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Jahr A (2022-2023)  
26. Oktober 2023

Liebe - Gottesfunken

Kommentar zum 30. Sonntag im Jahreskreis von Henri Hamus (29.10.2023)

Auf die Fangfrage der Gesetzeslehrer nach dem wichtigsten Gebot antwortet Jesus: das erste Gebot ist: Gott lieben mit deinem ganzen Wesen – das zweite, ebenso wichtig, ist: den Nächsten lieben wie dich selbst.

Im Gespräch mit den Jüngern wird Jesus deutlicher: „Liebt einander wie ich euch geliebt habe!“ (Johannes 15,12)

In Jesus ist die Liebe Gottes, ist Gott selbst unter uns erschienen (siehe 1.Johannesbrief 4,9) - wie Jesus lieben heißt: lieben wie Gott!

Ich bin erschüttert! Das kann doch keiner, das übersteigt doch alles menschliche Vermögen!

Gott sei Dank lese ich im ersten Buch der Bibel: „Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich!“

Der Mensch ist Gott ähnlich; in ihm glüht ein Gottesfunke, ein Liebesfunke, entzündet am Feuer göttlicher Liebe. Gott liebt zuerst, er teilt seine Liebe mit; er will, dass der Mensch inmitten der Schöpfung Bild seiner treuen und immerwährenden Liebe sei. Er will, dass der Mensch Ihn, den unsichtbaren und unbegreiflichen Gott in der Welt andeutet, erfahrbar und erkennbar, gegenwärtig macht durch die Liebe.

Der heilige Augustinus geht so weit zu sagen: „Liebe, und tue, was du willst!“ Lass den göttlichen Liebesfunken in dir glühen, wärme dich an der göttlichen Liebesflamme: Liebe zu Gott ist Genießen der Gottesliebe in Staunen und Dankbarkeit. Werde ganz Antwort auf die Liebe Gottes, die dir und allem vorausgeht; schau mit liebendem Auge auf alles, was Gott in Liebe geschaffen hat. Lass dich ein auf das Abenteuer der Gottesliebe und der Menschenliebe, die sich wie in einem Tanz hin und her bewegen zwischen Ursprungsflamme und dem daran entzündeten Funken!

Wer in Gott eintaucht, taucht neben dem Menschen auf, und umgekehrt: wer den Menschen begegnet, findet in diesen auch Gott (vgl. Mt 25: was ihr dem Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan), sagt der Theologe Michael Zulehner.

Liebe drängt dazu, Nächster zu werden, sich von sich selbst dem anderen zuzuwenden – und es dabei Gott gleich zu tun, der das Leid sieht und hinabsteigt, um Abhilfe zu schaffen (siehe Buch Exodus 3,7-8) - zumindest am göttlichen Tun Maß zu nehmen: den Bettler vor der Kirchentür oder im Eingang des Supermarktes nicht übersehen – die Nachrichten von Obdachlosen und Flüchtlingen nicht überlesen – sehen, dass viele Menschen sich nutzlos und überflüssig vorkommen und das auch zu spüren bekommen…

Wer liebt, dem tut es weh, wenn andere Schmerzen haben, sich vor Hunger krümmen und Angst haben vor Granaten und Bomben, krank sind und keine Medikamente haben, durch verseuchtes Wasser krank werden, ihren weinenden Kindern nichts geben können…

Es regt ihn auf, wenn die Mächtigen dieser Welt über Armut und Gewalt reden und nichts unternehmen gegen Waffenverkäufe und sehr ordentlich an der Aufrüstung verdienen, wenn besten Absichtserklärungen kaum nennenswerte Taten folgen…

In ihm glüht der göttliche Liebesfunke, er wird feuerrot vor Aufregung, beginnt zu zittern und geht wie Gott und mit Gott an die Seite der Kleinsten und Armen, er empfindet Mitleiden (compassion), Kummer und Leid des anderen bereiten ihm Kummer und Leid („j’ai peine de votre peine“, sagte der hl Vinzenz von Paul), er lässt die Not der anderen an sich heran, er lässt sich umformen zu einem „gottförmigen“ Menschen.

Liebe ist weder nur ein Wort noch ein bloßes Gefühl. Liebe ist Tat, Liebe wird zum Teilen (laut einer Studie in Österreich sagten 85% der Befragten: das Wichtigste ist, dass Kinder teilen lernen). Im Nahbereich, in der Familie, in der unmittelbaren Umgebung von Freunden und Kollegen ist das meist kein Problem. Im weiteren Umfeld sieht es schon anders aus: die Asylanten und Flüchtlinge hier bei uns, die Armen, die selten in der Öffentlichkeit präsent sind, die Familie, die trotz Arbeit und Anstrengung in Armut abgleitet, das versteckte Leid vieler Kinder, die gemobbt werden oder Gewalt ausgesetzt sind… Teilen muss da schon erfinderisch werden!

Der Liebesfunke trägt über die Grenzen hinaus: er gilt den Schwestern und Brüdern in den Kirchen aller Kontinente (Missionsmonat), er gilt auch der erschöpften Natur, den Bedrohungen durch Klimawandel, der Ausbeutung der Schöpfung, der Zerstörung durch Krieg und multinationale Ausbeuter…

Liebe ist göttlicher Funke, Liebe will Flamme sein, Liebe will lodern wie Feuer. Liebe schmerzt, wenn sie den Hass und die Gewalt sieht, wenn sie sieht, wie der göttliche Liebesfunke in so vielen Menschen zugeschüttet ist, verneint und abgelehnt wird. Liebe will noch mehr glühen und brennen, wärmen und Zerstörendes und Menschengefährliches umschmelzen.

Gott ist Liebe, er hat uns an seinem Liebesfeuer entzündet. Möge der göttliche Liebesfunke so stark werden, dass Menschen einander immer mehr Nächster werden.

Henri HAMUS
henri.hamus@cathol.lu
 
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