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17. November 2022

Herrschen ist Dienen

Kommentar zum 34. Sonntag von Mathias Schiltz (20.11.2022)

Was bedeutet der Titel „König“? Zahlreiche Menschen weltweit haben heute keine klare Vorstellung, was ein König ist. Oder sie haben „gegenüber Königen und ihrer Herrschaft viele Vorbehalte. Oft sind Könige nur noch Marionetten oder Symbolfiguren; die tatsächliche Staatsgewalt liegt in anderen Händen. Oder aber sie sind Gewaltherrscher, die sich als Volksbeglücker ausgeben, aber in Wirklichkeit ihre Völker ausbeuten“ [1]. Auch das Alte Israel hatte seine Vorbehalte gegenüber einem irdischen Königtum. Gott allein ist der König Israels. Und als das Königtum dann um 1000 vor Christus starken Widerständen zum Trotz eingeführt wurde, hat das Gottesvolk damit durchwegs schlechte Erfahrungen gemacht.

„Eines aber hinterließ die durch die Eroberungspolitik Assurs und Babylons brutal beendete Königszeit: die Sehnsucht nach einer idealen Königsherrschaft, in der durch das Charisma eines wahren Königs endlich Gerechtigkeit, Freiheit und Friede aufblühen würden“ [2]. Diese Erwartungen und die entsprechenden Verheißungen eines Messias-und Friedenskönigs haben sich in Jesus Christus, dem Gesalbten des Herrn, erfüllt und überboten. In ihm ist die Königsherrschaft Gottes nahegekommen und verwirklicht sich in seinem Wirken und seinen Zeichen (vgl. Mk 1,15).

Insofern steht auch ihm der Königsrang und -titel zu. Auch wenn er diesen nicht beansprucht, weist er die Bezeichnung „König Israels“, mit der ihn Nathanael ehrt, nicht zurück (Joh 1,49). Beim Einzug in Jerusalem lässt er sich als „König Israels“ und „Sohn Davids“ feiern (Joh 12,13; Mt 21,9), wenngleich er, seiner Mission entsprechend, auf einem bescheidenen Eselsfohlen daherkommt. Doch gerade der begeisterte Empfang sollte die Stunde der Passion beschleunigen. Dort, vor Pilatus, hat Jesus sein Königtum zwar nicht verleugnet, aber unmissverständlich klargestellt, dass sein Königtum nicht von dieser Welt ist (Joh 18,36) und folglich auch nicht der Art der irdischen Herrscher entspricht (vgl. Mt 20,25-26: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Großen ihre Vollmacht gegen sie gebrauchen. Bei euch soll es nicht so sein“).

Jesus versteht sein Königtum als Dienst und diesen Liebesdienst hat er, anschließend an das Verhör des römischen Prokurators, am Kreuz bis zur Selbsthingabe und aufs Blut vollzogen. Seine einzige Macht ist die Liebe. Damit hat Jesus allen Mächtigen in Welt und Kirche das Maß und die Grenzen gesetzt.

Diese müssen auch für unseren Einsatz im Dienst des Gottesreiches Leitsatz und Richtmaß sein, fernab von triumphalen und kämpferischen Zügen, die das Christkönigsfest zur Zeit seiner Einführung (1925), in der Abwehr der sich anbahnenden Säkularisierung und des aufstrebenden Faschismus, streckenweise annehmen konnte. Für den Einsatz im Gottesreich sind einzig und allein jene Waffen zulässig, die Paulus unter dem Sammelbegriff der Waffenrüstung Gottes beschrieben hat: Wahrheit, Gerechtigkeit, Friede, Glauben, Wort Gottes (vgl. Eph 6,13-17).
In diesem Geiste wollen wir Christus, dem König, dienen. Im Einvernehmen mit den Menschen guten Willens wollen wir dazu beitragen, dass die erlösende und beglückende Kraft des in Christus aufbrechenden Gottesreiches hier und jetzt in Gestalt einer Welt der Gerechtigkeit, der Freiheit, des Friedens, der geschwisterlichen Liebe, von Tag zu Tag heller und tröstlicher aufleuchte.


[1Gerhard Lohfink, Die wichtigsten Worte Jesu, S.23. Dem ersten Kapitel dieses Werkes, S. 21-27, verdanke ich wertvolle Anregungen zu den Begriffen Gottesherrschaft, Gottesreich, Himmelreich.

[2A.a.O. 24.

Mathias SCHILTZ
mathias.schiltz@cathol.lu
 
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