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Jahr A (2019-2020)  
24. Oktober 2020

Liebe3

Kommentar zum 30. Sonntag im Jahreskreis von Henri Hamus (25.10.2020)

Jesus lässt sich nicht aufs Eis locken. Weder bei der Frage, ob es erlaubt ist, dem Kaiser Steuer zu zahlen, noch bei der Frage nach der Auferstehung der Toten. Nach diesen sehr heuchlerischen Anfragen, wollen seine Gegner ihn noch einmal aus der Reserve locken: welches Gebot ist groß im Gesetz? Es gab 613 Gebote und Verbote, an die sich fromme Juden zu halten hatten. Und es gab natürlich die Zehn Gebote.

Jesus bezieht sich auf das jüdische Gebet Schëma: „Höre Israel! Der HERR, unser Gott, der HERR ist einzig - du sollst den Herrn, deinen Gott lieben“. Und überraschend fügt Jesus hinzu: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“

Jüngerinnen und Jünger Jesu haben sich an diesem sogenannten Doppelgebot zu messen. Die Jugendreferentin im Bistum Paderborn Maren Gödde spricht von „Liebe3“ – Liebe hoch 3: Gottesliebe – Nächstenliebe – Selbstliebe! Diese drei Lieben beziehen sich eine auf die andere.

Gott zuerst

Ausgangspunkt ist immer die Liebe Gottes zum Menschen: „Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat“ (1. Johannesbrief 4:19-21). Die Glaubensgeschichte des Volkes Israel ist wie ein einziges Bekenntnis dieser zuvorkommenden, treuen Liebe Gottes. „Ich habe das Elend meines Volkes und ihre laute Klage gehört“ (Ex 3,7). Und Gott befreit sein Volk. Immer wieder zieht er es an sich, besonders wenn das Volk untreu ist und sich entfernt: „Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, / mit den Ketten der Liebe“ (Hosea 11,4). Diese Gottesliebe, Agape ist eine bedingungslose, einseitige, grenzenlose, befreiende und auf andere zentrierte Liebe: sie will das Beste, das Leben, das Glück für die Menschen, immer auch heute.

Wer Gott liebt, antwortet auf diese Liebe: bewundernd, staunend, dankend bete ich die „Macht der Liebe“ an - mit ganzem Herzen und ganzer Seele und mit all meinen Gedanken. Im Hören auf Gott und sein Wort, in Anbetung und Danksagung, in Meditation und Sakramenten, in Sorge um den Menschen und in gelebter Solidarität mit den Menschen, liebe ich den, dessen Liebe unbegreiflich und unendlich ist. Jeanne d’Arc sagte: „Messire Dieu, premier servi“!

Alle Geschwister

Dem anderen Menschen Nächster werden, ist nicht Sache von Sympathie oder Neigung – es geht um eine willentliche Entscheidung zur Wertschätzung des anderen: er ist es wert geliebt zu werden! „Fratelli tutti“, sagt Papst Franziskus und schließt in diese „fraternité“ (Brüderlichkeit / Geschwisterlichkeit) alle Menschen ein. Jesus selber gibt die Liebesordnung vor: er identifiziert sich mit den Geringsten, den am meisten vom Leid Getroffenen, mit den Weggeworfenen und Ausgegrenzten. Diese Liebe schließt Feinde und Gegner ein, denn in ihnen ist das Gesicht der Ebenbildlichkeit Gottes und die von Gott geschenkte Liebenswürdigkeit am meisten entstellt! Dem guten Samariter ist der Verletzte wichtiger als seine Reise, seine Termine und Geschäftspartner: er sieht den Menschen, der ohne seine Zuwendung zugrunde gehen könnte. Die Liebe zum Nächsten schließt immer die Liebe zur Schöpfung, den Einsatz für ihre Bewahrung und die Sorge um die kommenden Generationen ein!

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Die Liebe zu sich selbst hat nichts mit narzizistischer Selbstverliebtheit und eigensüchtigem Egoismus zu tun. Sie ist: sich selbst lieben, wie Gott mich liebt; dankbar sein für das Geschenk des Lebens und der persönlichen Eigenart und dieses Geschenk achten, mit ihm fürsorglich umgehen und die erhaltenen Talente gebrauchen und einsetzen.

In einem neueren Kirchenlied heißt es: „Liebe ist nicht nur ein Wort, - Liebe das sind Worte und Taten.“

Liebe3, so wie Jesus sie uns im Sonntagsevangelium vorstellt, ist nicht sentimental und unverbindlich, nicht nur ein Wort; sie ist Liebe in Tat und Wahrheit – oder sie ist nicht!

Henri HAMUS
henri.hamus@cathol.lu
 
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