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Jahr B (2017-2018)  
28. April 2018

„Diese Oberflächlichkeit verdummt und ermüdet“

Kommentar zum Sonntag von Pater Théo Klein scj (29.4.2018)

Joh 15,1-8

Jeder von uns kennt das Phänomen der Müdigkeit, verbunden mit einer gewissen Antriebs- und Mutlosigkeit. Müdigkeit kann einerseits lähmen, aber anderseits ein hohes Maß an Handlung hervorbringen. Wir beobachten das genauso in der Gesellschaft wie in der Kirche.

Vor Jahren hat Neil Postman das Buch „Wir amüsieren uns zu Tode“ publiziert, in dem er die Infantilisierung der Gesellschaft durch einen Mangel an Ernsthaftigkeit in allen möglichen Bereichen des öffentlichen Lebens beklagt. Diese Oberflächlichkeit verdummt und ermüdet den Menschen total. Oft haben wir den Eindruck, dass allein wir von dieser Müdigkeit befallen sind. Allerdings ist Müdigkeit keine Erfindung unserer Zeit.

Es gibt eine Müdigkeit, die durch geistige und spirituelle Blutleere zum Glaubensschwund führt. So ist zum Beispiel der Hebräerbrief an eine Gemeinde geschrieben worden, die müde geworden ist. Da ist der Glaube noch frisch und ursprünglich, aber die Christen sind trotzdem müde geworden. Ähnlich ist das Wort Jesu zu verstehen: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch“, damit die Christen nicht müde werden.“ Das Wort „bleiben“ wirft bei vielen Zeitgenossen Fragen auf: in der Kirche bleiben, beim Glauben bleiben, bei Christus bleiben? Wenn wir müde sind, stehen wir vor der Alternative: bleiben oder gehen. Wir sind gewohnt zu fragen: Lohnt sich das? Bringt mir das was?

Die Worte, die Jesus spricht, wollen genau darauf eine Antwort geben. Diese Worte stehen an einer ganz bemerkenswerten Stelle im Evangelium, dort beginnt der zweite Teil der Abschiedsreden. Es ist der letzte Abend Jesu, den er mit seinen Jüngern verbringt, bevor sie ihn alle im Stich lassen. Mit diesen Worten wollte Jesus die wankelmütigen Jünger noch einmal daran erinnern, um sie mit ihrer Entscheidung zu konfrontieren.

Jeder muss sich damit selber auseinandersetzten: Soll ich es machen, wie all die anderen, denen alles egal ist, deren Müdigkeit so groß ist, dass sie zum Beispiel den Schritt zur Sonntagsmesse nicht mehr schaffen? Oft ist es kein schlechter Wille, aber durch die Müdigkeit schläft der Glauben nach und nach ein und wird vielleicht auch nicht mehr wach.

Das Bild vom Weinstock und den Rebzweigen ist den Menschen bekannt. Die ganze Kraft, die die Reben haben, ziehen aus dem Weinstock – von Jesus. Ohne den Weinstock verdorren die Reben. Die leblosen Rebzweigen werden abgeschnitten, weil sie den anderen die Kraft und den Saft nehmen. Es kommt auf die lebendige Verbindung mit Jesus Christus an. Augustinus kommentiert: „Wir können sagen, dass seine Worte in uns bleiben, wenn wir tun, was er lehrte und liebte, was er verhieß. Wenn wir aber seine Worte nur in unserem Gedächtnis bleiben und nicht in unserem Leben zu finden sind, dann ist die Rebe nicht mit dem Weinstock verbunden, weil sie das Leben nicht aus der Wurzel zieht.“

Da ist so ähnlich mit Menschen, die uns nahe sind, wir halten an deren Wort fest, in dem wir sie ernst nehmen.

Quelle: Luxemburger Wort

Théo KLEIN s.c.j.
 
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