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Jahr B (2020-2021)  
18. Juni 2021

Von der Gegenwart Gottes in unseren Lebensstürmen

Kommentar zum 12. Sonntag von P. Théo Klein (20.6.2021)

Wie oft werden wir wie auf einem tobenden See durch schwere Schicksalsschläge hin- und hergerissen. Wir haben den Eindruck im Leben unterzugehen. Auch wenn wir äußerlich versuchen alles in den Griff zu bekommen, so wütet innerlich ein Sturm in uns.
Meine Mutter pflegte oft den Satz zu sagen: „Stille Wasser gründen tief.“ Damit meinte sie, wenn alles „still“ ist, wenn Lärm und Trubel verstummen, kann ein innerer Sturm losbrechen. Unser Herz beginnt dann zu rasen. Der medizinische Begriff dazu lautet Tachykardie, Herzbeschleunigung verbunden mit Angst und Panik. Man spürt als würden uns die Wellen über dem Kopf zusammenschlagen und uns in bodenlose Tiefe stürzen. Wir sind von vielen anonymem Mächten und unerklärlichen Stürmen heftig bewegt. Dabei fühlen wir uns wie gelähmt. Wenn ein solcher Sturm in unserem Leben ausbricht, entdecken wir oft Unheimliches und Zerstörerisches in uns selbst, so dass wir ratlos die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und resignierend sagen wir, dass nur noch ein „Wunder“ uns retten könnte.

Auffallend ist, dass Jesus die Jünger zunächst rudern lässt. Er schickt sie auf die See hinaus ins volle Leben. Jesus steht im argen Kontrast zu den rudernden Aposteln und zum tobenden Seesturm. Die rudernden Jünger erfahren, dass nichts mehr zu „machen“ ist und schreien auf. Der Sturm auf dem See ist Bild für unsere persönliche Lebenssituation. Wichtige Umstände, Schicksalsschläge oder innere Kämpfe können uns wie bedrohliche Wasserwogen und Stürme umkippen und unseren Lebensmut zum Sinken bringen.

In diesem Sturmgetöse und Chaos ist es für uns unverständlich, wieso Jesus einfach schlafen konnte und nicht gleich von diesem Lärm erwachte. Jesus schläft im Boot auf einem Kissen. Er ruht sich aus. Er trägt die innere Ruhe in sich. Dies ist der eine innerste Punkt in seinem Dasein: Geborgenheit und Ruhe in Gott. Der schlafende Jesus verkündet, die Anker des Lebens tiefer zu setzen.
Im aufgewühlten Sturm und „in unseren aufgeschreckten Seelen“ (Dietrich Bonhoeffer) verstummt die Stimme Jesu aus dem Evangelium niemals: „Warum habt ihr denn solche Angst? Habt ihr keinen Glauben?
Letztendlich ist immer der Kleinglaube, der Kleinmut Quelle von Angst und Aufschrei. Es ist der Kleinglaube, der entscheidet, wie das „Meer“ in uns tost und tobt.

Den Sturm in Stille zu „überschlafen“ ist wohl das erste, was Jesus uns hier mitteilen will. Das Evangelium will uns sagen, dass Jesus schon immer bei uns im Boot ist, bevor wir ihn rufen. Jesus, der uns verheißen hat „alle Tage bei uns zu sein bis zum Ende der Welt“ ist mitten in unserem Leben präsent, das geprägt ist von Wechseln, wie Tag und Nacht, Sommer und Winter, Streit und Frieden, Mut und Verzweiflung. Und wir treiben uns in unserem Alltag umher, zwischen der Ruhe Jesu, seinem friedlichen Schlaf und der Gewalt des chaotischen Sturms. Das Evangelium lädt uns zum größeren Vertrauen ein, dass Gottes Gegenwart unsere Stürme beruhigt und uns bis ans „letzte Ufer“ führt.

Théo KLEIN s.c.j.
 
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