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Jahr B (2020-2021)  
19. Februar 2021

Drehen Sie, wenn möglich, um!

Kommentar zum 1. Fastensonntag von Roger Nilles (21.2.2021)

„Mist! Falsch abgebogen!“

Wem ist das noch nie passiert? Während einem alle möglichen Gedanken durch den Kopf schießen, wann die nächste Abzweigung folgt und welche Streckenoptionen sich anbieten, meldet sich das Navi zu Wort und schlägt, wenn es blöd kommt, ein „Bitte wenden!“ vor – oftmals leichter gesagt, als getan. Auch ein höflicheres „Drehen Sie, wenn möglich, um!“ hilft in dieser Situation nicht zwingend weiter.

Meist wird man nach wenigen Sekunden gefragt, ob das System eine „Neue Route berechnen“ soll; manchmal aber, wenn es offensichtlich keine unmittelbare Alternative zum Zielort gibt, begleitet einen das „Bitte wenden“-Signal über mehrere Kilometer hinweg. Zweifel kommen auf, ob man echt umdrehen oder doch besser weiterfahren soll. Mit jedem Meter Asphalt schwindet die Hoffnung. Wer so etwas schon einmal erlebt hat, nachts, allein unterwegs, auf einer unbeleuchteten Straße, im Ausland… kann die Situation leicht nachempfinden.

Gibt es im Leben abseits der Verkehrswege nicht auch, sinnbildlich gesprochen, solche Situationen, in denen man falsch abgebogen ist? Augenblicke, in denen man merkt (oder andere einen darauf hinweisen), dass man sich verfahren hat? Momente, in denen man feststellt, dass man falsch entschieden und gegebenenfalls Mahnungen überhört hat? Und, vielleicht aus Stolz, Sturheit oder einer Mischung aus beidem, auch nicht bereit ist, umzudrehen?

Zu Beginn seines Wirkens in Galiläa gibt es – im übertragenen, tieferen Sinn – auch einen solchen Moment. Jesu sprach zu den Menschen, denen er begegnete: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15) Das Offensichtliche bleibt ungesagt: „Ihr seid auf dem falschen Weg unterwegs!“ Während Jesus den Versuchungen in der Wüste widerstanden hatte (das Markus-Evangelium ist hier weit weniger ausführlich, als dies Matthäus und Lukas sind), waren wohl – davon ist auszugehen – viele andere ihnen erlegen. Uns geht es da wohl nicht besser als den Menschen zur Zeit Jesu… und vielleicht sind auch die Versuchungen im Grunde noch dieselben wie damals: Habgier, Macht, Selbstsucht…

Zu Beginn dieser Fastenzeit tun wir gut daran, uns ehrlich zu fragen: Bin ich noch auf dem richtigen Weg unterwegs? Tue ich das Gute und unterlasse, was Unrecht ist? Kümmere ich mich um meinen Nächsten in Not oder suche ich meinen eigenen Vorteil? Bin ich irgendwann im Leben falsch abgebogen? Und falls ja, habe ich das „Bitte wenden“-Signal gehört oder sämtliche Warnungen in den Wind geschlagen?

Jesus selbst gibt uns wenige Versen später, als Fischer seine ersten Jünger wurden, die Richtung vor: „Kommt her, mir nach!“ (1,17) – „Bitte folgen!“, in der Navi-Sprache. Lassen wir uns zu Beginn dieser Fastenzeit im Anschluss an das „Kehrt um“ von dem „Kommt her, mir nach“ leiten. Zu Gott und in seiner Gefolgschaft unterwegs, das ganze Programm unseres Christseins ist in diesen wenigen Worten grundgelegt. Die Fastenzeit mit ihrer Wüstenerfahrung ist eine gute Zeit, um uns neu auf diesen Lebens- und Glaubensweg einzulassen. Wer mit Mut und Freude auf diesem Weg unterwegs ist, der hat das Ziel schon erreicht.

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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