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Jahr A (2016-2017)  
13. Mai 2017

„Zeige mir den Weg, führe mich ans Licht“

14.05.2017

Joh 14,1-12

Sie begegnen einem Ihnen interessant scheinenden Menschen und wollen ihn näher kennenlernen. Im Zeitalter der neuen Medien sollte dies keine Schwierigkeit mehr darstellen. Aber lernen Sie so den authentischen Menschen kennen? Wäre es nicht besser die Person selbst zu fragen, wer sie ist und was für ihr Leben ausschlaggebend ist. Die aussagekräftigste Antwort wird wohl sein: „Ich bin …“

Das Johannesevangelium zeigt eine ähnliche Situation. Kurz vor seinem Tod wird Jesus von seinen Freunden gefragt, wer er, dem sie nachfolgten, der ihrem Leben Orientierung, Mut und Zuversicht gab, denn nun sei.

In seiner Antwort greift Jesus auf die für das Hebräische Denken typische Bildersprache zurück. Selbstreflektierend sagt er: „Ich bin“.

Schon diese zwei Worte verdeutlichen, dass sich Jesus in einer besonderen Beziehung zu Gott sieht, denn Gott stellt sich Mose als „Ich bin der ich bin“ [1] vor. In seinem Namen zeigt Gott sein ganzes Programm – Ich bin für dich da und werde immer für dich da sein, du kannst auf mich zählen.

Mit diesem Gott ist Jesus zutiefst verbunden, und er versucht seine Freunde zu trösten. Ihre Geschichte mit ihm und mit Gott ist durch seinen Tod nicht zu Ende.

In nur einem Satz beantwortet Jesus die drei Grundfragen des menschlichen Lebens, indem er sich als den Weg, die Wahrheit und das Leben bezeichnet“ [2]. Er bietet also keine Alternativen. Wer zu Gott kommen möchte, muss sich an Jesus orientieren, denn Gotteserkenntnis und Christuserkenntnis sind eine unlösbare Einheit. [3]

„Ich bin der Weg“: dieses Bildwort weist auf die Fragen nach Sinn und Orientierung. Oft gehen Menschen davon aus, dass es viele Wege zum Ziel gibt, [4] aber Jesus betont, dass es zu Gott nur einen Weg gibt. Es gibt keine Tausende von Wegen, die zu dem von Jesus verkündeten Gott führen, mögen sich die verschiedensten Denkansätze noch so gut anhören. Auch die sogenannte „Patchwork Religion“, in der sich jeder aus allen Religionen das herausnimmt, das ihn am besten arrangiert, führt letztlich nur zu dem eigenen Ich und nicht zu Gott.

Nein, will ein Christ zum liebenden und barmherzigen Gott finden, muss er den von Jesus vorgelebten Weg einschlagen. Er muss den Weg vorleben, den Weg der Einhaltung der Gebote und der Zuwendung zum Nächsten.

„Ich bin die Wahrheit“: Jesus versteht Wahrheit wohl im alttestamentlichen Sinn: Wahrheit als Verlässlichkeit und Treue Gottes. [5]

Wer wahrhaftig ist, bei dem stimmen Aussage und Tat überein. Und Jesus lehrt nicht nur die Liebe und die Barmherzigkeit Gottes, er beweist sie in seinem Leben jeden Tag von neuem.

„Ich bin das Leben“: Wer dem Weg Jesu folgt, der findet das Leben. Trotz unterschiedlichster Lebensentwürfe und Biografien kann er sein Leben aus der Vordergründigkeit herausnehmen und wird sich getragen fühlen. Wo wir Unrecht, Unterdrückung und Gewalt nicht hinnehmen und uns für Gerechtigkeit und Frieden stark machen. Wo wir die nicht übersehen, die von den Karrieren auf der Überholspur an den Rand gedrängt und aus der Bahn geworfen werden. Wo wir an der Seite derer stehen, die in einer globalisierten Welt zu hoffnungslosen Verlierern werden. Da können wir erleben, was das Leben ist. [6]

Wenn wir also auf die Aussage Jesu vertrauen, dann sind wir nicht gnadenlos allein und verlassen, sondern können das Leben meistern. Ist dies nicht ein Versuch wert?

Der Titel des Kommentars bezieht sich auf das Lied des Schweizer Rappers Bligg, „Zeig mir dä Wäg“, in Cristnel Eugen Rosu, Predigt vom 21. Mai 2011, in www.predigtpreis.de

Quelle: Luxemburger Wort

[1vgl.: Ex 3, 14

[2vgl. Johannes, 14, 6

[3Johannes 14, 9 „… Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“; Johannes 14, 11 „Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist“

[4Man beachte nur das Sprichwort: „Viele Wege führen nach Rom“

[5Psalm 33, 4: Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.

[6Dr. theol. Sascha Flüchter, Predigt über Johannes 14, 1-6, in www.predigtpreis.de

Ruth BACHTLER
 
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