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Jahr B (2017-2018)  
6. Januar 2018

Das Neue wagen

Kommentar zum Hochfest Epiphanie von Véronique Feller (7.1.2018)

Mt 2,1-12

Traditionell gehören neben den Engeln und den Hirten auch die Weisen aus dem Morgenland zur Krippenszene. Diese weisen Männer sind Sterndeuter, die einen neuen Stern am Himmel haben aufgehen sehen. Sie haben begriffen, dass der Stern des „wahren Herrschers“ aufgegangen war, und dass seine Zeit begonnen hatte. Deshalb folgen sie dem Stern, der sie nach Betlehem zum Kind in der Krippe führt. Voller Freude, den Messias gefunden zu haben, geben sie der Familie ihre mitgebrachten Geschenke: Gold, als das angemessene Geschenk für den neugeborenen König, Weihrauch, als Geschenk für den zukünftigen Hohepriester Israels und Myrrhe, eine Heilpflanze, die das Kind als den Heiler, den Heiland der Menschen ausweist.

Die Weisen aus dem Morgenland hatten es verstanden, über sich hinweg zu sehen und nach Höherem, nach Gott Ausschau zu halten und ihn zu suchen. Sie finden ihn schlussendlich, jedoch als schwaches Kind, und beten es an. Eine solche Haltung verdient es, im christlichen Sinne als „weise“ anerkannt zu werden.

Daraus lässt sich nun erschließen, was aus christlicher Sicht das Gegenteil von Weisheit, nämlich was Intoleranz ist: die Nichtbereitschaft dazu, auch nur die kleinste Veränderung des Vertrauten und Gewohnten zuzulassen. Diese Art von Intoleranz ist also die Unfähigkeit von Menschen, über sich selbst hinauszublicken und die persönlich errichtete Mauer des Vertrauten, die Grenze zu Neuem, zu überwinden.

In der Erzählung der Weisen aus dem Morgenland steht beispielhaft für dieses Verhalten Herodes, der während der Zeit von Jesu Geburt unter anderem König von Judäa und Galiläa war. Er war nicht in der Lage von seinen eigenen Machtinteressen abzusehen und duldete keinen Konkurrenten, der ihm seine Macht hätte streitig machen können. Nichts durfte sich verändern, nichts durfte geschehen, was hätte veranlassen können, dass er selbst sich hätte verändern müssen. Die Folge war eine Intrige, die die Weisen zu ihm zurückkehren lassen sollte, um den Geburtsort des neuen Königs in Erfahrung zu bringen, mit dem Hintergedanken diesen zu töten. Das Fehlschlagen dieser Intrige brachte noch Schlimmeres hervor: den Kindermord in Betlehem.

Und das ist es auch, was bis heute die Mächtigen mit den weniger Weisen dieser Welt gemeinsam haben: Die Angst vor Veränderungen – vor allem Veränderungen die sie selbst betreffen, und diese Angst vor Veränderungen bringt Fürchterliches hervor – damals wie heute.

Gott ließ die Weisen, die nach Ihm Ausschau gehalten hatten, jedoch nicht im Stich und durchkreuzte die intriganten Pläne des Herodes, indem er den weisen Männern aus dem Morgenland in einem Traum sagen ließ, dass sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurückkehren sollen. Und genau das taten sie. Sie zogen auf einem anderen, einem für sie neuen, vielleicht sogar schwierigeren Weg, nach Hause. Man kann auch sagen, sie haben einen neuen Weg für ihr Leben gefunden. Den einzigen Weg. Den mit Gott.

In diesem Sinne sollten auch wir, genau wie die Weisen aus dem Morgenland, Ausschau nach den Spuren Gottes in unserer Welt halten, und wagen neue Wege einzuschlagen. Wege die möglicherweise Veränderungen mit sich bringen, Veränderungen, denen wir jedoch nicht allein entgegengehen müssen, weil einer da ist, der uns begleitet, einer, und das haben wir an Weihnachten gefeiert, der uns so sehr liebt, dass er sogar für uns Mensch geworden ist, und der uns zugesichert hat, dass er alle Tage bis zum Ende der Welt mit uns sein wird.

Véronique Feller

Quelle: Luxemburger Wort

 
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