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Jahr A (2016-2017)  
30. September 2017

Gleichnis von den ungleichen Söhnen

01.10.2017

Mt 21,28-32

An diesem Sonntag erzählt Jesus wieder einmal ein Gleichnis von zwei ungleichen Söhnen. Nein, es ist nicht der populäre Text (Lk 15,11-32), den wir unter dem Titel „Gleichnis vom verlorenen Sohn kennen“. Dieses hier kennt man nicht so gut.

Kurz zum Inhalt: Ein Vater schickt seine beiden Söhne zur Arbeit in den Weinberg. Der eine erklärt lauthals, dass er sofort dem Wunsch des Vaters nachkomme. Doch dann pfeift er auf den Auftrag und sein Versprechen, kurz: Er lässt Weinberg Weinberg sein. Der zweite Sohn lehnt zunächst entrüstet die Bitte des Vaters ab, bereut aber dann seine Haltung und geht schließlich zur Arbeit.

Jesus stößt seine Zuhörer, geistliche Würdenträger und die Wichtigen des Volkes geradezu mit der Nase drauf: Nun, wer hat den Willen des Vaters erfüllt? Die Antwort ist leicht: Natürlich der letztere. Und dass mit dem Beispiel das Volk Israel und sein Verhältnis zu seinem Gott gemeint ist, hat jeder verstanden.

Jesu Ton wirkt in diesem Text geradezu verzweifelt und beschwörend, so als sei es höchste Eisenbahn. In der Tat ist es fünf vor zwölf. Er spürt, dass ihm nicht mehr viel Zeit in seinem Leben bleibt und er spürt auch, dass er bei den Großen seines Volkes immer mehr auf Granit beißt.

Wir müssen bei Mt etwas zurückblättern, um den Ernst der Lage und somit den Sinn des Gleichnisses zu verstehen. Kurz vorher ist Jesus im Triumph in Jerusalem eingezogen. Das Volk huldigt ihm und empfängt ihn als den ersehnten Messias, der den kleinen Leuten eine friedliche und sozial gerechte Ordnung bringen wird. (Sach 9,9) Gleich darauf wird er handgreiflich, räumt im Tempel auf mit dem Geschacher und schmeißt die Gestalten, die ihre Religion zum Geschäftemachen missbrauchen, kurzerhand aus den heiligen Mauern. Die Fronten verhärten sich und Widerstand formiert sich. Für Jesus wird es in den nächsten Tagen lebensgefährlich werden in Jerusalem, das weiß er. Zurück zum Gleichnis. Wer den Willen des Vaters nicht tut, sich seinen Befehlen widersetzt, begeht nach antikem Verständnis ein Verbrechen. Er wird abtrünnig, löst sich vom Familienverband und wird ein Fremder.

Jesus wird noch deutlicher: Was hat Gott nicht alles versucht, um sein untreues Volk zurückzugewinnen? Wie oft hat er die Hand ausgestreckt? Sogar den Propheten Johannes, der Buße und Umkehr gepredigt hat, hat man abgelehnt. Jesus treibt es auf die Spitze, wenn er seinen Zuhörern ihr gottloses Verhalten vorwirft, so dass es jedem anständigen Juden in den Ohren wehtun muss: Gerade sie, die respektablen Mitglieder der Gesellschaft, die leitende Funktionen in Staat und „Kirche“ innehatten, sie, die die Gebote halten und für die Armen sorgen; sie sollen auf dem Holzweg sein? Die Outsider haben es begriffen, worum es letztlich geht. Prostituierte, also Menschen, die in Unzucht und außerhalb der öffentlichen Ordnung lebten, haben sich bekehrt. Selbst Zöllner, also jene, die mit der verhassten römischen Besatzungsmacht kollaborierten, ließen sich durch Johannes dazu bewegen, ihr Verhalten zu ändern.

Was ist also wichtig? Diese entscheidende Frage stellt Jesus in den Raum. Wichtig ist, raus aus der Beziehungslosigkeit zu Gott zu kommen. Bei aller Liebe zu den Gesetzen und Normen, nur eines zählt: Eine vertrauensvolle, liebende Kind-Vater-Beziehung mit Gott zu suchen. Jesus hat es in der kurzen Zeit seines Lebens immer wieder vorgelebt. Sein Angebot an uns steht.

Welchem Sohn gleichen wir? Dem Sprücheklopfer, der dann doch nicht hält, was er verspricht? Oder dem anderen, der vielleicht etwas Zeit braucht, um sich dann doch am Riemen zu reißen: Der Wille des Vaters gilt’s zu tun. Ich kann Ihnen versichern, leicht ist es nicht.

Quelle: Luxemburger Wort

Helmut HÄRING
 
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