommt.“*

Die Christenheit hatte immer und auch heute noch beeindruckende Menschen, die „Salz der Erde und Licht der Welt“ waren und sind. Darauf kommt es an! Christen sind nicht aufgerufen, den Zeitgeist zu heiraten, sich allem anzupassen, was heute „in“ ist. Wie aber können wir durch Geist und Kraft ein christliches Zeugnis geben?

Es lohnt sich die Worte des Apostels Paulus zu hören. Paulus ist sehr realistisch. Auch in der Gemeinde in Korinth gibt es Schwierigkeiten. Überall wo eine christliche Gemeinde ist, gibt es Schwierigkeiten. Da wo eine Gemeinde nur eine Kuschelgruppe ist, ist irgendetwas falsch. Es muss Reibungspunkte in der Suche nach Wahrheit geben, nicht aber in persönlichen Intrigen. Es muss um das Eigentliche gehen. Paulus ist nicht redegewandt. Er hatte nicht einfach eine tolle Idee, eine Superthese, die er in den Raum gestellt hat, sondern vielmehr geht es ihm darum „nichts zu wissen außer Jesus Christus als den Gekreuzigten“. Warum? Weil Jesus Christus der Lebendige par excellence ist. Sonst bräuchten wir kein Christentum!

Oft ist es so, wenn wir heute vom spezifisch Christlichen sprechen, dann meinen wir, wir hätten schon alles erschöpft, wenn wir von Völkerfreundschaft, Toleranz und Nächstenliebe reden. Das alles ist nicht falsch, aber das können Nichtchristen auch. Im Mittelpunkt der christlichen Botschaft muss Jesus Christus stehen und zwar so, wie die Evangelien und das ganze Neue Testament es bezeugen. Alles andere ist nicht unwichtig, muss aber auf Jesus Christus hin geordnet sein oder von dorther abgeleitet sein.

Als Christen bleiben wir nicht im Vordergründigen stehen. Vielmehr sind wir hineingestellt in einen größeren Horizont, der aufgeschlossen ist durch das Kreuz, der Himmel und Erde, Gott und Mensch verbindet. Wenn wir nur an der Oberfläche unseres Lebens verharren, wird uns der tiefere Blick für Gott, der „die alles was ist bestimmende und umgreifende Wirklichkeit“ (Kurt Koch) ist, versperrt. Dann brauchen wir uns auch nicht zu wundern, wenn unser Leben „schal“ geworden ist und nicht „schmeckt“.

*Alfred Delp, Gesammelte Werke, hrsg. von Roman Bleistein, Band 4, S.318-323

Théo KLEIN s.c.j.
 
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