lb fr pt en de
Priedegten 2022  
17. Mai 2022

Ältere Menschen

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (17. Mee 2022)

Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (2 Kor 4,7-10)

Diesen Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.

Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet.

Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird.

Vor nicht allzu langer Zeit war ich bei einem älteren Ehepaar. Der Mann ist krank, pflegebedürftig und die Frau kümmert sich rührend um ihren Mann. Die Frau beschwerte sich auch nicht über die nicht einfache Situation. Der Mann wusste die liebevolle Betreuung seiner Frau sehr zu schätzen und sagte: „Meine Frau ist ein Schatz!“ Die Frau sagte, dass sie sich gegenseitig Halt geben würden. Wenn der Mann zu seiner Frau sagt: „Du bist ein Schatz“, dann kommt mit dieser Aussage zum Ausdruck: Du bist für mich ganz wertvoll und mit Geld nicht zu bezahlen. Die Beziehung zu dem Menschen, der mit mir geht, der Freude und Leid mit mir teilt, der mir zuhört und mich versteht, ist also von besonderem Wert.

Viele ältere Menschen verspüren die Einsamkeit intensiv, besonders dann, wenn sich ein wichtiger Mensch „verabschiedet“ hat, oder die Verbindung zum Partner oder zur Familie verloren gegangen ist. Im Gespräch mit älteren Menschen spüre ich tiefen Schmerz und Trauer darüber, wie viel damit verloren ging und wie schwer solch ein Schatz zu ersetzen ist; wie mutlos und trostlos ein Mensch ohne tiefe Beziehung ist. Das Leben verliert oft allen Sinn.

Ein älterer Mensch ist ein Schatz, der wichtige „Lebensschätze“ im Sinne von Erlebnissen und Erfahrungen, die tief in der Seele mitgehen und sie nähren, uns mit auf den Weg geben - und abhängig davon, ob sie freudig oder traurig sind. Diese Lebenserfahrungen sind real. Das wird auch oft äußerlich sichtbar, wenn jemand davon berichtet und die Augen zu leuchten beginnen. Das Leben wird reich und weit durch all die vielen Eindrücke, die wir im Laufe des Lebens als wertvolle Geschenke mitnehmen dürfen. Ich denke auch an die vielen älteren Priester und Ordensleute.

Ältere Menschen fallen in Depression, wenn sie sich nicht mehr voll in die Gemeinschaft einbringen können oder den Eindruck haben, sie würden nicht mehr gebraucht, würden sogar mehr stören als nützen. Ja es gibt Menschen, die werden hart und verbittert. Es gibt auch Menschen, die nehmen ihre Lebenssituation in gelassener Weisheit an. Ein älterer Mann, den ich regelmäßig besuche, und dessen Gesundheitszustand sich kontinuierlich verschlechtert hat, sagte mir: „Ich nehme wie es kommt und ich nehme als Aufgabe, das Beste draus zu machen.“ Er hat seinen gebrechlichen Gesundheitszustand angenommen, statt darüber zu jammern. Sein Leben hat sich reduziert, aber er ist im Frieden mit sich selbst. Der Spruch, den wir oft in unserer Gesellschaft hören: „Hauptsache gesund!“ wirkt dann mit einem Mal blass.

Es ist klug, rechtzeitig darüber nachzudenken, was die Hauptsache werden kann. Egal in welchem Alter wir sind, es ist nie zu spät wirklich aufzuwachen. Ein gewichtiges Element für die gute Gestaltung von Krankheit und Alter sind zweifellos Glaube und Beten. Pater Fidelis Ruppert, früherer Abt der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, sagte, dass man im Alter, wenn man bewusst gläubig leben möchte, sich nicht mehr so sehr mit der Frage beschäftigt: Was glauben wir? Woran glauben wir? Sondern vielmehr: Wem glauben? Und wem wollen wir unser Leben anvertrauen?

Dabei geht es nicht darum, was wir alles über Gott sagen können, sondern wie wir diesem Gott begegnen können. Es geht darum, wie Gott mich berühren kann und ich ihm. Es geht um die Erfahrung seiner Wirklichkeit. Oder wie eine ältere Ordensschwester sagte: „Je älter ich werde, desto weniger glaube ich, und das umso fester.“ Das, was dann geblieben ist, ist eigentlich nicht ein Weniger, sondern ein Mehr, etwas, in dem man feststehen kann. Es geht nicht mehr um die Quantität des Geglaubten, sondern um die Qualität, die erfahrenen Tiefe. Im Alter geht es nicht mehr so sehr um Diskutieren.

Es geht um eine Tiefe, die man in der Stille entdeckt, die man durch das Zerreden und Diskutieren nicht entdecken würde. Auf die Unergründlichkeit Gottes lauschen, in der Stille einer Kirche, im Zimmer, im Schweigen der Nacht oder der Natur. Einfach vor Gott still sein, das ist vielleicht die wichtigste Form unseres Betens, gerade auch, wenn wir an viele ungelöste Fragen unseres eigenen Lebens und unserer Welt denken. Das kann mehr sein als viele Worte. Nicht die vielen Worte zählen vor Gott, sondern was wir leben.

Das gilt auch für das Gebet. Es genügen wenige Worte, nicht „um es halt kurz zu machen“ mit dem Beten, sondern um sich auf wichtige Worte zu konzentrieren, die Wesentliches Beinhalten: Das Vaterunser, ein Psalmvers, wie z.B. aus Psalm 73,26: „Gott ist der Fels meines Herzens und mein Anteil auf ewig.“ Oder einfach, den Namen Jesus, himmlischer Vater anrufen. Solche Gebet sind im Alter ein besonderer Segen, wenn die Kräfte, die Konzentration und das Lesenkönnen nachlassen.

Im persönlichen Brief des Paulus im 2. Korintherbrief heißt es, dass wir zerbrechliche Gefäße sind. Entdecken wir den Schatz in uns, der Gott ist. Der Weg zum Heil geht durch das Kreuz hindurch, nicht daran vorbei.

Maria, Trösterin im Leid lehrt uns, dass wir im Vertrauen auf Gott einlassen, ohne dass wir meinen, wir müssten alles im Griff haben. Der Glaube ist schön.

 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu