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Jahr A (2016-2017)  
21. Oktober 2017

Mission Globales Mitgefühl und Gottesbegegnung

22.10.2017

Mt 22,15-21

Das Evangelium scheint zu bestätigen, dass es Ebenen der Wirklichkeit gibt, die nicht miteinander vereinbar (kompatibel) sind. In der Geschichte der Kirche waren das vor allem an der Schwelle zum 20. Jahrhundert die Begriffspaare „Heiligtum“ (Lateinisch: sanctuarium) und „weltlich, heidnisch“ (Lateinisch: pagan). „Gott“, „Heil“ und „Erlösung“ der Menschen waren einzig und allein im Heiligtum durch Vermittlung der Priester und insbesondere durch die Katholische Kirche zugänglich.

„Extram ecclesiam salus non est“ (Außerhalb der Kirche ist das Heil nicht!) heißt der vielzitierte und missbrauchte Satz des Cyprian von Karthago. Dieses Denken scheint das Evangelium zu untermauern. Welt („des Kaisers“) und Gott („Gott, was Gott gehört!“) sind unüberwindliche Gegensatzpaare. Schon die Jesaja-Lesung zertrümmert eben diese Auffassung. Da wird inmitten der heidnischsten Flecken der damaligen Welt ein Heiden-König (der Perser Kyrus) von Gott auserwählt, um das Exil in Babylon zu beenden und den Weg zurück in die Heimat Jerusalem auf sich zu nehmen. Gott kann wieder heimkehren nach Israel.

Der Text aus dem Thessalonicher-Brief, einem der ältesten Zeugnisse des Neuen Testamentes, etwa 20 Jahre nach dem Tod Jesu um 50 nach Christus nicht lange nach Gründung der Gemeinde in Thessaloniki geschrieben, bezeugt die kraftvolle Verkündigung des Evangeliums „nicht nur mit Worten …, sondern auch mit Macht und mit dem Heiligen Geist und mit voller Gewissheit“ im Hier und Jetzt. Die Begegnung mit dem Geheimnis, dem Mysterium Gottes und Jesu ist demnach von vornherein individuell mitten in der Welt unvermittelt möglich und erwünscht. Die Verankerung des individuellen Lebens insbesondere im Geheimnis der göttlichen Liebe im spirituellen und kontemplativen Leben ist ein Grundpfeiler der christlichen Existenz.

Gerade vor dem Hintergrund des Sonntages der Weltmission ist eine bereichernde Lektüre zum Thema „missionarische Pastoral“ in der Enzyklika „Evangelii Gaudium“ (EG) möglich. Der „mystische Raum“ (der Begegnungsort mit dem Geheimnis) ist die Begegnung mit Gott im Mitmenschen mitten in der Welt, privilegiert mit den Randständigen. „Wenn wir daher die „Mystik“ leben, auf die anderen zugehen und ihr Wohl … suchen, weiten wir unser Inneres, um die schönsten Geschenke des Herrn zu empfangen.

Jedes Mal, wenn wir einem Menschen in Liebe begegnen, werden wir fähig, etwas Neues von Gott zu entdecken“ (EG 272). Der Weg zur Bezeugung von Gott und seiner Liebe führt glaubhaft nur über den Menschen. „Eine so verstandene Haltung kann als „global compassion“ (globales Mitgefühl) gekennzeichnet werden, die sowohl mit den Verwundeten, Elenden und Bedrängten mitfühlt, jedoch keine „zahnlose Barmherzigkeit“ ist. Es ist „ein Aufschrei gegen die Globalisierung der Gleichgültigkeit“ welche die Menschen oft nur noch als „Abfall“ und „Müll“ betitelt (EG 53). Es geht Papst Franziskus um das Leben einer „mystischen, kontemplativen Brüderlichkeit“ (EG92).

Michael Meyer nennt diese Mystik in seinem Artikel „Das Ja zu einer missionarischen Spiritualität“ (in: Te Deum – das Stundengebet im Alltag, Maria Laach/ Stuttgart September 2017, 321-325) eine Kraft „die im Lebensgeheimnis Gottes wurzelt, den Blick … lenkt hin zum menschlichen Antlitz des Nächsten“ (ebenda, 324). Wer auf diese Weise am „Wort Gottes festhält“ der „leuchtet … als Licht in der Welt“ (Halleluja-Vers).

Quelle: Luxemburger Wort

Karsten STEIL-WILKE
karsten.steil@cathol.lu
 
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