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Jahr A (2022-2023)  
11. Mai 2023

Halbzeit im synodalen Prozess

Kommentar zum 6. Ostersonntag von Christine Bußhardt (14.5.2023)

Am Wochenende des 9. und 10. Oktobers 2021 wurde in Rom offiziell der Weg der Synode eröffnet, der mit der universalen Phase sein vorläufiges Ende im Jahr 2024 haben wird. Wir sind im Moment also etwa in der Halbzeit angekommen. Im Fußball könnte das bedeuten: erste Ermüdungserscheinungen und Verletzungen, rote und gelbe Karten, streitbare Entscheidungen der Schiedsrichter, Platzverweise, Diskussionen über Qualität der Trainer, Spekulationen über zukünftige Karrieren, Spielerwechsel und immer die Sorge ums Image, Geld, Macht und Politik. Missbrauch von Macht und nicht zuletzt der Gutgläubigkeit der Fans sind allseits längst bekannt. Jeder Vergleich hinkt, aber Parallelen sind durchaus erkennbar.

Allein durch die Taufe – aber mit unterschiedlichen Aufgaben

60 Jahre nach dem großen 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) befasst sich die Kirche weltweit immer noch oder vielleicht auch endlich wieder mit der Frage, welche Bedeutung Teilhabe und Mitwirkung aller Getauften an der Mission der Kirche hat. Die besondere Würde eines jeden Christen ist in der Taufe begründet. So können wir es in den Texten der Sonntagslesungen lesen. Alle Getauften haben den Geist empfangen, der sie in ihrer Vielfalt untereinander und mit Christus untrennbar verbindet. Auch hier könnte der Vergleich mit der Fußball Equipe weiterhelfen. Jede und jeder hat eine andere Position: im Mittelfeld, innen oder außen, als Stürmer- oder Verteidiger*in, im Tor, als Linien-, Schiedsrichter*innen oder Trainer*innen und nicht zuletzt in den Reihen der Fans, die dafür sorgen, dass nicht nur der Ball, sondern auch der vielzitierte Rubel rollt.

Kirche kann im kulturellen und sozialen Bereich punkten

Der Schock saß tief als in Zeiten der Corona-Epidemie die Spiele ohne Live-Zuschauer ausgetragen wurden. Die Atmosphäre war kalt und leblos. Gesänge, Fahnen, Farben, Applaus und die Treue der Fans kamen dann aber schnell wieder mit der Beendigung der Hygienemaßnahmen in die Stadien zurück. Anders in unseren Kirchen: Dort, wo es schon länger an Begeisterung und Solidarität fehlte, mussten manche Kirchentüren sogar für immer geschlossen bleiben. Was hier eindeutig sichtbar wurde, war lange zuvor erlebte Wirklichkeit. Viele Getaufte kommen schon länger nicht oder nicht mehr regelmäßig zu den Messen am Wochenende. Einige halten sich aber noch am Rand des „Spielfelds Kirche“ auf. Sie nehmen an Beerdigungen oder anderen sakramentalen Feiern der Kirche teil, schätzen alles, was Kirche zur Erhaltung der Kultur beiträgt, und unterstützen aktiv soziale Projekte, die von gläubigen Laien zusammen mit Kirchenvertretern entwickelt und umgesetzt werden.

Die zweite Halbzeit der Synode gestalten

Der Weg der Synode ist ein Versuch, dem Geist Gottes in uns allen auf die Spur zu kommen. Papst Franziskus hat sich und allen Gläubigen mit dem Weg der Synode eine sportliche Aufgabe gestellt. Ausdauer, Motivation, Teamgeist, Wertschätzung, Toleranz und Einsatzbereitschaft sind gefragt. Am Ende liegt die Wahrheit auf dem Platz. Eine lebendige Kirche könnte dort entstehen, wo Menschen, die sich noch am Rand des kirchlichen Spielfelds aufhalten, motiviert werden mitzuspielen, eine aktive Position bekommen und ihr Talent wertgeschätzt wird. Kardinal Hollerich sagte im Februar dieses Jahres im Interview zum Thema Synode: „Alle Getauften haben etwas zu sagen. Ich glaube, dass der Heilige Geist in allen Getauften wirkt.“ (domradio.de)

Die Macht des Dienstes erkennen

Damit dieser Geist zum Tragen kommt, müssen wir uns von dogmatischen Fesseln befreien, aber auch mutig ein neues Spiel wagen, damit hier und heute die Kirche ein Ort der Liebe Gottes unter uns Menschen wird. In so einer Kirche ist die Gemeinschaft im Glauben durch Solidarität, Fairplay, Menschenfreundlichkeit und aktive Hilfsbereitschaft erlebbar. Ermutigt fühlen, sollten sich diejenigen Frauen und Männer, die schon im Weg dahin das Ziel sehen. Auch 60 Jahre nach dem 2. Vatikanischen Konzil bleibt festzustellen, dass nicht diejenigen die sich in den Dienst der Macht stellen, sondern diejenigen, die die Macht des Dienstes erkennen, die Gebote Jesu richtig verstanden haben. „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Joh 14,21)

Christine BUßHARDT
christine.busshardt@cathol.lu
 
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