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Jahr C (2015-2016)  
17. September 2016

Alltag als Weg der Heiligkeit

18.09.2016

Lk 16,1-13

„Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.“ (Lk 16,10), so die Kernaussage des heutigen Sonntagsevangeliums. Ich möchte dieses Evangelium mit meinem Kommentar des 23. Sonntags im Jahreskreis vor zwei Wochen verbinden und nochmals Papst Benedikt zitieren: „Nicht der Kopfsprung in den Heroismus macht den Menschen heilig, sondern das geduldige und demütige Gehen mit Jesus, Schritt für Schritt.“ Das geduldige und demütige Gehen mit Jesus vollzieht sich im Alltag, in den kleinen Dingen dieser Welt.

Aufmerksam für die kleinen Dinge

Jesus lenkt unseren Blick heute ganz bewusst auf die kleinen Dinge und macht deutlich, dass diese eine große Bedeutung für das Gelingen oder Scheitern im Leben haben. Unser Leben ist voll von Kleinigkeiten – Kleinigkeiten, die von uns eine Entscheidung verlangen. Es sind jene unscheinbaren Erlebnisse und Situationen, die uns ausmachen und uns begleiten. Oft geht es dabei um zwischenmenschliche Beziehungen. Zuhause, auf dem Weg zur Arbeit, bei der Arbeit, in der Freizeit: Überall begegnen wir Menschen. Und schon beginnen die Kleinigkeiten. Wie reagieren wir auf diese Menschen? Wie gehen wir mit ihnen um? Wie leben wir diese Begegnungen? Diese kleinen, unscheinbaren, Begegnungen haben eine große Auswirkung, sowohl auf jene, denen wir begegnen als auch auf uns selbst. Wir können also maßgeblich mitentscheiden, wie sich diese Begegnungen entwickeln. Versuchen wir den schlecht gelaunten Kollegen aufzumuntern, ermöglichen ihm so einen besseren Fortgang seines Tages; oder ignorieren wir ihn? Haben wir ein freundliches Wort oder einen freundlichen Blick für jene, die uns begegnen? Erkennen wir den Hilfsbedürftigen, der uns kreuzt? Diese kleinen Beispiele zeigen uns, dass von der Beachtung oder Nichtbeachtung der Kleinigkeiten unseres Alltags, größere Dinge abhängen. Wir sind eingeladen, durch unsere Aufmerksamkeit auch für die kleinen Dinge im Alltag am Reich Gottes mitzuwirken.

Lästige geduldig ertragen

Manche Beziehungen kosten aber auch Kraft und erfordern Geduld, damit es nicht zum Streit kommt. Ich möchte deshalb an diesem Sonntag, im heiligen Jahr der Barmherzigkeit das fünfte geistige Werk der Barmherzigkeit erwähnen: „Lästige geduldig ertragen“. Wer in Christus seinen Grund hat, kann auch den Schwachen und Lästigen tragen, ohne daran zu zerbrechen. Anselm Grün hat in seinen Betrachtungen zu den Werken der Barmherzigkeit erklärt, was das geduldige Ertragen der Lästigen heißen kann:

„Gebt denen, die euch belästigen, nicht so viel Macht.
Bleibt standhaft.
Zeigt Stehvermögen
Fallt nicht um!
Bleibt bei euch.
Lasst euch nicht verbiegen.“

Ja, die Lästigen dürfen so sein, wie sie sind. Sicher zähle auch ich, und vielleicht auch Sie liebe Leserin, lieber Leser, zumindest hin und wieder zu ihnen. Aber lassen wir die Gemeinschaft nicht von ihnen bestimmt werden.

Jesus ruft uns auf, den Kleinigkeiten im Leben Beachtung zu schenken, ihnen unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Beachtung der Kleinigkeiten macht uns offen für die Wege des Herrn und führt uns näher daran, unser Leben als Christen zu verwirklichen. Ja, durch den Aufruf, den kleinen Dingen in unserem Leben ihren Wert zu geben, ruft Christus uns auf, jede Art von Spaltung zwischen Glauben und Handeln im Alltag zu überwinden. Gehen wir demütig diesen Weg, so setzen wir Christus an die Spitze unserer Tätigkeiten und helfen, dass er die Welt von innen her neu gestalten kann. Vergessen wir nicht, dass jede Tätigkeit, und sei sie noch so klein, in den Augen der Menschen Mittel ist, Gott und den Menschen zu dienen. So zeichnet der Alltag den Weg der Heiligkeit.

Patrick DE ROND
patrick.derond@cathol.lu
 
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