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Jahr A (2016-2017)  
4. Februar 2017

Ihr seid das Salz der Erde

05.02.2017

Mt 5,13-16

Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, wie kann man es wieder salzig machen?

Die Antwort auf diese Frage aus dem Matthäusevangelium fasst ganz schlicht zusammen, was passiert, wenn man seiner Bestimmung nicht gerecht wird.

Das Salz wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

Jesus vergleicht die Menschen, die seinem Ruf folgen wollen, mit dem wertvollen Würzmittel, dem weißen Gold, das auch schon in der Antike in keiner Küche und in keiner Vorratskammer fehlen durfte. Salz konserviert nicht nur Lebensmittel und betont den Eigengeschmack von Fleisch und Gemüse, es ist auch in Maßen genossen lebensnotwendig und hebt, wie man weiß, den Dopaminspiegel, der unsere Bereitschaft erhöht, uns für etwas zu entscheiden und Vorfreude zu empfinden.

Ein guter Vergleich, wie ich meine, und nach wie vor aktuell.

Wenn Christen heute anderen Lust machen sollen, sich für die Botschaft der Bibel zu interessieren, dann müssen sie, wie das Salz in der Suppe, dem Leben hier auf dieser Erde die passende Würze verleihen. Leichter gesagt als getan.

Dass diese Fähigkeit Wohlgeschmack zu vermitteln, vielen Christen abhanden gekommen ist, muss nicht extra betont werden. Zu viele widersprüchliche Botschaften, Skandale und offene Streitfragen haben nicht erst in jüngster Zeit die (katholische) Kirche weltweit in Misskredit gebracht.

Jesus war sich dieser Gefahr wohl bewusst. Jede gute Sache kann missbraucht oder wirkungslos gemacht werden, je nachdem wie man damit umgeht.

Konkret und praxisbezogen sind die Vergleiche, die Jesus in seiner Rede benutzt. „Ihr seid das Licht der Welt“, verkündet er. Wie eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben kann, so soll es auch mit unserem Glauben, unserer Freude am Evangelium und unseren guten Werken sein. Sie sollen vor den Menschen leuchten wie ein Licht auf einem Leuchter.

Jeder soll wissen und sehen, wenn Menschen, die Botschaft Jesu in die Tat umsetzen. Das Gute soll nicht verschwiegen werden, damit die Liebe Gottes Gesicht und Gestalt gewinnt in dieser Welt und Gott dafür Lob und Ehre erhält.

„Wissen Christen besser als andere, wozu sie auf dieser Welt sind?“, frage ich mich angesichts der anspruchsvollen Forderung Jesu an uns, Salz bzw. Licht der Welt zu sein.

„Was ist der Sinn von all dem, was wir täglich tun?“, frage ich weiter mit Volker Ladenthin, der in seinem Buch „Zweifeln, nicht verzweifeln!“ nach dem brauchbaren Nutzen von Religion fragt.

Als Antwort im weitesten Sinn habe ich auf der Seite 105 des Taschenbuchs aus dem Echter-Verlag folgende Formulierung gefunden: „Handle so, dass die Maxime deines Handelns der Idee der Menschheit als sich ewig bildende und zu verantwortende nicht zuwiderläuft. Das wäre der religiöse Imperativ, der für alle Menschen gilt.“ Auf Seite 66 behauptet Ladenthin: „Wir leben in der Gesamtheit dessen, was zu wissen sein müsste, wenn wir verantwortungsvoll leben wollen.“ Der Autor stellt alles Handeln unter „Ewigkeitsvorbehalt“ und kann mit dieser bestechenden These wohl viele Befürworter unterschiedlicher Couleur gewinnen.

Jesus formuliert ähnlich, wenn er sagt, das Reich Gottes sei nahe.

Im Jetzt und Hier zeigt sich, was dahinter steckt. Unser Tun und Reden darf beurteilt werden nach dem „Ewigkeitsvorbehalt“. Volker Ladenthin zieht aber auch den Umkehrschluss. Damit wir unser Pulver nicht verschießen und, um im Bildwort zu bleiben, damit das Salz nicht fad wird, sollten wir bestimmte Fehler vermeiden. Geradezu symptomatisch für einige selbst gemachte Probleme in unserer Kirche erscheint mir, was Ladenthin den sogenannten Kategorienfehler nennt. Zitat: „Wenn man etwa auf die Frage ‚Wie spät ist es?‘ antwortet: ‚Drei Kilometer.‘ Die Antwort mag ja richtig sein, nur passt sie nicht zur Frage. Der Antwortende begeht einen Kategorienfehler.“ (S. 93)

Was können wir daraus schlussfolgern? Manches, was in der Kirche vehement betont wird, entspricht keiner Frage, die unter dem Ewigkeitsvorbehalt betrachtet von Bedeutung ist und verpasst somit die würzende Wirkung. Anderes gewinnt dagegen unermesslich an Bedeutung, wenn wir es im Licht der Verantwortung betrachten, die uns die Botschaft vom Nahen Reich Gottes auferlegt. Das eine vom anderen zu trennen, ist unsere Aufgabe.
Und ganz nebenbei, bei anstehenden schwierigen Fragen könnten salziges Knabbergebäck oder Nüsse zwecks Steigerung des Dopaminspiegels bei der Entscheidungsfindung vielleicht helfen.

(Quelle: Luxemburger Wort)

Christine BUßHARDT
christine.busshardt@cathol.lu
 
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