lb fr pt en de
Jahr B (2017-2018)  
14. Juli 2018

Christus, der Arzt und Heiland

Kommentar zum 15. Sonntag im Jahreskreis von Mathias Schiltz (15.07.2018)

Mk 6,7-13

Jesus sendet seine Apostel aus. In einer Art von Einübung oder Praktikum mögen sie erste Erfahrungen sammeln für ihre spätere Missionstätigkeit, durch die sie die Sendung Jesu fortsetzen sollen. Dazu gibt er ihnen eine Reihe von Weisungen mit auf den Weg. Diese lassen sich in ein paar Worten zusammenfassen: äußerste Einfachheit und Bedürfnislosigkeit, ein absolutes Minimum von Mitteln, Verzicht bis auf das Lebensnotwendige.

Wir dürfen und müssen uns fragen, was in 2 000 Jahren Kirchengeschichte aus diesen radikalen Anordnungen geworden ist – einmal abgesehen von den Bettelorden. Aber auch sie haben sich weitgehend eingerichtet.

Doch noch befremdlicher als diese Instruktionen ist der Auftrag selber, den Jesus seinen Jüngern gemäß der Kurzformel des Markusevangeliums erteilt: „Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben“ (Mk 6,7-8). Exorzismen als Hauptaufgabe der ausgesandten Zwölf! Exorzismen, gewiss nicht mit magischen Zauberformeln wie im Heidentum, sondern Gott anflehend und beschwörend, aber immerhin. Damit tauchen wir in eine Weltsicht, die kaum unseren heutigen Vorstellungen entspricht.

Schließlich haben die Jünger selbst die Sendung umfassender verstanden: Sie „riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie“ (Mk 6,12-13), wie es am Schluss der heutigen Perikope heißt. So entspricht es auch dem ausführlicheren Sendungsbefehl im Matthäusevangelium: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus“ (Mt 10,7).

Das bleibt, über die zeitbedingten Vorstellungen hinaus, auch heute aktuell: Einbruch des Gottesreiches und der Gottesherrschaft. „Jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen“ (Joh 12,31). – Umkehr, Abkehr vom Bösen, Kampf gegen das Böse in all seinen Formen und letztlich gegen den Urheber des Bösen, den Bösen schlechthin.

Anderseits Salbung mit Öl als Balsam für Leib und Seele. – Heilung des Menschen von der Wurzel her, integrale Heilung durch Christus, den „Heiland“, wie es früher hieß, der den ganzen Menschen heil macht, rundum und endgültig. Hat er sich doch selbst als Arzt bezeichnet (Mk 2.17 parall.).

Es sind diese Zusammenhänge, die den Theologen und Religionsphilosophen Eugen Biser (1918-2014), Inhaber des Münchener 
Guardini-Lehrstuhls, bewogen haben, das Christentum als „therapeutische Religion“ zu verstehen. In diesem Kontext ist auch das vielleicht sperrige Wort „Vollmacht“ zu Beginn unserer Perikope zu verstehen: „Er gab ihnen die Vollmacht …“ Die Vollmacht ist dem Heilsauftrag untergeordnet. Sie ist Berufung zum Dienst, Ermächtigung und nicht Beherrschung. Autorität kommt vom lateinischen „augere“; dies bedeutet mehren, größer machen, fördern, aufrichten und auf die eigenen Füße stellen. Auch das muss in der Kirche immer wieder aufs Neue bedacht und verinnerlicht werden.

Quelle: Luxemburger Wort

Mathias SCHILTZ
mathias.schiltz@cathol.lu
 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu