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Jahr B (2020-2021)  
27. August 2021

Von Innen nach Außen

Kommentar zum 22. Sonntag von Fränk Strock (29.8.2021)

In der Synopsis zum Film „Child 44“ heißt es : Stalin hatte dekretiert, dass es in dem perfekten kommunistischen Staat keine Kriminalität gäbe. Nun stößt aber Leo Demidov, Agent der Geheimpolizei, auf die Taten eines Serientäters. Der Film, basierend auf dem Buch von Tom Rob Smith, wirft eine langdiskutiert Frage auf, ob eine gute Gesellschaft gute Menschen hervorbringt.

Im Evangelium dieses Sonntags sagt uns Jesus das Gegenteil: „Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken...“ (Mk 7,21) Aber, gibt es nicht äußere Umstände, die ein Fehlverhalten erklären?

Der Film „Joyeux Noël“ beschreibt das Phänomen aus einer anderen Sicht: In den Gräben 1914 am Vorabend zu Weihnachten gibt einen Waffenstillstand. Im deutschen Graben beginnen Soldaten Weihnachtslieder zu singen, und bald stimmen die Franzosen und Schotten in den Gesang mit ein. Sie kommen aus ihren Gräben und lernen sich kennen, verbringen einen friedlichen Weihnachtstag zusammen. Und wie es kommen muss, am 26 Dezember können sie nicht mehr auf den Gegner schießen. Diese Soldaten kamen vors Kriegsgericht, und manche wurden hingerichtet. Ähnliches wurde auch noch 1917 berichtet, nur die Soldaten zielten zwar auf ihre „Gegner“ ab dem 26.12., jedoch schossen sie bewusst daneben.

Was läuft denn im einem Menschen ab, wenn er eine Situation kommt, auf die er mit Gewalt oder unangemessen reagiert. Aufschluss fand ich in der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg, in der Aufarbeitung eines Wutausbruchs: in einer Kneipe vernimmt Bob ein Schimpfwort für sich und es kommt zur Schlägerei. Bob hat das Schimpfwort gehört und er fühlte sich enttäuscht, schockiert oder... Auf jeden Fall ein Gefühl, das er schwer erträgt. Wer ist schuld an diesem Gefühl? „Na der Trottel da drüben!“ Und so verwandelt sich das 1. Gefühl in Wut.

Was hätte Bob anders machen können? Das Wort „Trottel“ (oder sonst etwas), das durch seinen Kopf jagte, erniedrigt den Gegenüber und erlaubt eine Schlägerei. Man kann auch sagen, dass es den Andern entmenschlicht, und mit Unmenschlichem kann man vieles tun, was man nicht mit Gleichgestellten tun würde (was den Soldaten an Weihnachten im ersten Weltkrieg passiert ist, der Gegner wurde wie ich!). Hier setzt Bob sein Gefühl (das jeder mal in sich hat) in eine Tat um, die eventuell unentschuldbar ist.
Der Ausweg? Eine Grundeinstellung in uns entwickeln, die es uns nicht erlaubt einen Andern zu entmenschlichen: eine Haltung von Wohlwollen, oder ich bevorzuge das französische „Bienveillance“, gut auf sich und die andern Acht geben. Ich erlaube mir Fehler zu machen, wie es auch andere dürfen, ohne mich und den andern zu verurteilen. Den Andern mit Gottes Augen sehnen, denn am Abend der Schöpfung des Menschen, fand er das „sehr gut!“ (Gen 1,31)

Um zu dieser Einstellung zu kommen, wäre es hilfreich, wenn sie als Leser nun ihre Bibel aus dem Regal nehmen und die Texte dieses Sonntags mit der Bergpredigt in Matthäus (5.-7. Kapitel) aus diesem Blickwinkel meditieren.

Fränk STROCK
frank.strock@cathol.lu
 
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