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Jahr B (2020-2021)  
5. Februar 2021

Dasein für andere und Hinhören auf Gott

Kommentar zum 5. Sonntag von Sr. Danièle Faltz (7.2.2021)

Der Evangelientext vom nächsten Sonntag liefert uns eine Momentaufnahme im öffentlichen Leben Jesu. Sozusagen, den Einblick in einen typischen Tag. Er beginnt in der Synagoge, mit der spektakulären Heilung eines Besessenen. Danach geht Jesus mit Jakobus und Johannes zu Petrus und Andreas nach Hause. Er hatte sich wohl dort, bei der Familie des Petrus, einquartiert. Man erzählt ihm von der kranken Schwiegermutter, die unter Fieber leidet. Ganz unspektakulär richtet Jesus die kranke Frau auf, die sich unverzüglich in den Dienst der Gäste stellt. Gegen Abend, nach Sonnenuntergang und am Ende des Sabbats, werden alle Kranken aus der Stadt zu ihm gebracht und er heilt sie.

Danach ist Nachtruhe angesagt, aber Jesus braucht jetzt Abstand, noch vor Sonnenaufgang verschwindet er in die Berge, um dort zu beten. Seine Freunde suchen ihn. Vermutlich sind sie noch nicht lange genug zusammen, um zu wissen, dass Jesus diesen Abstand braucht und ihn immer suchen wird.

Il nous précède en Galilée (©Maggy Masselter)

Dieses Evangelium zeigt eindeutig, wie Jesus in seinem öffentlichen Leben die Spannung zu meistern wusste zwischen Dasein für andere und Hinhören auf Gott. In der Stadt und auf dem Berg, am Tag und in der Nacht, in den Begegnungen mit den Menschen und im Alleinsein mit seinem Vater, im Handeln und im Gebet, immer vermittelt er den Eindruck großer innerer Einheit. Ob in der Hektik des Tages oder in der Ruhe der Nacht, irgendwie spürt man: dieser Mensch ruht in Gott, und deshalb kann ihn auch nichts aus der Ruhe bringen. Er wird sich auch nicht ablenken lassen von dem, was ihm im Moment wichtig ist, ob es die Nähe zu den Menschen ist oder das Alleinsein mit Gott.

Was mich beeindruckt, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Jesus beide Pole seines Lebens miteinander verbindet. Leider ist das in unserem Leben weder selbstverständlich noch einfach.

Als Christen wollen wir ja auch da sein für andere. Wie Jesus. Wir haben das Evangelium gelesen; besonders das 25. Kapitel bei Matthäus macht uns hellhörig und bereit: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“ Wir nehmen das ernst, und viele Christen engagieren sich tatkräftig für die Mitmenschen, in ihrer Familie, in ihrem Beruf und in gemeinnützigen Diensten.

Dabei haben die meisten es schwer, das innere Gleichgewicht, die innere Einheit zu finden. Wir erleben uns oft als hin und her gerissen zwischen dem Einsatz für die Mitmenschen - deren Anforderungen und Nöte eigentlich immer dringend sind - und dem berechtigten Wunsch, in der eigenen Mitte zu ruhen, um dort Gott zu suchen und zu finden.

Wie ist es möglich, dass das für Jesus so selbstverständlich scheint und in unserem Leben oft so schwierig ist?

Ich erkläre mir das so: wenn wir Menschen handeln, besonders, wenn wir Gutes tun und uns in den Dienst anderer stellen, sind wir selten ganz frei von unserem Selbst. Wir tun Gutes, aber irgendwie tut uns das auch gut, wir gefallen uns dabei, es stärkt unser Selbstgefühl, gibt uns Wichtigkeit; vielleicht erwarten wir auch Lob und Dank, alles unbewusst natürlich. Deshalb drängt es uns, unsere Dienstbereitschaft zu steigern, immer besser zu sein, besonders im Vergleich zu andern.

Von solchen Erwägungen ist Jesus wirklich frei, er hat nur eine Ambition: in jedem Moment seines Lebens das zu tun, was Gott gefällt. Seine innere Sicherheit ist in Gott, er braucht den Menschen nicht zu gefallen.

Das wird auch deutlich in unserem Text: Simon Petrus und seine Freunde finden ihn draußen beim Gebet und erklären ihm, dass die Menschen der Stadt ihn alle suchen. Sie erwarten noch mehr von ihm.

Aber Jesus ist ein wirklich freier Mensch. Er kann und will nicht auf alle Anforderungen eingehen. Das ist der Unterschied zu uns: wir möchten allen gefallen und alle Probleme der Welt lösen, aus eigener Kraft. Deshalb sind wir manchmal so erschöpft.

Jesus braucht nichts zu beweisen, er will nur was Gott will. Von dort kommt sein Auftrag: die frohe Nachricht vom Guten Gott verkünden hat für ihn allerhöchste Priorität. In diesem Auftrag steht er, aufrecht, frei, gesichert in Gott, und er wird auch bald spüren, dass er genau an diesem Auftrag sterben wird.

Danièle FALTZ r.d.c.
daniele.faltz@cathol.lu
 
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