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Flüchtlingen a Migranten . Réfugiés et Migrants  
21. April 2015

„Das Handeln der Europäer wird zu einem Lackmustest für die europäischen Werte“

ComECE-Präsident, Kardinal Reinhard Marx, zur Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer

„Man kann nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zu einem großen Friedhof wird!“ Mit diesem Worten hat Papst Franziskus in seiner Rede vor dem Europäischen Parlament am 25. November 2014 die europäischen Staaten zu „gegenseitiger Unterstützung“ aufgefordert und vor „partikularistischen Lösungen“ gewarnt. Der tragische Tod von wahrscheinlich mehr als 700 Flüchtlingen im Mittelmeer in der Nacht des vergangenen Samstags ruft den Appell von Papst Franziskus in Erinnerung und stellt grundsätzliche Anfragen danach, wie ernst es die die Europäische Union mit den gern zitierten Werten nimmt, auf die sie gegründet ist. Die neuerliche Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer ist eine Niederlage, für alles, wofür die Europäische Union als Wertegemeinschaft stehen will.

Nachdem die Zahlen nun nach oben korrigiert wurden, stellt sich heraus, dass in den vergangenen zehn Tagen weit mehr als 1000 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken sind. Die EU kann nicht weiter bei dieser menschlichen Katastrophe zusehen. In der Tat gibt es bedenkenswerte Einwände hinsichtlich der Anziehungskraft für Flüchtlinge, der indirekten Unterstützung der Schlepperbanden und der Beseitigung von Fluchtursachen. All dies darf uns aber nicht blind machen für die humanitäre Katastrophe im Mittelmeer, der die Europäische Union entgegentreten muss.

Allzu oft hat die Politik in Europa den Tod von Flüchtlingen bedauert, aber keine Konsequenzen daraus gezogen. Das Unglück fordert die europäischen Staaten nun in drastischer Weise heraus, dem Massensterben im Mittelmeer entgegenzuwirken. Das Handeln der Europäer wird jetzt zu einem Lackmustest für die europäischen Werte. Wenn die Europäische Union ihre Überzeugungen ernst nimmt, dann kann sie nur zu den Instrumenten von „Mare Nostrum“ zurückkehren sowie die Mission von „Triton“ über den Schutz der EU-Außengrenze hinaus ausweiten. Die Rettung von Menschenleben im Mittelmeer darf nicht weiter zum politischen Spielball verkommen. Sie ist vielmehr eine menschliche Pflicht und ein Erfordernis des moralischen Selbstanspruchs Europas.

Es ist absolut richtig, dass sich nicht nur die Außenminister der Europäischen Union bei ihrer turnusgemäßen Sitzung am Montag mit der Flüchtlingskatastrophe befasst haben, sondern dass Präsident Tusk auch eine außerordentliche Tagung des Europäischen Rates einberufen hat. Ich begrüße, dass die Außenminister der Europäischen Union angeregt haben, die Maßnahmen im Mittelmeer zu verstärken und die Ausgaben der EU für die Mittelmeermission zu erhöhen. Dieser Ankündigung müssen nun aber beim Treffen der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag Taten folgen: Europa muss jetzt entschlossen an konkreten Lösungsvorschlägen arbeiten, um eine menschliche Asyl- und Migrationspolitik zu verwirklichen, die von allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union solidarisch mitgetragen und umgesetzt wird. Es muss alles unternommen werden, um in Zukunft eine Tragödie wie am Wochenende zu verhindern. Die Staats- und Regierungschefs der EU dürfen die Flüchtlingsproblematik nicht wieder auf die lange Bank schieben, sobald die aktuelle Katastrophe aus den Schlagzeilen verschwunden ist.

Unser Gebet gilt den Opfern der Katastrophe und ihren Angehörigen. Es ist kein Gebet mit geschlossenen, sondern mit offenen Augen für alle, die in Not sind.

Mitgeteilt von der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Union (ComECE)

 
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