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Jahr A (2022-2023)  
31. August 2023

Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt…

Kommentar zum 22. Sonntag im Jahreskreis von P. Jean-Jacques Flammang SCJ (3.9.2023)

Bevor Papst Franziskus in Lissabon mit den Hunderttausenden Jugendlichen aus aller Welt zusammentraf, hatte er eine Begegnung mit den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und mit dem diplomatischen Korps.

„Wohin steuerst du, Europa?“ fragte der Papst die zahlreichen Gäste. „Wohin steuerst du, wenn du der Welt keinen Friedenskurs vorschlägst, keine kreativen Wege, um dem Krieg in der Ukraine und den vielen Konflikten, die die Welt mit Blut beflecken, ein Ende zu bereiten? Und eine weitere Frage, vor einem größeren Horizont: Welchen Kurs verfolgst du, Westen? Deine Technologie, die den Fortschritt markiert und die Welt globalisiert hat, reicht allein nicht aus. Noch weniger reichen die fortschrittlichsten Waffen, die keine Investitionen für die Zukunft darstellen, sondern eine Verarmung des wahren Kapitals der Menschen, nämlich jenes der Bildung, der Gesundheitsversorgung und des Sozialstaats.“

Und der Papst ließ dann die 800 versammelten Verantwortlichen aus Staat und Gesellschaft bedenken: „Es ist besorgniserregend, wenn man liest, dass an vielen Orten ständig finanzielle Ressourcen in Waffen investiert werden, statt in die Zukunft der Kinder. Und das ist wahr. Der Ökonom hat mir vor ein paar Tagen gesagt, dass der beste Investitionsertrag in der Waffenproduktion liegt. Es wird mehr in Waffen investiert als in die Zukunft der Kinder.“

Unweigerlich musste ich mich beim Lesen dieser aufrüttelnden Ansprache des Wortes Jesu erinnern: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber seine Seele verliert? Um welchen Preis kann er sie dann zurückkaufen?“

Sind es nicht genau diese Fragen, die wir uns heute zu stellen haben, wo wir die hehren Ziele unserer westlichen Politik aus dem Auge zu verlieren scheinen. Gefreut habe ich mich, dass Papst Franziskus sich auch in seiner Ansprache auf den Lissabonner Vertrag von 2007 bezog, wo es im Artikel 1,4 heißt: „In ihren Beziehungen zur übrigen Welt leistet die Europäische Union einen Beitrag zu Frieden, Sicherheit, globaler nachhaltiger Entwicklung, Solidarität und gegenseitiger Achtung unter den Völkern, zu freiem und gerechtem Handel, zur Beseitigung der Armut und zum Schutz der Menschenrechte.“

Aus diesem Artikel sprechen Auslegung, Vertiefung und Erweiterung des christlichen Erbes Europas, dieses Europas, in dem Jahrhunderte lang das Evangelium, sicher nicht immer klar und deutlich, aber stets geheimnisvoll gewirkt hat.

„Ich hoffe, dass der Weltjugendtag für den „alten Kontinent“ – wir können sagen, den „betagten“ Kontinent – ein Impuls weltweiter Öffnung wird, also ein Impuls der Öffnung, der ihn verjüngt. Denn die Welt braucht Europa, das wahre Europa: Sie braucht seine Rolle als Brückenbauer und als Friedensstifter in dessen östlichem Teil, im Mittelmeerraum, in Afrika und im Nahen Osten.“

Ein Bild dieser Öffnung haben die Weltjugendtage in Lissabon gezeichnet, als über eine Million Jugendliche dem Papst zuriefen: Platz für alle! Mögen Christus und sein Evangelium helfen, im Geiste wahrer Geschwisterlichkeit Wege des Dialogs und der Integration zu finden und zu gehen, damit Jesus uns nicht sagt: Tritt hinter mich, du bist mir ein Ärgernis, denn du hast nicht im Sinne, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.

Jean-Jacques FLAMMANG SCJ
 
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